Speichelfaeden in der Buttermilch
immer gleich in den ORF -Fuhrpark zu den anderen Automechanikern geschickt.
P.S .: Liebes Tagebuch, das T-Shirt, das ich von Grissemann geschenkt bekommen habe mit dem »Fang i di, fick i di«, wirkt hervorragend in der Damenwelt.
21.8.
Liebes Tagebuch, ich finde die Pornographie-Sommerserie im »Sumpf« höchst erstaunlich, sind doch die beiden »Sumpf«-Redakteure Dr. Ostermayer und Magister Edlinger im Alltag sehr zugeknöpft und körperfeindlich. Dr. Ostermayer zwingt ja sogar seine Hauskatzen, Hemden und Hosen zu tragen, und für Mag. Edlinger gilt schon ein hängender Rollkragen als obszönes Dekolletee. Wie kommt es also, dass gerade die beiden Sexmuffel und Erotikverweigerer, diese Moralapostel übelsten Zuschnitts, in ihrer Sendung offen über Pornographie schwadronieren? Weil sie gezwungen werden, liebes Tagebuch. Weil Senderchefin Eigensperger was »Geiles« im Sommerprogramm haben will und ihr Exekutor, Chefcontroller Blumenau, den beiden angedroht hat, ihre gesamte Bibliothek moderner russisch-orthodoxer Lyrik zu verbrennen, wenn sie es nicht tun. So sitzen die beiden jetzt mit knallroter Birne, knallroten Öhrchen und Näschen Sonntag für Sonntag hinterm Mikrofon und winden sich beim Schweinkramreden.
Liebes Tagebuch, der Druck aus der Chefetage auf uns Mitarbeiter ist enorm. Wer bei FM4 arbeitet, muss Kompromisse eingehen, bis das Rückgrat birst. Jemandem wie Musikchef Makossa blutet täglich das Herz, wenn er immer nur Alternative-Musik ins Programm nehmen muss und nie seine geliebte mittelalterliche Chormusik spielen darf. B.T.O. Spider hasst überhaupt jede Musik, für seine Haikus ist aber kein Platz bei FM4 , obwohl er es in dieser schwierigen Kunst zur Meisterschaft gebracht hat. Hermes ist eigentlich ausschließlich an der Nutzung von Wasserkraft interessiert, aber, liebes Tagebuch, finde dafür bei FM4 einen Sendeplatz! Keiner bei FM4 macht das, was er wirklich will. Auch Grissemann und ich würden lieber etwas ganz Anderes moderieren als öde Unterhaltungssendungen. Eine tägliche Rheuma-Spezialsendung, das wär's, aber für so etwas Wichtiges ist ja in diesem Scheißjugendsender kein Platz.
22.8.
Liebes Tagebuch, nachdem mehrere Tausend FM4- Hörer an »Expedition Österreich« vor Langeweile gestorben sind, haben Stermann und ich einen Brief an die Fernsehbosse geschrieben, mit der dringenden Bitte, im ORF -Fernsehprogramm auch auf potentielle FM4- Hörer Rücksicht zu nehmen. Wir bekamen einen äußerst unfreundlichen Brief zurück, mit der dringenden Bitte, »im FM4- Programm doch wenigstens einmal auf die Millionen von ORF1 - und ORF2 -Zuschauern Rücksicht zu nehmen!« Mit anderen Worten: Wir müssen ab jetzt die Highlights von »Willkommen Österreich« und »Vera« senden. Täglich. In einem dreistündigen Special, moderiert von Miriam Hi. Morgen geht's los. Eingerahmt von einer Radiofassung vom »Money Maker«. Anhand der Geräusche müssen Hörer raten, wie viel Geld der Kandidat im Windkanal eingesackt hat.
Liebes Tagebuch, unser Brief ans Fernsehen ging offensichtlich voll nach hinten los. Wie es aussieht, wird FM4 nur mehr eine akustische Mischung aus ORF1 und ORF2 werden. Boris Uran und Sepp Forcher moderieren abwechselnd die Musik-Spezial-Sendungen, morgens laufen entweder die besten Szenen aus japanischen Zeichentrickfilmen oder alte Wiederholungen von »Schlosshotel Orth«. Wir FM4- Mitarbeiter werden alle umgeschult zu Kabelträger-Assistenten-Hospitanten am Küniglberg. Tja, das wär's dann wohl gewesen, liebes Tagebuch. Und lerne: Lege dich nie mit den Mächtigen dieser Welt an!
23.8.
Liebes Tagebuch, für Geld kann man alles kaufen: Würste, einen Dorsch, ein paar Hüte und auch einen neuen Körper. Nachdem im Sommer viele Kollegen auf Festivals unterwegs waren und von Wiesen bis zum Salzburgring durch schwabbelige, unförmige Körper aufgefallen sind, wurden verschiedene Schönheitschirurgen auf unseren kleinen, pfundigen Schlabbersender aufmerksam. Wir mussten uns alle nackt ausziehen, und die plastischen Chirurgen umkreisten mit dicken Eddings unsere Problemzonen. »Körper wie der Nahe Osten – eine einzige Problemzone«, brachte es ein Arzt auf den Punkt. Allein für die Markierung von Stermanns zahlreichen Problemstellen verbrauchte der gutaussehende Mediziner fast 60 Eddings. Bei mir, der ich immer schon der Körperbewussteste bei FM4 war, soll lediglich ein wenig von der Bierwampe abgesaugt werden, und zwei, drei kleine Korrekturen werden an den Beinen
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