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Spekulation in Bonn

Titel: Spekulation in Bonn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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– verbunden mit der Frage, wie hoch denn die ausgesetzte Belohnung sei. Ahrens mit seinem wachen Verstand und methodischen Vorgehen war der richtige Mann dafür, die anrufenden Narren und Wichtigmacher auszusondern.
    Peters hielt es nicht im Büro. »Ich werde mich noch bei den Anliegern vom Parkplatz Katharinenhof umhören«, meldete er sich ab und verließ, ohne auf Bestätigung zu warten, den Raum.
    In das Schweigen hinein sagte Freiberg: »Der macht mir Sorgen; man müßte ihn im Innendienst einsetzen.«
    »Lieber nicht«, meinte Lupus. »Das arme Schwein braucht Bewegung, scheint noch Schmerzen zu haben. Darum setzt er sich selten hin.«
    Freiberg sprach leise: »Dieser Schuß in den Bauch hat ihn fertiggemacht.« Noch leiser fügte er hinzu: »Es kann jeden von uns erwischen – irgendwann.«
    »Nur nicht so«, murmelte Ahrens und sah Fräulein Kuhnert an.
    Freiberg klopfte mit dem Knöchel auf den Schreibtisch. »Dame, Männer – Schluß damit. Ahrens! Stellung halten und versuchen, die Anrufer zu sortieren. Kuhnertchen hilft dabei. Lupus und ich fahren raus zur Gesellschaft für Investitionsberatung und Koordination und werden mit Frau Nikols sprechen. – Wo sitzt die Firma eigentlich?«
    Fräulein Kuhnert antwortete prompt: »Koordinata-Bonn im Rhein-Center-Hochhaus. Ich war schon mal…«
    »Bei der Firma etwa?« wunderte sich Freiberg.
    Sie zögerte mit der Antwort. Ein sanftes Rot lief über Hals und Wangen. »Nein, nicht dort. – In der Ärzteetage.«
    Lupus hob mahnend den Zeigefinger. »Immer schön brav einnehmen und keinen Tag auslassen, sonst wirken die Dinger nicht. Ahrens braucht eine zuverlässige Mitarbeiterin.«
    »Laß deine Frotzeleien«, fuhr Freiberg ihn an. »Dort haben auch Augenärzte und Orthopäden ihre Praxen. – Nun komm schon, satteln wir die Ente.«
     
     
    Vom Polizei-Präsidium bis zum Rhein-Center war es nur ein Katzensprung. Freiberg saß wieder am Steuer. Beim Erich-Ollenhauer-Haus gliederte er sich in den Strom aus rollendem Blech ein. Lupus meldete UNI 81/12 bei der Leitstelle zum Dienst und gab mit wütendem Knopfdrücken über den Statusgeber »seinem« CEBI Futter: erst die Drei – Auftrag übernommen – und sofort danach die Vier – im Einsatz. »So, jetzt weiß der elektronische Blödmann für heute genug von uns.«
    In der Office-Halle des Rhein-Centers saß der Pförtner beim Frühstück und las den Express. Die Besucher streifte er mit einem flüchtigen Blick. Neben den Fahrstuhltüren blitzten Dutzende von Messingschildern und meldeten den Sitz von Verbänden, Lobbyisten, Zeitungskorrespondenten, Ärzten und Unternehmen, die sich in Bonn satte Gewinne erhofften. Sauber geprägt und auf Hochglanz poliert auch das Schild: »Koordinata-Bonn, Investitionsberatung und Koordination, GmbH und Co. KG – 13. Etage«.
    Neben den Bedienungsknöpfen im Fahrstuhl prangten die Namensschildchen in Miniaturformat wie die Auszeichnungen an den Ordensspangen eines hochdekorierten Generals.
    Drei junge Mädchen stiegen kichernd zu und tauschten Erfahrungen aus, die Außenstehenden unverständlich blieben. Mit Begriffen wie wahnsinnig, affengeil, irre, abgemackert, Zoff und Bock ging das Gespräch hin und her, so daß Freiberg sich fragte, ob seine Zurückhaltung gegenüber diesem Vokabular ein Zeichen dafür war, daß er seine Jugend hinter sich hatte.
    Die 13. Etage war mit Teppichboden ausgelegt und hatte auf Mahagoni gearbeitete Türen. In einem Arbeits- und Warteraum, mit Sitzecken in weichem Leder, die mit geschickt gestellten Paravents abgeteilt waren, wurden Freiberg und Lupus von einer aparten Dame empfangen. »Bitte, meine Herren, was kann ich für Sie tun?« fragte sie mit natürlicher Liebenswürdigkeit die beiden Besucher. »Ich hoffe, Sie nicht zu enttäuschen – Herr von Sendenstein frühstückt mit einem Abgeordneten und wird nicht vor elf zurück sein.«
    »Nun«, sagte Freiberg, »wir werden ihn sicherlich entbehren können.«
    »Leider sind auch die beiden anderen Herren der Geschäftsleitung nicht im Hause«, erklärte die Dame ungefragt weiter, und um den Besuchern die guten Verbindungen der Firma deutlich zu machen, fügte sie noch hinzu: »Herr Fischbach wird erst am Nachmittag von einer Auslandsreise zurückerwartet, und Herr Wanitzky nimmt als Gast und Sachverständiger an den Arbeitsgesprächen anläßlich des Staatsbesuchs teil.«
    Freiberg sah sie aufmerksam an. »Danke für die Informationen. Wir können gewiß ohne die Herren auskommen. Wir

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