Spekulation in Bonn
Darlehen?«
»Wie kommen Sie darauf?«
»Das Fragen sollten Sie mir überlassen. – Also, wußte Korbel davon?«
»Ich habe keine Ahnung; aber das spielt doch auch keine Rolle.«
Die nächste Frage von Lupus kam wie ein Überfall aus dem Dunkeln: »Ist das Ihre natürliche Haarfarbe, Frau Nikols?«
»Wie bitte?«
»Tragen Sie manchmal eine Perücke?«
»Ich weiß zwar nicht, was diese Fragerei soll; aber wenn es für Sie von Bedeutung ist, bitte – das ist mein Naturhaar und auch meine Naturfarbe. Etwas aufgehellt, wenn Sie schon so genaue Antworten schätzen.«
»Damit ist nur ein Teil der Fragen beantwortet. Tragen Sie manchmal, und ich füge hinzu, ›auffällig blonde‹ Perücken? – Wir können das bei einer Hausdurchsuchung sehr schnell feststellen.«
Martha Nikols war so verwirrt, daß ihr Protest über ein Stammeln nicht hinauskam. »Aber wie… das muß ich mir doch nicht gefallen lassen.«
»Frau Nikols«, sagte Freiberg sehr energisch, »tragen Sie nun Perücken oder nicht?«
»Ja, manchmal, wie andere Frauen auch, wenn die Frisur nicht mehr sitzt. Aber dann in meiner Haarfarbe, mittelblond.«
Die nächste Frage ließ ihre Verwirrung noch größer werden:
»Wo waren Sie in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag? – In der Nacht von Korbels Tod.«
Sie hatte Mühe, die Fassung zu bewahren, und versuchte, Zeit zu gewinnen. »Ich, ich war… In meiner Wohnung war ich.«
»Dort waren Sie nicht!« fuhr Lupus sie an.
»Ja, aber ja, ich…«
»Das ist die Unwahrheit. Wenn Sie weiterhin lügen, bringen Sie sich in den Verdacht, an der Ermordung Ihres Liebhabers beteiligt gewesen zu sein.«
Freiberg fröstelte. Die manchmal unbarmherzigen Vernehmungsmethoden seines Mitarbeiters gingen ihm unter die Haut. Doch sie brachten meist sehr schnell die Wahrheit an den Tag.
Martha Nikols war blaß geworden. Kaum hörbar sagte sie:
»Ich war bei einem Bekannten.«
»Bei wem, wann und wo?« schaltete sich Freiberg ein.
»Im Flughafenhotel – die ganze Nacht.«
»Hätten Sie vielleicht die Güte, die Fragen des Kommissars vollständig zu beantworten!« herrschte Lupus sie an. »Oder möchten sie lieber mit uns ins Präsidium fahren? Also – wer war es?«
Martha Nikols schluchzte auf. Ganz langsam zogen die Tränen eine Spur durch das makellose Make-up. »Ich kann es nicht sagen.«
»Sie werden es schon sagen müssen«, bellte Lupus.
Freiberg wollte ihr helfen. »Ich sichere Ihnen absolute Vertraulichkeit zu – natürlich nur für den Fall, daß alles nichts mit dem Tod von Korbel zu tun hat.«
»Es hat nichts damit zu tun – bestimmt nicht!«
»Dann sagen Sie schon, wer es war.«
Sie griff zum Taschentuch. »Wir haben uns dort getroffen, bevor er nach Zürich geflogen ist.«
»Wen haben Sie getroffen?«
»Kai Fischbach.« Sie drückte die Hand mit dem Taschentuch auf den Mund. »Um Gottes willen; das darf der Chef nicht erfahren. – Bitte, sagen Sie ihm nichts, bitte.«
»Das wird sich einrichten lassen«, nickte Freiberg. »Aber mit dem Herrn Fischbach werden wir uns unterhalten müssen. Hoffentlich wird man im Hotel Ihre Angaben bestätigen. Wann sind Sie dort angekommen?«
»Kurz nach neun.«
»Und abgereist?«
»In der Früh, nachdem die Maschine gestartet war. Anschließend bin ich gleich ins Büro gefahren.«
»Wenn Ihre Angaben stimmen – und das werden wir überprüfen –, dann haben Sie ein Alibi.«
»Alibi – wieso Alibi?«
Freiberg wollte keine weiteren Erklärungen abgeben. »Im Augenblick ist das unser Problem. – Wir werden uns später noch einmal unterhalten müssen.«
»Aber bitte nicht hier. Es ist reiner Zufall, daß Sie mich heute allein angetroffen haben.«
»Wir bitten Sie dann ins Präsidium«, sagte Lupus.
»Oder an einen anderen Ort, wenn Ihnen das lieber ist«, fügte Freiberg hinzu. »Jetzt werden Sie sicher froh sein, wenn wir uns verabschieden.«
Sie schwieg und saß noch lange steil aufgerichtet im Sessel, nachdem die Besucher gegangen waren.
Der Pförtner war so in die Lektüre seiner Zeitung vertieft, daß er den Gruß der Ermittler, die langsam durch die Office-Halle zum Ausgang schlenderten, nicht wahrnahm. Freiberg ließ sich Zeit, zum Wagen zu gelangen. Er blieb stehen und stieß seinen Kollegen an. »Das war kein Futter für CEBI, nur Ballaststoffe – wenn das Alibi stimmt.«
»Aber blond ist sie, Perücken trägt sie, intim war sie mit dem Herrn aus dem Baum, ihr Mann war sauer auf den Hängenden – und der neue Liebhaber dürfte
Weitere Kostenlose Bücher