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Speichelfaeden in der Buttermilch

Speichelfaeden in der Buttermilch

Titel: Speichelfaeden in der Buttermilch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Stermann , Christoph Grissemann
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sie es so richtig! Ekelhaft. Nein, nein, für mich ist das nichts. Weihnachtsfeiern sind in etwa so langweilig und unnötig wie nach einem Auftritt noch mit dem Veranstalter essen zu gehen. Ich weiß, wovon ich spreche. Bei der FM4- Weihnachtsfeier werden immer sogenannte lustige Einlagen angedacht: Freeman und Larkin singen »Last Christmas«, oder »Projekt X« verkleiden sich als Heilige Drei Könige. Die üblichen viertellustigen Betriebsfeier-Entsetzlichkeiten, wenn du mich fragst, Tagebuch. Die FM4- Weihnachtsfeier wird, wie immer, ohne mich auskommen müssen. Ich muss mich um den Garten kümmern.
    Weihnachtsfeiern verbessern das Klima im Team, sind lustig, und dann und wann kann man auch eine bewusstlose Kollegin nachhause führen. Ich liebe Weihnachtsfeiern, liebes Tagebuch! Der miesepetrige Grissemann soll endlich den Mund halten! Bei der Weihnachtsfeier letztes Jahr habe ich mit Stuart Freeman »Last Christmas«-Karaoke gesungen, und etwas später hab ich mich als Balthasar verkleidet. Gute Ideen muss der Mensch haben! Im Bett hin ich übrigens mit einer scharfen Mieze aus der Internetredaktion gelandet. Geil. Ich freue mich wie ein Schneekönig auf die FM4- Weihnachtsfeier und muss jetzt schließen, liebes Tagebuch. Ich muss mir nämlich noch eine Karotte kaufen, dieses Jahr gehe ich nämlich als deutscher Schneemann zur FM4- Weihnachtsfeier. Frohe Weihnachten!
    26.12.
    Letztens, liebes Tagebuch, hing ich doch tatsächlich geschlagene 22 Minuten in der Telefonschleife des, wie es großspurig heißt, »Mobilitätscallcenters der Österreichischen Bundesbahnen«. Ich wollte nur wissen, wann der nächste Zug nach Graz fährt, aber bis da eine Pfeife »Einen wunderschönen guten Tag, hier ist das Mobilitätscallcenter der ÖBB , mein Name ist Erwin Dummpichler, was kann ich für Sie tun?« ins Telefon lallt, sind schon vier Züge Richtung Graz abgefahren! Unerträgliche Versagerpartie. Zack, zack muss das gehen! Da lobe ich mir das Hörerservice-Team von FM4 ! Fräulein Schönwiese und Fräulein Landsgestell oder Landsgesell. Ich weiß nicht genau, wie die zweite heißt. Topausgebildete Rädchen im großen Clockwork FM4 . Wenn die Hörer Fragen haben, werden sie bei den beiden Damen bestens bedient. Wartezeit höchstens vier Sekunden. Auskunftskompetenz 1A ! Für mich die Mitarbeiterinnen des Jahres, die Landsknecht und die Schönwiese!
    Und freundlich sind sie obendrein, die Damen Landsgebell und Schönwiese. Sie verschicken Poster und FM4- Tassen, geben devot darüber Auskunft, welches Lied gerade im Radio läuft, und können auch Fanfragen aller Art beantworten. Welche Schuhgröße hat Herr Rupp? Ist Stermann schwul? War Herr Oswald früher Kleinkünstler? Die wissen alles, die Handsgesell und die Schönwiese. Sie sind das Herz von FM4 . Ich kann jedem Hörer nur raten, Kontakt mit diesen beiden Telefongöttinnen aufzunehmen. Beide übrigens blutjung, gutaussehend und noch nicht vergeben! Ran ans Telefon!
    29.12.
    Wir, der hipste Radiosender des Landes, haben einen großen Auftrag bekommen, liebes Tagebuch! Wir sollen die traditionelle Rede des Bundespräsidenten am Neujahrstag schreiben und modernisieren. Man kennt ja diese Bilder, die zwischen Neujahrskonzert und dem ersten Durchgang des Bergisel-Springens über die Bildschirme flimmern. Der Bundespräsident mit staatstragender Miene am Schreibtisch, neben ihm der Österreichwimpel, und am Tisch liegt ein Federkiel und wahrscheinlich die Bibel, mindestens aber das Bürgerliche Gesetzbuch. Das ist verstaubt! Wir fordern aufgeklappten Laptop und aus den Ohren baumelnde Handy-Freisprechanlage. Schließlich leben wir im 21. Jahrhundert, lieber Herr Fischer! Weitere Innovationen: legereres Outfit, Stichwort »Roter Seidenkimono«, und coolere Anrede, etwa »Hey peoples, was geht?«, statt »Liebe Österreicherinnen und Österreicher«. Und: DJ -Tasche am Schreibtisch, denn DJ Heifi hat am Vortag bis fünf im »Flex« aufgelegt.
    Auch die alte Deko muss raus und durch eine Skyline ersetzt werden. Die von Mistelbach vielleicht. Kirchturm und Raiffeisen-Getreidespeicher. Das Apparatschik-Nasenfahrrad muss auch schleunigst einem zeitgemäßeren Sehbehelf weichen. Hier raten wir zur lustigen Elton John-Brille oder gleich zu farbigen Kontaktlinsen, wie sie David Bowie trägt. Linkes Auge blau, rechtes grün. Oder zu einer getönten Techno-Sonnenbrille, um die Spuren der letzten Saufnacht zu verdecken. Der Vortrag des Bundespräsidenten sollte sich an David

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