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Sphaerenmusik

Sphaerenmusik

Titel: Sphaerenmusik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margarete Friedrich
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Stück hervor, und dann schrie sie vor Schreck laut auf. Beinahe wäre sie abgestürzt. Mit aller Gewalt presste sie sich wieder gegen den Felsen und starrte auf das, was mit der Tasche zum Vorschein g ekommen war:
    Eine bleiche Knochenhand streckte sich halb aus dem Spalt heraus, als wenn sie die Tasche wieder zurückholen wollte, und dahinter grinste sie ein Tote nschädel an.
    Zuerst dachte Silvia, dass es sich um Daphnes Kopf handeln würde. Sie nahm ihren ganzen Mut zusammen, stieß die Knochenhand zurück und presste ihre Augen an den Spalt. In dem Halbdu nkel konnte sie die Konturen des Skeletts erkennen. Es kam ihr merkwürdig klein vor. Ein Kind, sinnierte sie, ja, es könnte ein Kind gewesen sein, aber von einem Kind war in der Überlieferung nicht die Rede gewesen, und wie kam es dorthin? Rätsel über Rätsel!
    Vorsichtig kletterte Silvia nach unten. Sie setzte sich am Fuß des Berges ins Gras und untersuchte die Tasche. Sie war vom Alter und der Witterung arg mitgenommen. Vermutlich handelte es sich um eine Jagdtasche. An dem rissigen Leder hingen noch einige Pelzreste. Silvia hatte zuerst Mühe, die Tasche aufzubekommen, dann riss der verrostete Verschluss auseinander. Vor ihr lag der verlore ngegangene Schatz der Harleighs:
    Ringe, Kolliers, Diademe, einige Goldmünzen und ein kleiner Lederbeutel. Sie machte auch di esen auf. Mindestens drei Dutzend kleine und große Edelsteine brachen sich in den Strahlen der untergehenden Sonne.
    Silvia war voller Freude, dass sie den Schatz g efunden hatte, und sie war so damit beschäftigt, die herrlichen Steine zu bewundern, dass sie das Knacken des Unterholzes nicht wahrnahm. Als sie darauf aufmerksam wurde, war es bereits zu spät. Zwei Hände legten sich um ihren Hals und drückten zu. Die Tasche entfiel ihren Händen. Verzweifelt wehrte sie sich, dann wurde ihr schwarz vor den Augen.
    Unendlich war der Abgrund, in den sie immer mehr versank. Sie wollte Luft holen, doch ein Fe uer schien in ihrer Kehle zu wüten und sie stöhnte auf...
    Sanfte Hände fuhren über ihr Gesicht und drückten ihr etwas Nasses auf die Stirn. Sie schlug die Augen auf und sah direkt in den nachtdunklen Himmel, von dem die Sterne herabfunkelten. Etwas bewegte sich neben ihr, sie wandte den Kopf und erstarrte:
    Da war der Schlapphut, der weite Umhang. Er war es, der Phantomgeiger!
    Dann wich die Furcht von ihr, denn das war kein Geist, sondern ein Mensch aus Fleisch und Blut, der ihr erneut ein nasses Tuch auf die Stirn legte.
    Plötzlich trat der bis dahin unsichtbare Mond hinter einer Wolke hervor und warf auch sein Licht auf den Unbekannten, dessen Gesicht bis dahin im Dunkeln geblieben war.
    Entsetzt fuhr Silvia hoch und schrie gellend auf, denn das war kein Gesicht, sondern nur eine furchtbare Grimasse! Der Unbekannte sprang e rschrocken auf und verhüllte mit dem Umhang sein Gesicht. Nur seine noch sehr jugendlichen Augen blickten sie mit solcher Qual an, dass sie glaubte, seinen Blick nicht mehr ertragen zu können. Ehe sie noch etwas sagen konnte, drehte er sich um und war verschwunden.
    Es dauerte eine Weile, bis sich Silvia gefasst hatte. Dann stand sie auf und berührte ihren Hals. Er tat ihr noch immer schrecklich weh. Hat mich der Phantomgeiger gewürgt? fragte sie sich. Nein, entschied sie, er hat mir bestimmt nur helfen wo llen. Der Arme, was war nur mit seinem Gesicht geschehen?
    Ihr fiel die Tasche mit dem Schmuck wieder ein. Wo war sie geblieben? Sie entdeckte im Mondlicht nur ihre Umhängetasche. Sie holte die Tasche nlampe heraus und leuchtete damit den Boden ab, auch das Unterholz, aber sie fand sie nicht.
    Plötzlich blitzte etwas zwischen den Steinen hervor. Es war ein Brillantarmband in altertüml icher Goldfassung. Wenigstens ein Beweis, dachte sie bitter, dass ich nicht geträumt habe und Daphnes Schmuck wirklich in den Händen gehalten habe.
    Wer mochte ihn gestohlen haben? Bestimmt nicht der Phantomgeiger, sondern der Würger. Bei diesem Gedanken kam ihr erst richtig die Erkenn tnis, dass sie beinahe hier ermordet worden wäre. Die Angst überwältigte sie, sie warf sich ihre Tasche über die Schulter und hastete den Weg zurück, den sie so frohgemut am Nachmittag gekommen war.
    Der Rückweg war alles andere als erfreulich. Die Taschenlampe beleuchtete nur eine kurze Strecke des holprigen Weges. Unheimlich schoss das dunkle Wasser an ihr vorbei, und wenn sie da ran dachte, dass sie bergaufwärts noch ein Stück durch den dunklen Wald musste, drohte sie in

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