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Speichelfaeden in der Buttermilch

Speichelfaeden in der Buttermilch

Titel: Speichelfaeden in der Buttermilch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Stermann , Christoph Grissemann
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hoffe, meine Schwester hat's auch so verstanden. Ich habe seit zwölf Jahren nichts mehr von ihr gehört. Na ja. Wie lange das SMS -Genie Brunner wohl brauchen würde, um das Wort »rot« zu schreiben? Ich schätze, da braucht die Libelle länger für einen Wimpernschlag. Hut ab, Fräulein Brunner!
    6.6.
    FM4 hat erneut Grund zum Jubel, liebes Tagebuch. Bis auf die äußerst quotenkalte Sendung »Im Sumpf« hat jede einzelne Sendung einen Hörerzuwachs erlebt, der selbst Experten erstaunt hat. Über das Sorgenkind »Im Sumpf« – ein abseitiges Intellektuellenmagazin am Sonntagabend – wird zur Stunde heftigst diskutiert. Senderchefin Eigensperger überlegt einen Sendeplatzwechsel und schlug vor, einfach die »Morning Show« mit dem »Sumpf« zu tauschen. Das hieße jeden Morgen »Im Sumpf« und die »Morning Show« nur mehr am Sonntag in der Nacht. Keine ganz reizlose Idee, wenn du mich fragst, liebes Tagebuch. Viele haltlose FM4- Hörer stehen nach einer durchzechten Samstagnacht erst am Sonntagabend wieder auf, sodass ein Aufweckprogramm am Sonntag um 21 Uhr durchaus sinnvoll erscheint, aber ich gebe zu bedenken, dass der »Sumpf« um 6 Uhr früh täglich vielleicht den Hörer doch ein wenig überfordert.
    Papperlapapp, liebes Tagebuch. Grissemann und seine spießigen Bedenken haben jetzt mal Pause. Ich halte den Vorschlag der Senderchefin für geradezu ideal. Mit Ostermayer und Edlinger als Morgenmoderatoren hat FM4 die Chance, endgültig Superkult zu werden. Am Vormittag ist der junge Mensch am aufnahmefähigsten, und mit Ostermayer und Edlinger hat man zwei bärenstarke Pendants zu Raithofer und Kratky am Morgenmikrofon. Endlich keine schleimige, aufgesetzte Morgenfröhlichkeit, sondern bierernste, sperrigste Inhalte schon um 6 Uhr früh und mit einer Ostermayer'schen Obsession, nämlich dem Trauermarsch, wird dann jeder FM4- Tag musikalisch beginnen. Ich bin begeistert. Im Herbst soll es so weit sein. Der »Sumpf« wird ganz Österreich wachrütteln. Die einzigen verzagten Gesichter dieser Tage gehören den Herren Freeman und Larkin, aber da müssen die durch.
    8.6.
    Chefcontroller Blumenau, liebes Tagebuch, hat sich gestern einen üblen Scherz erlaubt. Er hat im FM4- Büro nicht nur das Rauchen verboten, sondern auch das Nichtrauchen! Die dummen Mitarbeiter wussten im wahrsten Sinne des Wortes nicht mehr, was sie tun sollten. Nach einer Stunde hat der feixende Chefcontroller das Verbotsschild wieder abgeschraubt. Der schrullige Chefcontroller hat's überhaupt in letzter Zeit mit den Schildern. Letzte Woche hat er über die FM4- Eingangstür ein gigantomanisches Schild mit der Aufschrift »Sie sind hier nicht willkommen« gehängt. Viele dumme Mitarbeiter sind seit letzter Woche tatsächlich nicht mehr in der Redaktion aufgetaucht. Aus seinem Stammlokal hat er außerdem das Schild »An Betrunkene und Minderjährige wird kein Alkohol ausgeschenkt« geklaut und ins Krisensitzungszimmer gehängt. Das wiederum hat vor allem die betrunkenen und minderjährigen Mitarbeiter empört.
    Auf Blumenaus blöde Schilderwitze falle ich nicht rein, liebes Tagebuch. Ich saufe mir trotzdem weiter im Krisensitzungszimmer die Birne weich, und ich bin der Einzige, der dieser Tage mit Schuhwerk durch die Gänge wieselt, die anderen haben sich doch tatsächlich die Schuhe ausgezogen, weil Blumenau nicht davor zurückgeschreckt ist, den peinlichen Fußabstreifer mit der Aufschrift »Bitte Schuhe ausziehen« vor die Eingangstür zu legen. Selbst Interviewgast Marilyn Manson hat sich vom Blumenau'schen Fußabstreifer beeindrucken lassen und seine Lackstiefelchen brav vor der Tür ausgezogen, bevor er sich käsefüßig zu Frau Unterweger ins Livestudio verzog. Blumenau wird immer seltsamer, liebes Tagebuch. Der kauzige Chefcontroller sitzt seit Wochen vor einem aufgeklappten Pizzakarton, den er für seinen Laptop hält. Nicht einmal die Senderchefin traut sich, ihn auf diesen Irrtum hinzuweisen, weil er augenblicklich explodiert, der Chefcontroller, der.
    10.6.
    Man glaubt es kaum, liebes Tagebuch, aber mein lieber Kollege Stermann hat nicht nur mit dem grausamen Rauchen aufgehört, sondern ist seit Wochen auch noch Stammgast in einem Körperbildungszentrum, um das eine oder andere Kilo Hüftgold zu verlieren. Respekt. Bald wird Stermann wieder Deutschlands schönster Entertainer sein. Das Fitnesscenter seines Vertrauens ist leider, leider ziemlich promiverseucht, wie er erzählt. Pfeifen wie Uwe Kröger, Alfons Haider oder Hamee

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