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Spekulation in Bonn

Titel: Spekulation in Bonn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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einem Abschleppseil hing.«
    »Warum hat der denn ein Abschleppseil genommen? Diese Dinger aus Stahl sind doch ziemlich widerspenstig für solch eine Aktion«, sagte Ahrens.
    Lupus schüttelte den Kopf. »Wer redet denn von Stahl? Hanf – ein Abschleppseil aus Hanf.«
    »Die gibt’s gar nicht mehr«, stellte Peters kategorisch fest. »Wenn nicht Stahl, dann Nylon.«
    »Menschenskinder, hört doch zu«, fuhr Lupus seine Kollegen an. »Dieses jedenfalls war aus Hanf.«
    »Daraus hat man früher die Henkerstricke gedreht«, bemerkte Freiberg. »Ein sehr gefälliges Material.«
    Lupus trug konzentriert vor und ließ kein Detail aus. Zur Abrundung des Stimmungsbildes wurden auch die zitternden Hände des Lehrlings Uwe erwähnt. »… und hier sind die Papiere des Herrn Korbel, auch ein Hausausweis der Gesellschaft für Datensicherheit und dann drei Schlüssel am Ring.«
    Freiberg schob energisch die vor sich aufgetürmten Akten zur Seite. »Das hat Zeit. – Fräulein Kuhnert…«
    Sie war vertraut mit den Ritualen des Arbeitsalltags im 1. K. »Kaffee kommt gleich.« Ganz schnell verschwand sie in ihr Zimmer und setzte die Kaffeemaschine in Gang. Ganz schnell war sie zurück, um ja die Eröffnungszüge eines neuen Falls nicht zu versäumen. Mit der nur schwer zu widerlegenden Feststellung, daß eine gute Sekretärin stets auf dem laufenden zu sein habe, hatte sie sich ihren Platz in der Mannschaft gesichert – und dafür manche freie Stunde geopfert.
    Freiberg breitete den Inhalt der Brieftasche des Toten auf seiner Schreibtischunterlage aus. Wie wenig unterschieden sich doch die Beigaben der Menschen: Personalausweis, Führerschein, Hausausweis der GeDaSi, zwei Euroschecks, dazu die Scheckkarte, vierhundertfünfzig Mark in Scheinen, einige unbeschriebene Zettel. Verwunderlich war, daß keine Briefe, Telefonnummern oder Notizen in der Brieftasche waren. Nur die Plastikkarte mit aufgedruckten Ziffern und Kodierfeldern bot etwas Besonderes. In diesen Feldern dürften in einer für den Laien nicht erkennbaren Weise elektromagnetische Speicherungen enthalten sein.
    Ahrens wies auf die Plastikkarte: »Das erinnert an Parkausweise, mit denen die Schrankenautomaten in den Tiefgaragen und Parkhochhäusern gefüttert werden müssen, wenn man aus so einem Groschengrab herauswill.«
    »Ja, könnte sein. – Sieht ganz nach einem Sicherheitschip aus, mit dem sich gewisse Türen öffnen lassen. Keinerlei Beschriftung – könnte was Geheimes dahinterstecken«, überlegte Freiberg laut.
    Inzwischen hatte Fräulein Kuhnert die schon leicht angeschlagenen Tassen mit dampfendem Kaffee bereitgestellt. Für Freiberg, Lupus und Ahrens je drei Stücke Zucker und viel Milch. Für Peters nichts davon. Sie selbst nahm Süßstoff, um der Figur keine Gelegenheit zu geben, sich an Kalorien zu versuchen.
    »Danke«, sagte Freiberg. »Wann hören wir etwas von der Rechtsmedizin?«
    »Bestimmt heute noch, ganz gewiß am Nachmittag«, meinte Lupus. »Und was schöpfen wir inzwischen – Verdacht oder frische Luft?«
    Freiberg griff nach den beiseite geschobenen Akten und stapelte sie schwungvoll aufeinander. »Ahrens, Kuhnert! Ihr seht das Zeugs mal durch, ob was anbrennen kann. Dann weg damit ›im Auftrag‹ – Peters! Du schließt dich kurz mit dem Erkennungsdienst und unterrichtest den Gruppenleiter. Lupus und ich fahren hinaus zur Wohnung von Doktor Korbel und sehen uns dort mal um. Anschließend zur GeDaSi. – Fährst du, Lupus?«
    »Ungern, höchst ungern. Ich sitze lieber im Fond.«
    Wenige Minuten später war der Kripowagen UNI 81/12 mit Freiberg am Steuer unterwegs zum Millionenhügel. Lupus saß zwar nicht im Fond, aber auf dem Beifahrersitz und bemerkte: »Ich hätte nie gedacht, daß den R4-Fahrern so starke Dienstwagen anvertraut werden. Chef, du fährst wirklich sauber daher.«
    »Zum xten mal, laß den ›Chef‹. Gib lieber CEBI unseren Status ein.«
    Lupus stöhnte auf. »Nun ermitteln sie wieder. Und wir müssen unserem elektronischen Blödmann CEBI das Gehirn vollstopfen. Ich kann mich einfach nicht daran gewöhnen, daß uns so ein technisches Ungeheuer am Schlafittchen hat.«
    »Abschwellen, Herr Müller! Ohne CEBI hätten wir den sauberen Unternehmer Erlenborn wahrscheinlich nicht erwischt. – Nun gib dem Kaiser, was des Kaisers ist!«
    Lupus griff zum Peikermikrofon. Mit seinem kurz geratenen Daumen drückte er die Sprechtaste: »UNI für UNI 81/12 – erstes K. Freiberg und Müller auf dem Wege nach Godesberg/ Schweinheim.

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