Speichelfaeden in der Buttermilch
vorgenommen. Und an den Armen. Und den Augen, den Ohren, der Nase und dem Mund. Und einen ganz neuen Po soll ich bekommen. Alles Kleinigkeiten gegen das, was bei Stermann oder Zsutty gemacht wird.
Liebes Tagebuch, in riesige Fässer wurde mein abgesaugtes Fett mit dicken Schläuchen geleitet. Neun Fässer allein für die Unterarme! Eine riesige Brustverkleinerung und das völlige Entfernen aller Schwangerschaftsstreifen haben aus mir einen ganz neuen Menschen gemacht. Fast 40 Liter Fett wurden aus meinem Kinn gepumpt, so dass ich endlich nur noch ein Tripelkinn habe. Kollege Zsutty wurde aus Versehen ganz abgesaugt, wir haben ihn aus dem übelriechenden Fettfass ziehen müssen. Vielmehr das, was von unserem lieben CVD übriggeblieben ist. Er ist jetzt ein richtiges Zniachterl mit seinen 146 Kilo.
24.8.
Liebes Tagebuch, Albert Farkas hat die jungen Kollegen zu einem Sitzstreik aufgehetzt, weil sie im Monat weniger verdienen, als wir Alten während eines Kantinenbesuchs für Getränke ausgeben. Natürlich haben die jungen Kollegen das Recht, zu protestieren. Ich bin selbstverständlich solidarisch mit ihnen. Meine Solidarität zeige ich, in dem ich ganz behutsam durch die sitzende Meute gehe und versuche, auf niemanden zu treten. Manchmal stecke ich einem auch ein Zwanzigcentstück zu. »Aber brav mit den anderen teilen, gell?«, sage ich dann und gebe demjenigen eine freundliche Backpfeife. Es ist mir immer schon wichtig gewesen, den Schwachen zu helfen. Stermann unterstütze ich zum Beispiel schon seit 15 Jahren.
Liebes Tagebuch, ich habe Albert Farkas ein paar Tipps gegeben für den Streik. Ich glaube, dass gerade wir Älteren den Jungen da wertvolle Ratschläge geben können, selbst wenn der Streik gegen uns gerichtet ist. Da bin ich großzügig, vor allem, weil ich genau weiß, dass ihre Forderungen nicht erfüllt werden. Ach, herrlich, so ein kleiner Arbeitskampf! Ich habe mir bei Prada schöne Revolutionsklamotten für 5000 Euro gekauft, und dann hab ich gesagt: »Komm, Albert, schreib auf das Plakat: Arschtritte für Sesselkleber. Stermann, Grissemann und Konsorten – auf alte Kacker werf ich Torten!« Eigenhändig habe ich ein Plakat gemalt und den jungen Kolleginnen Mari Lang und Johanna Zechner in die Hand gedrückt. Auf dem Plakat steht: » FM4 – das sind wir! Alte zu Ö1 – sonst setzt es eins!« So ein Streik macht richtig Spaß, wenn man auf der sicheren Seite ist.
25.8.
Liebes Tagebuch, habe für 2,1 Kilometer über 42 Stunden gebraucht, bin sozusagen einen umgekehrten Marathon gelaufen. So richtig durchtrainiert bin ich zurzeit nicht. Meine Muskeln haben in etwa die Konsistenz von Püree, meine Gelenke die Geschmeidigkeit von Ritterrüstungen, und meine Bänder sind so ausgeleiert, dass ich damit nicht mal meine Sportschuhe binden könnte. Selbst meine für meinen Beruf nicht ganz unwichtigen Gesichtsmuskeln sind völlig eingerostet – zwei junge, gutaussehende Praktikanten klappen meinen Ober- und Unterkiefer beim Sprechen auf und zu, eine bewegt meine Zunge hin und her. Dieses Nonstop-Olympia-Schauen hat ein Wrack aus mir gemacht. Ich bin zu müde um einzuschlafen und schau mir mit Chefcontroller Blumenau zusammen zurzeit alles noch mal auf Video an. Die ganzen zwei Wochen Olympiade.
Liebes Tagebuch, ich würde mich als den Leibniz des Sports bezeichnen. Leibniz war der Letzte, der zu seinen Lebzeiten das gesamte Wissen seiner Zeit im Schädel hatte; ich wiederum habe jede Einzelne bei Olympia vertretene Sportart schon betrieben und könnte 2008 in Peking in jeder Disziplin antreten. Taek-Wan-Do, Dressurreiten, Synchronschwimmen, Tontaubenschießen, Gewichtheben – ohne angeben zu wollen, aber ich kann alles und bin in jeder Disziplin sehr gut. Ich hab mir ausgerechnet, dass ich, wäre ich ein Land, im Medaillenspiegel zwischen Australien und Japan gelegen wäre. Als Einzelperson. Meine Zeit beim 4x100 Meter Sprint liegt unter dem olympischen Rekord, im Beach-Volleyball hat kein gegnerisches Duo eine Chance gegen mich. Peking 2008 – ich bin bereit, wenn das IOC mich endlich als Land akzeptiert!
26.8.
Liebes Tagebuch, wenn ich alleine ein Lokal betrete, fragen mich die Menschen immer: »Wie geht es euch?« Ich halte das nicht mehr aus, nicht als Individuum, sondern immer nur als Teil eines Duos betrachtet zu werden. Nur weil ich mit meinen Wurstinstallationen keine große Öffentlichkeit erreiche, heißt das noch lange nicht, dass ich kein eigenständiger Künstler bin. Ich
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