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Sphaerenmusik

Sphaerenmusik

Titel: Sphaerenmusik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margarete Friedrich
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Sie betrachtete sein charmantes Gesicht und dachte: Nein, zuwider ist er mir nicht, eigentlich ist er mir sogar symp athisch, und doch... Er ist irgendwie unergründlich. Aber sind das nicht die meisten hier?
    „Nein“, erwiderte sie, natürlich nicht. Wie kommst du darauf?“
    „Aus meinen Erfahrungen mit dir“, antwortete er. „Dann darf ich wohl hoffen, dass du jetzt mit mir in den Park gehst. Ich möchte mich von dir verabschieden.“
    „Das kannst du auch hier“, entgegnete Silvia. „Außerdem hat das noch Zeit. Soviel ich gehört habe, fährst du erst nach dem Lunch fort.“
    „Allerdings, aber dann habe' ich keine Zeit mehr.“ Mikes Augen blitzten sie wütend an, ehe er sich umwandte und die Halle durchquerte.
    Sinnend blickte ihm Silvia nach, von widerstr ebenden Gefühlen geplagt. Hatte Mike jetzt eben seinen wahren Charakter gezeigt? Konnte er nicht doch der Täter sein? Oder verdächtigte sie ihn zu unrecht?
    Sie lief die Treppe hinauf und stieß beinahe mit Pamela zusammen. „Pam, du bist aufgestanden?“, fragte sie erstaunt. „Was machen deine Zah nschmerzen?“
    „Sind wie weggeblasen! Wollen wir nicht heute Nachmittag wieder auf Entdeckungsfahrt gehen?“
    „Mal sehen“, erwiderte Silvia.
    Zusammen gingen die Mädchen in den sog enannten Damensalon. Elisabeth saß dort an einem Fenster und hatte eine Stickerei zwischen ihren Händen. Doch sie stickte nicht, sondern blickte wie verloren zum Fenster hinaus. Silvia hatte ihre Tante noch nie traurig gesehen.
    Mitleidig trat sie zu ihr und legte den Arm um sie. „Machst du dir Sorgen um Onkel John? Das brauchst du nicht, es ist ihm ja nichts Ernstliches passiert.“
    „Das sage ich mir auch immer wieder“, antwortete Elisabeth und seufzte. „Weißt du, wir waren nach unserer Heirat noch nie getrennt. Ich sehne mich unsagbar nach ihm. Ich komme mir sehr allein vor.“
    „Liebste Mam“, rief Pamela, „wir sind doch bei dir!“
    Sie umarmte ihre Mutter stürmisch, die die Liebkosungen der Tochter herzlich erwiderte.
    In dieses Idyll platzte Mike hinein. Aber wie sah der sonst so adrette junge Mann aus! Sein Gesicht war gerötet, die Haare hingen ihm wirr in die Stirn, und seine Augen blitzten vor Wut. Er sagte mit nur mühsam beherrschter Stimme: „Wer hat noch einen Schlüssel zu meinen Zimmern? Ich bin während meiner Abwese nheit bestohlen worden.“
    Elisabeth fuhr hoch. „Wie können Sie so etwas behaupten, Mr. Welton? Und was ist das für ein Bene hmen?“, fragte sie scharf.
    „Verzeihen Sie bitte, Mrs. MacKean“, erwiderte Mike und versuchte, seiner Stimme einen ruhigeren Klang zu geben, „aber Sie müssen meine Aufr egung verstehen. Da die Schlösser zu meinen Zimmern nicht aufgebrochen worden sind, muss der Dieb Nachschlüssel gehabt haben.“
    „Wer soll das gewesen sein?“, fragte Elisabeth erregt. „Für die Dienerschaft lege ich die Hand ins Feuer.“ Sie läutete, dann fuhr sie fort: „Was ist Ihnen abhanden gekommen?“
    Mike zögerte einen Augenblick, bevor er antwortete: „Meine beiden schon gepackten Koffer sind durchwühlt und verschiedene Wertgegenstände, wie ein goldenes Zigarettenetui, Ringe und dergleichen entwendet worden.“
    In der Tür erschien Eve.
    „Gehe sofort zu Mrs. Galini“, befahl ihr Elisabeth, „und sage ihr, sie möchte bitte zu mir kommen.“ Dann wandte sie sich wieder Mike zu und sagte mit kalter Stimme: „Wenn Sie wollen, rufe ich auch die Polizei.“
    Mike fuhr zusammen und wehrte sofort ab: „Von mir aus können wir die Polizei aus dem Spiel lassen.“ Verächtlich setzte er hinzu: „Der Dorfpol izist dürfte wohl kaum in der Lage sein, den Diebstahl aufzuklären.“
    „Ich halte es gleichfalls für besser, die Polizei nicht einzuschalten“, erklärte Elisabeth. „Ich möchte keinen Skandal.“
    „Bitte, Mrs. MacKean, Sie wünschen?“, fragte Joan von der Tür her.
    „Ah, Joan! Es tut mir leid, dass ich Sie in Ihrer Arbeit stören musste, aber es ist etwas Unang enehmes passiert. Bei Mr. Welton sind die Zimmer vermutlich mit einem Nachschlüssel geöffnet und aus den Koffern verschiedene Wertgegenstände gestohlen worden. Wissen Sie, ob es hier noch irgendwo Ersatzschlüssel für die einzelnen Räume gibt?“
    Silvia, die bisher mit ihrer Kusine stumm die Szene beobachtet hatte, sah die Wirtschafterin aufmerksam an. Diese wirkte in ihrem schwarzen Kleid mit dem streng gescheitelten Haar genauso unnahbar wie immer. Aber Silvia entdeckte, dass Joans sonst so blasse Wangen

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