Speichelfaeden in der Buttermilch
ist, aber Stermann schwört auf den Autodidakten aus Gänserndorf.
22.6.
Liebes Tagebuch, die hochsympathische Tini Kainrath von den »Rounder Girls« hat einmal im Happelstadion vor einem Fußballländerspiel die österreichische Bundeshymne gesungen und dabei den Text verändert in »Heimat bist du großer Töchter«. Das war eine kluge und bewusste Veränderung des Textes. In München hat jetzt bei der Eröffnung des neuen Fußballstadions das deutsche Popsternchen Sarah Connor die deutsche Hymne gesungen und dabei den Text der deutschen Nationalhymne ordentlich durcheinander gebracht. Aus »Blüh im Glanze dieses Glückes« machte die liebe Sarah Connor »Brüh im Lichte dieses Glückes«. Anschließend war sie zerknirscht, dass sie Millionen Menschen enttäuscht hat. Liebe Sarah, mir ist schon klar, dass du wahrscheinlich nicht FM4 hörst, trotzdem: Ich find's nicht schlimm, sondern eigentlich ganz hübsch: »Brüh im Lichte dieses Glückes!« Das hat so was wie: »Der Kaffee ist fertig, klingt das nicht unheimlich zärtlich?« Das wäre übrigens auch eine hübsche Hymne für ein Land, vielleicht für eins der vielen neuen Länder auf dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion. Dann bekäme der alte, verdiente Popbarde Peter Cornelius auch mal ordentlich Geld, wenn Irdistan oder Urdistan oder Ardistan seine Kaffeehymne zur Nationalhymne machen würde.
Liebes Tagebuch, natürlich ist Deutschland kein Würstchen, das man im Lichte dieses Glückes brühen muss. Schon klar, aber mein Gott, in der Aufregung so einer Livesituation, da scheißt man sich schon mal in die Hose oder macht sich ins Hemd oder vergisst den Text. Das ist nun mal so. Außerdem hat sie den Rest der Hymne ja ganz gut hinbekommen. Einigkeit und Recht und Freiheit sind des Glückes Unterpfand. Ist ja auch schwierig und sie hätte ja auch singen können: »Einige haben Recht – Gemeinheit – für ein Stück des Dosenpfand. Brüh im Glücke dieses Glückes, brühe, deutsches Dosenpfand.« Hat sie aber nicht, die gute Sarah Connor. Außerdem weiß sie zum Beispiel, dass es Deutschland heißt und nicht Dreutschland oder Pfundsrepublik Träumeland. Ich finde, jeder und jede sollte bei der Nationalhymne singen, wie ihm oder ihr der oder die Schnabel oder Schnäbelin gewachsen ist oder sind.
26.6.
Liebes Tagebuch, seit Kardinal Ratzinger Papst Benedikt XVI . ist, macht Stermann die Bibeldiät. Er versucht sich dünn zu beten und liest Bücher wie »Body by God« oder »What Would Jesus Eat?« oder »The Hallelujah Diet«. Das heißt, nur mehr Fisch essen, Obst, rohes Gemüse und Rotwein, also all das, was Jesus in der Bibel so isst. In Amerika zurzeit der letzte Schrei. Dort haben Statistiken nämlich für gläubige Christen ein peinliches Resultat gebracht. Christen sind die Fettesten, viel fetter als Moslems oder Juden oder Buddhisten. Am dicksten sind Baptisten. Damit man in den schwabbelnden Fettmassen trotzdem noch Jesus erkennen kann, müssen die Wiedergetauften ordentlich abschlanken. Beten, beten, beten und kein Schweinefleisch mehr fressen und keine Tacos und keine Pizza, weil es das bei Jesus zuhause auch nicht gab. Kein Cola, keine Chips, kein Cheeseburger, stattdessen Datteln, Feigen und Orangen. Dazu schwere Bibeln und Gebetsbücher stemmen, fit für den Herrn und fit wie der Herr. Bin gespannt, wie lang der Atheist Stermann das durchhält.
Liebes Tagebuch, ich glaube, Jesus hatte einen besseren Stoffwechsel als ich. Es gibt ja so Leute, die können in sich reinfressen, was sie wollen, und sofort wird's im Körper verbrannt. Jesus war so ein Typ, so wie Michael Ostrowski vom »Theater im Bahnhof« oder Andreas Ederer von der FM4- Musikredaktion. Jesus, Ostrowski und Ederer – Menschen mit einem gesegneten Stoffwechsel. Leute wie ich müssen Zusatzschichten einlegen, um einen göttlichen Body zu kriegen. Blöderweise habe ich die Bibel nie wirklich gelesen, darum weiß ich gar nicht genau, was man bei der Bibeldiät essen darf. Ich esse sicherheitshalber nur mehr Dornenbüsche und Heuschrecken, da weiß ich, dass das in der Bibel vorkommt. Ansonsten sitze ich mit einer großen Flasche Wasser auf einem Felsen und warte, dass Wein daraus wird. Dabei falte ich die Hände so fest, dass ich irrsinnig schwitze und sicher viel Fett abbaue. Da ich leider kein Gebet kann, murmle ich einfach irgendetwas Unverständliches vor mich hin. Am Ende sage ich laut »Amen«, wische mir den Schweiß mit einem Handtuch ab und gehe duschen. In den Händen
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