Speichelfaeden in der Buttermilch
nackt über Zürich fliegen, diese verspießten Schweizer schocken! Beginne langsam, mich selber aufzufressen. Ich liebe einen Indianer und bin an Tollwut erkrankt, und außerdem habe ich acht Hoden. Fürchte, es werden noch mehr werden. Mein Gott, was soll ich nur tun? Was fehlt mir?
Baden-Baden, 19. November
Habe sechs Menschen gegessen, alle lebend, und dazu 18 Liter Stierblut getrunken. Kann nicht mehr fliegen. Alles aus. Im Affenkäfig übernachtet, am ganzen Körper wachsen Pferdehaare. Kann mein Image nicht mehr lange halten.
Hansjörg Jäkle
Bischofshofen, 22.12.1999
Beim Training heute gestoppte 6 Sekunden zu spät vom Schanzentisch. Mit anderen Worten, einfach runtergeplumpst. 5m tief aber nur 0,5m weit, kein Telemark, Noten zwischen 0 und 0,0. Bundestrainer Rudolf Hess hat gelacht, als ich im Schnee lag. Das Schwein hasst mich, er hat mit der Fahne gewunken, als gerade Orkan Lothar von allen Seiten kam. In der Nacht mit Ville Kantee geschlafen und dabei an Miyahira gedacht.
Garmisch-Partenkirchen, 23.12.1999
Habe heute Morgen vor der Qualifikation mit Miyahira geschlafen, aber dabei an Ville Kantee gedacht. Bin ständig unzufrieden. Hatte ausgerechnet während des Probesprungs eine 2-Sekunden-Erektion, sodass es in der Videoanalyse nicht wie ein V sondern wie ein W aussah. Außerdem massive Anlaufgeschwindigkeitsprobleme. War langsamer als der Schanzenhausmeister, der parallel zu mir die Treppen runter ging!
Innsbruck, Bergisel 5.1.2000
Habe gestern Nacht mit Miyahira und Wille Kantee geschlafen und dabei an Jussi und Matti Hautamäki gedacht. Meine Schi sind katastrophal gewachst, bin 5m vor dem Schanzentisch stehengeblieben. Dann ist mir von hinten Primoz Peterka reingeknallt, dadurch bin ich doch noch runtergefallen und mit 2m in die Wertung gekommen. Noch keine müde Mark verdient heuer. Die Sponsoren wollen mir die Schi wegnehmen. Na gut, dann werd ich halt runter laufen müssen!
Hinterzarten, 16.1.2000
Bin in der Quali heute aus lauter Unkonzentriertheit auf der Hinterseite der Schanze runtergesprungen. Bin in den Wald geplumpst, ich Esel. Alle haben mich ausgelacht. Habe erfahren, dass RTL meine Sprünge nicht mehr übertragen will, dafür hat sich aber die Sat.1-»Wochenshow« die Rechte an meinen Sprüngen gesichert. Mein Selbstbewusstsein ist im Keller, nachdem ich bei einem Prominenten-Benefiz-Juxspringen gegen Ottfried Fischer verloren habe. Die Einnahmen kamen übrigens mir zugute. Habe mit dem Springen heuer erst 48,50 Mark verdient. Der DSV hat mir den Springeranzug weggenommen, weil ich, wie es in einer Presseerklärung heißt, den Sport angeblich ins Lächerliche ziehe! Springe jetzt mit dem warmen Fischgrätmantel meines Schwagers.
Oberzarten, 17.1.2000
Habe heute die Anlaufspur zerstört, weil ich im V-Stil runtergefahren bin. Anschließend in der Luft den Telemark gemacht. Krieg den richtigen Bewegungsablauf nicht mehr hin! Immerhin 8½m, allerdings gestürzt, weil sich der Fischgrätmantel um die Schier gewickelt hat. Die FIS hat heute beschlossen, dass, wenn ich im Wettkampf über 9m springe, die Jury sich zusammensetzten muss, um den Anlauf radikal zu verkürzen. Ich weiß nicht, ob ich lachen oder weinen soll. Bin aufs morgige Springen gespannt, der DSV hat mir gerade die Schi weggenommen. Versuche es morgen zum ersten Mal mit zwei Pfannen von meiner Schwägerin.
Unterzarten, 18.1.2000
Bin aufgeregt, bin gleich dran. Mein Gegner im K.O. -Springen ist dieses lächerliche Maskottchen, ein geistig behinderter Rentner im Bärenkostüm. Nachdem mir der DSV auch Helm und Handschuhe weggenommen hat, musste ich umdisponieren. Um meinen Kopf zu schützen, hab ich die Dunstabzugshaube meiner Schwägerin aufgesetzt. Statt der Handschuhe hab ich mir zwei Zigarettenpackungen auf die Hände gesteckt, dazu der Fischgrätmantel und die zwei alten Pfannen. Es kann losgehen. Muss jetzt noch mal im Geist den Bewegungsablauf durchgehen. Also: im Telemark runterfahren, am Schanzentisch die Hocke machen, und im V-Stil landen, oder? Scheiße. Ich weiß es nicht mehr, und ich trau mich nicht zu fragen! Komm, Jäkle, einfach runter!
Die geheimen Reisetagebücher
von Stermann und Grissemann
Berlin
Teil 1
Berlin, 6.12.97, Hotel Taunus
Ich überlege ernsthaft, mich von Stermann zu trennen.
Er ist so unfassbar primitiv. Aus seinem Zimmer 106 dringt ekelhafter Gestank, ich vermute, er schlachtet wieder. Seine Lieblingsbeschäftigung zurzeit ist es, täglich im Hotelzimmer Federvieh zu
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