Speichelfaeden in der Buttermilch
Wortchef Pieper trägt die Lagerfeld-Unterhosen als lange Hosen, und Magister Edlinger hat sich in seinem viel zu großen Lagerfeld-Lackmantel nicht nur ein neues Studio eingebaut, sondern auch noch den Ostermayer reingesteckt. Grissemann hätte halt auf die Größen achten müssen. Wir überlegen die ganze Zeit, wie wir den Lagerfeld-Schnickschnack wieder loswerden, ohne Grissemann zu kränken. Vielleicht Ute Bock spenden? Oder ist das zynisch, Asylbewerber in Lagerfeld-Mode stecken, damit sie was zum Anziehen haben? Na ja, uns wird schon was einfallen.
20.11.
Als ich letztens einmal eine ganze »Doppelzimmer«-Sendung auf dem Studiohoden liegend moderiert habe, da war mein hübscher Joop-Anzug danach ganz schön staubig – und mir kam die Idee, jedes FM4- Studio mit schönen Betten auszustatten, so dass sich der jeweilige Moderator, wenn er akut müde wird, nicht auf den verdreckten Boden legen muss, sondern schön kuschelig im Bett weiter ins Mikro quatschen kann. Nichts, liebes Tagebuch, spricht gegen das Moderieren im Liegen. Es ist auch nicht respektlos dem Hörer gegenüber, der kriegt das ja gar nicht mit. Habe jetzt jedenfalls sechs Doppelbetten bei Interio bestellt. Dieses elende »Wir-sind-dynamisch-und-zeigens-auch-indem-wir-alles-am-Stehpult-machen«-Gequatsche von Ö3 bis Bundesregierung ist nichts für uns; schließlich ist FM4 von jeder Dynamik so weit entfernt wie Sturm Graz vom Meistertitel.
Möbelpacker brachten gestern tatsächlich ächzend sechs schöne rustikale Holzbetten in die Redaktion. Rainer Springenschmid und Albert Farkas durften probeliegen. Für Stuart Freeman und Duncan Larkin wurde ein romantisches Hochzeitsbett in Erotikrosa ins »Morning Show«-Studio gestellt. Das Prunkstück darf auch von mir und Grissemann für »Doppelzimmer« und »Salon Helga« benützt werden. Frische Leintücher muss das Fräulein Landsgesell in der obersten Schreibtischschublade bereithalten. Alle sind begeistert von der Grissemann'schen Bettidee. Auch Senderchefin Eigensperger hat sich ins Chefbüro eine schicke Hängematte gehängt, auf der sie nun ihre Geschäftspartner begrüßt. Wir haben alle eine neue Aufgabe bekommen bei FM4 – wir lernen liegen!
24.11.
Würde FM4 eigentlich auch als Fernsehsender existieren können, liebes Tagebuch? Ich meine, jetzt wo auch die hervorragende Frau Roche aus dem Sender gekickt wurde, da hat man so seine Zweifel, ob Fernsehen, das nicht an die niedrigsten Instinkte appelliert, überhaupt noch irgendwelche Quoten hat. Der Fernsehsender FM4 jedenfalls sollte erfolgreiche Formate, wie der Fernsehtrottel sagt, rotzfrech kopieren. Luna Luce wird unsere »Bachelorette«, aus den »Lugners« machen wir die »Blumenaus«, und die coolste Serie der Welt, »Die Zwei« mit Roger Moore und Tony Curtis, erfährt ein großartiges Comeback mit Stuart Freeman und Duncan Larkin in den Titelrollen. Stermann und Unger könnten eine Art FM4- »Willkommen-Österreich« moderieren, während meine Wenigkeit als hübschester und charismatischster Mitarbeiter des Nachts in sexy Sportclips als Masturbationsvorlage an einer Stange tanzt.
Das stellt sich der kleine Grissemann so einfach vor. Gelungenes Fernsehen muss vor allem durch neue Ideen bestechen und nicht das miese alte peinliche Abkupfern. So könnte ich beispielsweise eine neue Dimension des Ekelfernsehens moderieren: In »Der Kannibale aus dem Ruhrpott« esse ich in einer leichtfüßigen 25minütigen Vorabendshow jedes Mal einen Wiener Straßenbahnschaffner auf, bis auf Mütze und Kartenzwicker; Fritz Ostermayer stellt in »93 – Das Magazin« neueste Errungenschaften auf dem Senioren- und Greisensektor vor, und der geniale Fred Schreiber textet rundherum 15 andere »Sendungen ohne Namen« zu.
Ach ja, so einen »Moneymaker«-Kasper braucht das FM4- Fernsehen auch noch. Das soll der Grissemann im Froschkostüm erledigen.
27.11.
Die Kälte hat uns wieder, liebes Tagebuch, und viele Mitarbeiter reagieren mit abenteuerlichen Modekreationen darauf. Versteckt in überdimensionierten Fellmützen und vergraben in meterlange Wollschals sehen zum Beispiel Esther Csapo, David Pfister und John Megill aus, als seien sie einem Kältekatastrophenfilm entsprungen. So eingepackt kann man die Leute gar nicht mehr erkennen. Ich wollte gestern Wortchef Pieper ein bisschen an der Nase ziehen, bis ich draufkam, dass es gar nicht er war, sondern der Hörfunkintendant, der zufällig auf Besuch war. Peinliche Angelegenheit, aber das Gute
Weitere Kostenlose Bücher