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Speichelfaeden in der Buttermilch

Speichelfaeden in der Buttermilch

Titel: Speichelfaeden in der Buttermilch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Stermann , Christoph Grissemann
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Schreiber, Fritz Ostermaser, Christian Fuchs und so weiter und so fort. Alles Musiker. Sänger, Bassisten, Gitarristen, Posaunisten, Harfenisten, Maultrommler. Ist das nicht unglaublich, Tagebuch? Als Journalisten getarnte, wahrscheinlich drogensüchtige Künstler!
    Grissemann hat irgendwie Recht. Wo kommen wir denn da hin, wenn ständig Berufsverwechslung stattfindet, liebes Tagebuch? Mein Fleischhauer soll ausgebildeter Fleischhauer sein und nicht verhinderter Lyriker oder Wand-Sprayer! Ich verlange ja auch von meinem Friseur, dass er gelernt hat, wie er mir die Haare schneidet, und nicht, wie man headbangt oder stagedivet! Wir verlangen hiermit öffentlich, dass all die verkrachten Musiker bei FM4 schleunigst die Journalistenschule in Salzburg nachholen, damit endlich Schluss ist mit diesem Etikettenschwindel! Stift, Papier und Satzbaukenntnis statt Sex, Drugs and Rock'n'Roll!
    2.10.
    Vor kurzem saßen Mari Lang, Clemens Haipl, der liebe Makossa und meinereiner nach Feierabend vorm Schwarz-Weiß- TV -Gerät in der Redaktion zusammen, um ein wenig Absinth wegzumachen und zehn, zwölf Joints zu rauchen, und was sehen wir da auf arte? Eine herrliche Dokumentation über gehörlose Maoris. Wow, dachten wir, das ist eine echte Randgruppe. Gehörlose Maoris. Doppelt marginalisiert, quasi. Gehörlos und Maori. Wir außenseiterfreundliche und minderheitenliebende Gemeinschaft waren begeistert! Der Haipl stellte dann die interessante Frage, ob es wohl auch FM4 hörende gehörlose Maoris gibt, das wäre ja dann wohl die kleinste Minderheit der Welt. »Geht ja gar nicht«, warf ich schlau ein: »Gehörlose haben gewisse Probleme, Radio zu hören.« Aber die Überlegungen waren köstlich. Was ist die kleinste Minderheit der Welt? Faustballspielende, Falter abonnierende, asthmatische, sexsüchtige, gehörlose Maoris vielleicht, noch dazu alleinerziehend? Na ja, wir lachten viel diesen Abend.
    Ich habe von diesen dummen Maori-Späßen meiner Kollegen gehört und bin als politisch korrekter, übergewichtiger, George Clooney ähnlich sehender, MSV Duisburg verherrlichender Deutscher in Wien erstens selbst eine unglaubliche Minderheit und zweitens gegen diese geschmacklosen Randgruppen-Witze. Lang, Haipl, Makossa und Grissemann haben ihren Rausch übrigens in der Redaktion ausgeschlafen. Habe diese törichte Bande am nächsten Morgen eigenhändig aus dem TV -Aufenthaltsraum gefegt.
    3.10.
    Als ich letztens Feuer brauchte, um mir ein Zigarettchen anzuzünden, Tagebuch, da hat mir Chefcontroller Blumenau doch tatsächlich mit einem dieser lachsfarbenen Standard -Feuerzeuge ausgeholfen. Komisch, dachte ich mir noch, der Blumenau raucht doch gar nicht? Und prompt kam des Chefcontrollers Erklärung: »Das ist mein Puppenfeuerzeug.« Der Chefcontroller hat also immer ein Feuerzeug mit, um Damen, die ihm gefallen, Feuer zu geben. Ein Flirt-unterstützendes Instrument sozusagen. Nun bin ich alles, nur nicht Blumenaus Puppe, habe mich wieder aus dem Staub und mir so meine Gedanken gemacht, was Blumenau wohl sonst noch so alles in seiner großen Tasche spazieren führt, um Frauen zu ködern.
    Vielleicht hat Blumenau ja »Puppenmagazine«, wie Harper's Bazaar , Marie-Claire oder Brigitte in der Tasche, die er rauszieht und anbietet, wenn er irgendwo eine Dame sieht, die sich langweilt oder auf den Bus wartet. Gute Ideen wären auch noch »Puppensalzstreuer« für Frauen beim Frühstück mit Ei oder »Puppenklopapier« für Damen, die hinterm Busch ihr Geschäft verrichten. Wie wär's mit »Puppenpopcorn« im Kino oder »Puppenpuppen«, für Mädchen, die gern mit – ja – Puppen spielen, aber gerade keine dabei haben? Ich sag's dir, Tagebuch, unser Puppenblumenau ist immer wieder für Überraschungen gut!
    5.10.
    Der ja auch aus dem Hause FM4 stammende, wundersame Disc-Jockey DSL legt in letzter Zeit wieder vermehrt in Wien auf, sehr zur Freude aller, liebes Tagebuch. DSL ist der David Copperfield unter den DJ s. Ein Magier an den Turntables. Da, wo herkömmliche DJ s stundenlang ackern, bis zwei sich aufraffen zu tanzen, kriegt sie DSL innerhalb von zwei Sekunden alle auf die Tanzfläche. Selbst Beinamputierte, hat es den Anschein, können sich dem genialischen Scratchen des DSL nicht entziehen und werfen sich mutig auf den Dancefloor. Der baumlange DSL scheint aber auch körperlich wie geschaffen für seinen Beruf. Seine plattentellergroßen Handflächen und 45cm langen Finger wirbeln die LP s hinterm Pult herum wie ein chinesischer

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