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Speichelfaeden in der Buttermilch

Speichelfaeden in der Buttermilch

Titel: Speichelfaeden in der Buttermilch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Stermann , Christoph Grissemann
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gegen FM4 , dass wir's jetzt aber doch noch publik machen können, für die Pressefreiheit an sich. Dass Grissemann und ich in wenigen Sekunden verprügelt werden, spricht wiederum gegen den Nutzen der Pressefreiheit. Wenn ich's richtig sehe, haben die Schläger Baseballschläger in der Hand. Hmm. Werde ich also wohl gleich wissen, wie sich ein Baseball so fühlt.
    18.6.
    Liebes Tagebuch, früher waren die Ferien einfach nur Erholung. Morgens lange schlafen, ausgedehnt frühstücken, ins örtliche Schwimmbad fahren und abends mit Freunden grillen. Oder vielleicht mit dem Autoreisezug nach Caorle fahren. Jedenfalls: einfach mal zwei, drei Wochen unbeschwert die Seele baumeln lassen, um mal ein von mir erfundenes Bild für Erholung zu gebrauchen. Und heute? Heute ist Urlaub gleichbedeutend mit Stress. Alle versuchen sich mit absurdesten Destinationen und Adventure-Reisen zu übertrumpfen. Thomas Edlinger macht Urlaub im Tunnelsystem der Roten Khmer in Kambodscha, in totaler Finsternis ernährt er sich dort von Wanderheuschrecken und feuchten Steinen. Kollegin Unterweger wird eine Woche lang über den Galapagosinseln paragleiten, ohne zu landen. Fred Schreiber hat drei Wochen gebucht in den alten Umkleidekabinen von seinem Lieblingsclub 1860 München im Grünwalder Stadion, ohne Frühstück kostet die Übernachtung 300 Euro, aber das ist es ihm wert. David Pfister zieht mit seiner Urgroßmutter für drei Wochen in ein Baumhaus in Pommern, Christian Davidek in ein atombombensicheres Erdloch in Graubünden. Die meisten anderen machen Radtouren durch die Sahara. Weil man originell verreisen will. Es ist absurd, du feines, kleines Tagebuch.
    Liebstes Tagebuch, mit dem Auto durch rumänische Industrieregionen brettern und leere Fabrikhallen im Regen besichtigen, drei Wochen lang, nein, das Angebot von Clemens Haipl reizt mich nicht. Und ich habe auch Eva Umbauer abgesagt, die auf einem Campingplatz in der Liverpooler Fußgängerzone den Urlaub verbringen möchte. Gerald Votava wohnt den ganzen Sommer über, zehn Wochen lang, auf einem Brettergestell auf einem Elefanten und wackelt so durch Niedersachsen, ein Reiseangebot für Vollidioten, wenn man mich fragt. Ich selbst werde mich wohl wieder für Balkonien entscheiden, Balkonien und einheimische Spezialitäten genießen, Schnitzel und Bier. Satellitenfernsehen gibt's in Balkonien auch, und es kostet nichts. Und dann werde ich von meinem Balkon aus Grissemann mit einer Wasserpumpgun nass spritzen, wenn er auf seinem Balkon im Nebenhaus gerade einnickt. Ich freue mich schon, das werden – wie jedes Jahr – geile Ferien.
    20.6.
    Dear diary, my English is quite bad, I know. The English speaking colleagues are always laughing at me, although they should sometimes listen, how bad their German is. And I laugh also not about them, but say: »Good, always practise and you will already see – it is still no master from the heaven fallen. Practise makes the master.« That gilt also for my English. I know, that English is the world language because it is so easy to speak. I know naturally, that my English is no Oxford English, must yes also not. At most important is, that man can me understand. When I go in a supermarkt will I that the seller knows, what I mean, when I say: 100 gram worst and a bread. Or at the breakfast in a hotel, with the waiter. There will I also, that he me understands, when I say: »A weak boiled egg and a big brown with no sugar.« Clear. Therefor learns man yes a foreign language. For what then otherwise? »Therefor, that you everywhere in the world that gets what you wants.« How my teacher in Gänserndorf always says. And where he right has, has he right.
    Liebes Tagebuch, Stermann kann ja großartig, fließend Russisch sprechen, er war ja in Westdeutschland auf einer DDR -Schule, dafür hatte er nur einen sechswöchigen Englischkurs in seiner gesamten Schulzeit. Und – ohne ihn beleidigen zu wollen – nun, sein Englisch ist in etwa so gut wie das eines durchschnittlich begabten Schimpansen. Aber er bemüht sich, er macht jetzt bereits seit acht Jahren »English Studies« am Shakespeare-Institut in Gänserndorf. Jeden Tag hat er fünf Stunden Englisch, und Fortschritte sind – unverkennbar – noch keine großen gemacht worden. Leider lernt er dort nämlich Englisch bei einem 82jährigen ehemaligen Soldaten, der in der Kriegsgefangenschaft mehr schlecht als recht Englisch gelernt hat. Ich persönlich glaube, dass er ein sehr schlechter Lehrer

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