Speichelfaeden in der Buttermilch
mal daran denken, wenn man an fm4 .at wütende Postings schickt, weil irgendwas mit dem Livestream nicht funktioniert oder Fotos falsch beschriftet sind. Die Postings bekommen Menschen, die sich den Arsch aufreißen für einen tadellosen Netzauftritt dieses Radiosenders. Vielleicht einfach mal loben. Und dann noch einmal. Zu Händen Ute Hölzl, die reicht's dann weiter an all die anderen. Danke.
1.6.
Der brave FM4- Soldat ist im Sommer begeisterter T-Shirt-Träger. Sind ja auch junge Prachtkörper, die sich unter den hautengen Leibchen abzeichnen. Die Herren Davidek, Schöllerbacher, Gstettner, Duscher, Attia und Ortner könnten problemlos auch eine Schwimmerstaffel bilden, rein korpusmäßig. Schönes Oberkörper-V. Nicht zu viel Muskeln, aber eben auch nicht zu wenig. Stermann und ich bilden da mit unserer sympathischen Bauchwölbung eher die Ausnahme. Wir sind aber auch 40 Jahre älter als die anderen. Und unser Bäuchlein zeigt stolz Lebenserfahrung und, ja, auch Weisheit. Das T-Shirt an sich ist also für uns nichts. Der Dicke trägt Hemd aus Verschleierungsgründen. Dumm nur, dass sich Sprüche auf Hemden modisch nicht durchsetzen wollen.
Grissemann liebt Text-T-Shirts. Steht ja auch auf jedem zweiten Shirt etwas Zwangsoriginelles drauf. Grissemann hat mir gestern gestanden, keine Bücher mehr zu lesen, sondern ausschließlich T-Shirts. Er setzt sich in Floridsdorf in den Gastgarten und liest T-Shirts. »Bier formte diesen wunderschönen Körper« oder was ähnlich Köstliches. Auch wir waren seinerzeit T-Shirt-Literaten. Unser Spruch: »Halt bitte die Schnauze, das interessiert doch keine Sau« fand reißenden Absatz. Man munkelt, millionenfach habe sich das Spruchshirt verkauft. Fernziel muss sein, dass Menschen gar nicht mehr reden, sondern nur mehr über ihre T-Shirts kommunizieren. T-Shirt-Dichter – ihr seid gefordert!
2.6.
Dieser Tage feiert die Kaltspeise Frankfurter 200sten Geburtstag. Herzlichste Gratulation von unserer Seite, liebe Würste! Auch die ORF -Kantine ehrt die Götterspeise mit sogenannten »Frankfurter-Wochen«. Das heißt, es gibt ausschließlich Frankfurter zu essen. Sechs Wochen lang. Für viele von uns ändert sich dadurch aber gar nichts an den Essgewohnheiten; wir haben ja ohnehin auch vorher nie was Anderes gefressen. Die Senderchefin hat jedem Mitarbeiter ein Paar Würstel auf den Schreibtisch gelegt. Chefcontroller Blumenau hat mit geschickten Fingern auf jede Wurst mit gelbem Senf das FM4- Logo draufgemalt. Leider sind einigen Redakteuren beim Versuch des Verzehrs die Würste aus der Hand gerutscht, und jetzt ist der CD -Player verstopft und riecht nach Wurst.
Ich bin total verfrankfurtert, Tagebuch. Meine absolute Leibspeise seit über 45 Jahren. Ich liebe diese elegant geschwungenen Drehzylinder, voll mit köstlichem Schweinefleisch, Borsten, Knorpeln und weiß der Teufel, was da noch so drin ist. Aus Gaggründen habe ich mir am Kölner Karneval 1979 mal eine selbstgemachte Frankfurter-Perücke auf den Kopf gesetzt. Das hat sehr lustig ausgesehen. Eine Perücke aus über 100 Paar Frankfurtern. Ich nehme auch immer ein paar Frankfurter mit ins Bett. Erstens damit ich nicht alleine schlafen muss und zweitens weil es nichts Schöneres im Schlafzimmer gibt als den schweren guten Duft von fein gekochten Frankfurtern.
5.6.
Liebes Tagebuch, heute habe ich wieder sehr staunen müssen. Das Fräulein Brunner stand vor ihrem Schreibtisch und hat konzentriertest in ihr Handy geklopft. Es muss ein sehr langer Satz gewesen sein, den sie da geschrieben hat, und das Unglaubliche: Das Fräulein Brunner hat das SMS -Schreiben mit einer derartigen Affengeschwindigkeit erledigt, dass mir der Mund offen stehen blieb. Sie wirbelt mit ihren zarten Fingern zielsicher über ihren kleinen schwarzen Handknochen und kann zum Beispiel den doch nicht ganz einfachen Begriff »erektile Dysfunktion« in gestoppten 2,8 Sekunden aufs Handydisplay zaubern. Wahnsinn. Ich selbst bin mit meinen dicken, dummen Fingern noch immer nicht in der Lage, das Wort »Ei« in unter 30 Sekunden als SMS zu verschicken. Und fehlerfrei gelingt's mir sowieso nicht.
Ich, liebes Tagebuch, habe mal über einen halben Tag lang den Buchstaben R am Handy gesucht. Ich wollte meiner Schwester die Farbe meines neuen Huts SMS en. Er war rot. Ich war aber zu blöd, das R zu finden. Mit den Nerven komplett fertig habe ich dann, als der Abend anbrach, nicht »rot«, sondern »tot« geschrieben, denn das T habe ich gefunden. Ich
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