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Speichelfaeden in der Buttermilch

Speichelfaeden in der Buttermilch

Titel: Speichelfaeden in der Buttermilch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Stermann , Christoph Grissemann
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interessanterweise eine gewisse Insekten-Obsession, wie sich herausstellte. Blumenau beispielsweise sammelt Zecken, die er sich nach ausgiebigen Waldläufen selbst aus dem geschundenen Körper ziehe, wie er meinte, und Andreas Gstettner wiederum rühre der Anblick von Silberfischchen so sehr, dass die Kleinen sogar bei ihm im Bett schlafen dürfen.
    Julia Barnes outete sich beim morgendlichen FM4- Insektenstammtisch als bedingungslose Motten-Fetischistin. Sie stricke den kleinen Kleidermotten sogar dann und wann Rollkragenpullover. Im Nachsatz bat sie darum, nicht von uns ins Irrenhaus eingewiesen zu werden. Keine Angst, Julia, du bist beileibe nicht die Schlimmste. Rainer Springenschmid sollte schon viel eher therapeutischen Händen übergeben werden, gestand er uns doch, dass er seit nunmehr fünf Jahren versuche, Bettwanzen mit Heuschrecken zu kreuzen. Ob dann eine Bettschrecke oder eine Heuwanze rauskomme, sei ihm gänzlich egal, Hauptsache gesund, meinte Springenschmid mit einem seltsamen Leuchten in den Augen. Ich schlich mich angeekelt aus dem Sitzungszimmer und erschlug beim Hinausgehen mit der bloßen Hand eine Stubenfliege, die auf Grissemanns Stirn saß.
    9.10.
    Als ich kürzlich in der Intellektuellen-Talkshow »Bei Stöckl« neben der strengen Hotel-Sacher-Chefin Gürtler und gegenüber der sanften Barbara Stöckl sitzen durfte, da, liebes Tagebuch, war ich tatsächlich überfordert wie selten. Wusste ich doch nicht, wem ich zuerst unterm Tisch aufs Knie greifen sollte. Beide Ladies sind ja hoch attraktiv. Und wenn ich zuerst der Gürtlerin aufs spitze Knie greife, dann ist die liebe Stöckl vielleicht eifersüchtig. Ich entschied ganz diplomatisch, liebes Tagebuch, und griff sowohl der einen wie der anderen gleichzeitig mit beiden Pfoten auf die hübschen Knie. Musste mich dabei allerdings sehr Strecken, so dass meine Sitzhaltung grotesk anmutete. Mein Kinn lag direkt auf der Tischplatte, weil ich ja mit dem gesamten Oberkörper unterm Tisch war, um meine Liebesgriffe anzubringen. Na ja, der Diskussion konnte ich kaum folgen, aber meinem Image als ORF -Casanova bin ich voll gerecht geworden.
    Grissemann lügt, dass sich die Balken biegen, Tagebuch. Ich habe eine versteckte Unterm-Tisch-Kamera im Stöckl-Studio installiert, weil ich um Grissemanns wandernde Hände wusste. Das Videomaterial zeigt eindeutig, dass Grissemanns linke Pfote am Knie seines Vaters zu liegen kam, während die rechte Hand zwischen den Beinen des ebenfalls anwesenden Literaturkritikers Karasek landete.
    Karasek lächelte wohlig und schien nichts dagegen zu haben, während Grissemanns Vater – ganz Gentleman – so tat, als wäre nichts gewesen. Das ist die Wahrheit! Werde das geheime Video unter www.grissemanns-wandernde-hände-bei-stöckl.at ins Netz stellen, so dass sich jeder selbst davon überzeugen kann!
    10.10.
    Nahezu alle FM4- Damen sind Mütter, liebes Tagebuch. Hier wird geworfen, was das Zeug hält, ständig stolpert man über die schreienden Bälger, die aus der FM4- Redaktion längst eine Alternativkrabbelstube gemacht haben. Mir rutscht zwar dann und wann die Hand aus, aber grundsätzlich habe ich nichts gegen Kinder. Ich halte es schlicht und einfach nur für unverantwortlich, sie in die Welt zu setzen. Wer übernimmt denn später einmal die Aufgabe, diesen Kindern zu erklären, dass ihre Eltern FM4- Redakteure sind? Und wie werden sie das verarbeiten? Das unerträgliche Gehänsel am Schulhof? Diese Kinder werden von anderen Ö3 - oder Radio-Arabella-Kindern aufs Übelste verspottet werden! Schon sehe ich geschmacklose Autoaufkleber aufgebrachter Radio-Energy-Eltern: »Ich bremse nicht für FM4- Kinder.« Ja, die lieben kleinen FM4- Lümmel werden es nicht leicht haben.
    Ein Spezialistenteam aus Dortmund – Psychologen, Psychiater, Neurologen, aber auch Geistheiler und Schamanen – betreut die FM4- Kinder seit gestern und versucht, ihnen ihre Minderwertigkeitskomplexe auszutreiben. Sensibel wird neues Selbstbewusstsein aufgebaut. »Ja, meine Mutter ist FM4- Moderatorin, aber ich schäme mich nicht und liebe sie trotzdem. Sie kann halt nichts anderes.« Solche Sätze werden den Kleinen eingebläut. Über Ute Bock wird Geld gesammelt, das den Kindern zu Gute kommt. Wer Lust hat, kann ab dem 16. Lebensjahr eine neue Identität annehmen und ganz woanders ein neues Leben beginnen. Der Staat Österreich unterstützt diese gebrandmarkten Kinder. Dafür sagen wir danke. Im Namen von FM4 . Danke.
    11.10.
    Liebes

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