Speichelfaeden in der Buttermilch
sich gut aus. Ich hab erst wieder in 58 Jahren einen Termin. Zahnarzt. Sagen Sie, bin ich auch zu sehen auf dem Video?
Einmal ganz kurz gehen Sie durchs Bild. Nach 32 Jahren etwa.
Auf die Szene freu ich mich schon.
Kommen Sie?
Ich komme. Wiederhörn.
Wiederhörn.
Eifersucht
Folge 1: Die Hinrichtung
Momentchen bitte … (brüllt)
Was ist denn los bei Ihnen?
Ach, Herr Stermann. Der Nachbarsjunge will mir schon wieder selbstgepflückte Kekse bringen. Ich halte diese freundlichen Gesten nicht aus, das wissen Sie doch.
Ja ja, ich erinnere mich, als ich Ihnen einmal Geld borgte für ihre Ohrenoperation, da haben Sie mir ins Gesicht gespuckt.
Ja, selbstverständlich. Was kann ich für Sie tun? Ich bin in Eile.
Es ist 4 Uhr morgens, was haben Sie denn jetzt zu tun?
Um 4.30 Uhr ist doch die Hinrichtung. Das möchte ich nicht versäumen.
Um Himmels willen, das hätte ich fast vergessen, die Hinrichtung. Wissen Sie, ich glaube, ich werde nicht hingehen, ich ertrage das nicht.
Aber Herr Stermann, Sie sind doch Trauzeuge. Die Hinrichtung kann gar nicht stattfinden, wenn Sie nicht kommen.
Sagen Sie mal, Herr Grissemann, seit wann nennen wir zwei überzeugten Junggesellen Hochzeiten eigentlich Hinrichtungen?
Seit August 1914. Da hat meine Hausmeisterin geheiratet. Da ist sie praktisch hingerichtet worden.
Die Ehe ist eine Hinrichtung.
Richtig, Sie scheinen die Grundregeln noch zu kennen. Warum rufen Sie an?
Da ist eine Frau in meinem Bett, Herr Grissemann. In meinem Bett.
Wollen Sie sie hinrichten?
Nee. Ich bin nicht mal richtig verliebt.
Ah ja, gut. Wie kommt diese Frau in Ihr Bett?
Es ist eben nicht ihr Bett, es ist mein Bett.
Ja, es ist Ihr Bett.
Nein, nein, mein Bett.
Ja, sag ich doch: Ihr Bett.
Nein, es gehört nicht dieser Scheißfrau. Dieses Bett gehört Herrn Stermann.
Ich bin jetzt etwas irritiert. Ich dachte, Sie schlafen überhaupt nicht im Bett, sondern auf dieser riesigen Marmorplatte, die Sie 1948 in den Friedenswirren gestohlen haben.
Hab ich auch bis gestern, aber dann kam diese Frau. Sie hat mich in der Stadt in der Straßenbahn erwischt, und dann wollte sie sofort mit mir schlafen.
Aha, und das Bett hat sie auch gleich mitgebracht.
Genau.
Aber dann isses ja doch ihr Bett.
Nein, damit ich mit ihr schlafe, hat sie's mir geschenkt. Es ist mein Bett. Moment. (»Wilfried, das ist aber lieb, selbstgepflückte Kekse, so ein süßer Bub, Bussi, Bussi!«)
Ist der Nachbarsjunge gekommen, dieses Dreckschwein?
Ja ja, der liebe Kleine. Ich möchte diese Frau aus meinem Bett haben, sonst komm ich nicht zur Hinrichtung von Frau Achterbahn und Leschnikov.
Hören Sie, Stermann, Ihre Frauengeschichten in Ehren, in drei Stunden geht die Sonne auf, in 20 Minuten beginnt die Hinrichtung, ich muss mich hübsch machen.
Sagen Sie mal, Herr Grissemann, ich beneide Sie so unendlich, ich bin so eifersüchtig darauf, dass bei Ihnen kein hübsches Frauenzimmer im Bett liegt. Wissen Sie, Herr Grissemann, manchmal hasse ich Sie richtig dafür.
Ich kann gegen meine Gefühle nichts tun, das hat gar nichts mit Ihnen zu tun, dass ich immer allein schlafe.
Wie machen Sie das nur, was haben Sie, was ich nicht habe, Sie Glückskind?
Ich habe eben das gewisse Etwas, das die Frauen so abstößt.
Würden Sie sich bitte etwas einfallen lassen, wie ich die Frau loswerde? Ich bin so müde.
Okay, ich melde mich in 14 Minuten wieder. Auf Wiederhörn.
Wiederhörn.
Folge 2: Ist Grissemann homosexuell?
Stermann.
Ist die Frau noch immer bei Ihnen?
Nein, die ist weg. Jetzt ist eine andere in meinem Bett.
Schade. Ich hätte nämlich gewusst, wie man die erste rauskriegt.
Ach, wie denn?
Einfach eine zweite Frau reinholen, um so die erste zu brüskieren. Dann geht sie sicher raus.
Aber was mach ich jetzt? Ich hab ja schon die zweite hier. Soll ich noch eine reinholen?
Versuchen Sie's mal. Mal sehen, was passiert.
Moment. (»Die nächste bitte!«)
Und?
Ja, tatsächlich, Herr Grissemann. Jetzt ist die eine weg, aber dafür die andere da. Ihr System scheint mir unausgereift.
Wie viele stehen denn da vor Ihrer Tür?
Moment mal. (»Meine Damen, würden Sie bitte einmal durchzählen?«) Das dauert jetzt etwas, Herr Grissemann (»Danke!«). Es sind 74. Wenn die alle noch drankommen wollen, kann ich unmöglich zur Hinrichtung gehen.
Schauen Sie, in meiner Wohnung steht ein stolzer Mann in einem schwarzen Zweireiher. Den Zylinder elegant aufs wohlgeformte Haupt gelegt, bereit, der Hochzeitsgesellschaft da draußen
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