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SPEED - Auf Der Suche Nach Der Verlorenen Zeit

SPEED - Auf Der Suche Nach Der Verlorenen Zeit

Titel: SPEED - Auf Der Suche Nach Der Verlorenen Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florian Opitz
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überprüfen lässt, wenn man sie ausprobiert und gegebenenfalls verbessert.
    Das Problem sei nicht, dass wir keine Antworten haben auf die Frage nach Alternativen zum beschleunigten Kapitalismus. Das Problem sei, dass wir verlernt haben, die richtigen Fragen zu stellen, hat mir Hartmut Rosa mit auf den Weg gegeben und damit so trefflich die Ideenlosigkeit unserer Gesellschaft zusammengefasst.
    Ich frage mich, warum wir nicht auch endlich anfangen, uns diese Fragen zu stellen? Wie könnten sie bei uns aussehen und wo müssten sie ansetzen, die Alternativen zu unserem System?
    Denn nicht nur in Bhutan, sondern auch bei uns gibt es Ideen und Utopien, die Alternativen zu unserem Wirtschaftssystem entwerfen oder zumindest Möglichkeiten, es ein wenig menschenwürdiger zu gestalten. Wenigstens als zarte Pflänzchen. Während ich im Flugzeug darüber nachdenke, warum die Bhutaner die Kraft haben, eine Alternative zu verfolgen, und wir nicht, fällt mir die Idee des bedingungslosen Grundeinkommens wieder ein, mit der ich mich vor und während meiner Recherchen zu den Alternativen zum Beschleunigungssystem immer wieder befasst habe. Diese Idee ist so ein zartes Pflänzchen, das bei uns eigentlich mal weiterentwickelt und ausprobiert werden müsste.
    Das bedingungslose Grundeinkommen wird in Deutschland, der Schweiz, Frankreich und einigen anderen Ländern seit Jahren intensiv diskutiert. Nicht nur von linken Aktivisten, sondern auch von namhaften Politikern, selbst aus den Reihen der CDU, Ökonomen und Unternehmern. In Deutschland wird es zum Beispiel seit Jahren öffentlichkeitswirksam vom Milliardär und Gründer der Drogeriemarktkette DM, Götz Werner, propagiert, der für dieses Engagement jedoch vielfach als Träumer belächelt und im Spiegel sogar mit spöttischem Unterton als »Wanderprediger« bezeichnet wurde.
    Die Idee ist nicht neu. Genauer gesagt, geistert sie schon sehr, sehr lange in den Köpfen bekannter Denker herum. Erstmals schien sie bereits in Thomas Morus’ Roman Utopia aus dem Jahr 1516 auf. Prominente Befürworter des bedingungslosen Grundeinkommens im letzten Jahrhundert waren unter anderem so unterschiedliche Persönlichkeiten wie der Bürger rechtler Martin Luther King, der Psychologe und Philosoph Erich Fromm, die beiden Ökonomen und Wirtschaftsnobelpreisträger Milton Friedman und James Tobin, der Architekt und Philosoph Richard Buckminster Fuller sowie der Ökonom und Publizist Jeremy Rifkin. Das bedingungslose Grundeinkommen wurde in den vergangenen Jahrzehnten in Zyklen immer wieder neu diskutiert, verschwand dann aber nach einer Phase großer Medienaufmerksamkeit leider meist ebenso schnell wieder in der Versenkung. Warum eigentlich?
    Das Grundprinzip ist denkbar einfach und schnell erklärt. Jeder Bürger, vom Millionär bis zum Obdachlosen, soll eine gesetzlich festgelegte und für jeden gleiche finanzielle Zuwendung des Staates erhalten, die es ihm ermöglicht, ein menschenwürdiges Leben zu führen. Und zwar ohne dass er dafür eine Gegenleistung erbringen muss. Befürworter und Gegner des Grundeinkommens finden sich heute über die Partei- und Ideologiegrenzen hinweg. Linke sind dafür, Konservative dagegen – und umgekehrt. Auch darüber, wie es genau umgesetzt werden soll, gibt es heftige Diskussionen. Es existieren verschiedene Modelle, die sich vor allem in der Höhe des ausgezahlten Grundeinkommens, der Art der Finanzierung und in der Art und Größe der Einsparung anderer Transferzahlungen unterscheiden. Die einen favorisieren ein Grundeinkommen, das hoch genug ist, um allein den Lebensunterhalt zu sichern. Andere Entwürfe wollen ein niedrigeres Grundeinkommen, das je nach Bedürftigkeit durch zusätzliche Leistungen aufgestockt wird.
    Eine der in Deutschland momentan am meisten diskutier ten Varianten sieht vor, dass jeder Erwachsene bedingungslos 1500 Euro pro Monat bekommen soll, jedes Kind die Hälfte. Finanziert werden soll dieser Einkommenstransfer unter anderem durch eine Abgabe auf den Konsum, der damit teurer und, das wäre ein sehr positiver ökologischer Nebeneffekt, gedrosselt würde. Daneben könnte das Grundeinkommen vor allem durch den Wegfall und die Einsparung vieler bisheriger Steuern, Sozialleistungen wie zum Beispiel Hartz IV und der aufwändigen und häufig demütigenden Sozial- und Kontrollbürokratie bezahlbar werden.
    Ganz klar,

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