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Speichelfaeden in der Buttermilch

Speichelfaeden in der Buttermilch

Titel: Speichelfaeden in der Buttermilch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Stermann , Christoph Grissemann
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Friseure oder Schornsteinfeger? Nein, Soldaten müssen es sein. Und das, liebes »Licht ins Dunkel«-Team, ist tatsächlich der Grund, warum ich noch keinen einzigen Cent an diese tolle »Licht ins Dunkel«-Sache verschwendet habe. Weil ich – verdammt noch mal –, bevor ich spende, um Gottes willen nicht mit Mausi Lugner oder Mausi Niddl sprechen will und schon gar nicht mit einem dieser vaterlandstreu-doofen Soldatenpfeifen. Überlegt euch was, sonst bleibt's dunkel! Zapfenstreich.
    Ich habe letztes Jahr sehr wohl angerufen, bei »Licht ins Dunkel«. Zuerst war der Alfons Haider dran. Mit dem wollte ich aber nicht reden und habe ihn gebeten, mich weiterzuverbinden. Dann bin ich bei Harald Serafin gelandet. Da hielt sich meine Redelust auch in Grenzen. Also: Der Nächste bitte! Das war dann die Kiesbauer. Der habe ich viermal ins Telefon gestöhnt und dann aufgelegt. Beim zweiten Anrufversuch bin ich dann bei den Soldaten gelandet. Die waren eigentlich ganz nett und haben gemeint, dass sie mich standrechtlich erschießen werden, wenn ich nicht mindestens 200 Euro spende. Klare Worte. Habe ich dann sofort gemacht und dem Gefreiten Biermüller auch noch zugesichert, jeden Sonntag sein schickes Schießgewehr zu putzen. Mit mir kann man reden! Hoch lebe »Licht ins Dunkel«!
    17.12.
    Der sehr sympathische und blitzgescheite Fritz Ostermayer hat kein Handy. Das stimmt wirklich, Tagebuch! Dem Ostermayer muss man entweder ein Mail oder eine Brieftaube schicken, wenn man ihm etwas sagen will. Diese Handtelefon-Verweigerung kann nicht hoch genug geschätzt werden, vor allem, wenn man daran denkt, von welch elenden Klingeltonbelästigungen man in der U-Bahn heimgesucht wird, wenn knallbesoffene Idiotenkinder mit ihren blitzenden Handknochen hantieren. Die sollen sich alle bis in alle Ewigkeit durch nicht bezahlte Telefonrechnungen verschulden, diese Nokia-Arschlöcher, diese 13jährigen, und dem Herrn Ostermayer sollte man ein Denkmal bauen.
    Nicht nur der geschätzte Herr Ostermayer hat kein Handy, liebes Tagebuch. Hier in der Kommunikationszentrale von FM4 läuft noch ein bekennender Mobiltelefongegner herum. Es ist – Applaus! – der großartige, sensationelle Thomas Edlinger! Hat auch keines. Braucht er nicht, sagt er. So kann er weder von der Oma noch vom Finanzamt unangenehm überrascht werden. Recht hat er! Außerdem würde er's beim Plattenauflegen gar nicht klingeln hören. Ich stelle mir gerade ein Vieraugengespräch zwischen Fritz Ostermayer und Thomas Edlinger im Kaffeehaus vor. Die beiden reden und reden über Gott und die Welt, und kein einziges Mal wird diese schöne, niveauvolle Unterhaltung von einem entsetzlichen Klingeln unterbrochen. Hängt die Handys! Wiederhören.
    18.12.
    Schöne Idee eigentlich, liebes Tagebuch: FM4- Mitarbeiter schenken Weihnachtspunsch vor dem Funkhaus aus. Alles natürlich für den üblichen guten Zweck. Im Stundentakt wechseln die Ausschenker, und feine FM4- Musik dröhnt aus den Boxen. Gestern war es so weit, die Subchefs Pieper und Czesch bestritten die erste Stunde. Und was als schöne Weihnachtsidee geplant war, wuchs sich zur mittelschweren Katastrophe aus. In Minutenschnelle sahen alle, die den FM4- Punsch runterwürgten, im Gesicht so aus wie der arme ukrainische Oppositionsführer. Tiefblaue Chlorakne entstellte die Gesichter, und tatsächlich stellte sich im Labor heraus: Im FM4- Punsch war Dioxin. Ich kann nicht mehr, liebes Tagebuch. Was zu viel ist, ist zuviel.
    Grissemann traf es am härtesten, schließlich hat er über vier Liter Punsch weggegluckert. Scarface Grissemann sah allerdings schon vor dem Punsch-Dioxin-Anschlag im Gesicht aus wie der ukrainische Oppositionsführer. Er ist also an Gesichtsentstellungen gewöhnt. Ich habe ihn vorhin im Spital besucht, seine Gesichtshaut sieht aus wie grobkörniges, verfaultes Pflaumenmus. Den anderen, die vom Punsch gekostet haben, geht's nicht viel besser. Martin Pieper braucht keine Brille mehr, weil er die Augen vor lauter Pusteln nicht mehr öffnen kann, und Hermes ist so schwarz im Gesicht, dass er von vorne genauso aussieht wie von hinten. Na ja, die Ärzte kriegen das schon wieder hin, auch wenn wir uns Weihnachten 2004 etwas anders vorgestellt haben.
    23.12.
    Weihnachtsfeierterror, wohin man schaut, liebes Tagebuch. Knallbetrunkene Abteilungsleiter versuchen schamlos Weihnachtsfrieden und sexuelle Belästigung unter einen Hut zu bringen. Merke: Wenn die Praktikantin deine Hand von ihrem Knie schiebt, dann will

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