Sphaerenmusik
hektische rote Fle cken bekamen. Jedoch ihre Stimme war ebenso ruhig wie stets, als sie nach einer kurzen Pause antwortete: „Nein, leider nicht. Als Ihr Gatte die Zimmer renovieren ließ, sind auch neue Schlösser angebracht worden. Höchstwahrscheinlich hat er die Ersatzschlüssel, wenn es welche gibt, selbst in Verwahrung.“
„Glauben Sie, dass jemand von der Dienerschaft in Frage kommt?“
„Auf keinen Fall“, erwiderte Joan. „Ich kenne die Leute schon seit Jahren.“
„Ich kann's mir auch nicht denken, Joan. Trot zdem horchen Sie doch einmal bei der Dienerschaft herum. Wenn es nicht zu umgehen ist, durchsuchen Sie mit Mike auch deren Zimmer.“ Sie wandte sich Mike zu: „Sollte sich Ihr Besitz nicht wieder einfinden, komme ich selbstverständlich für den Schaden auf.
Mike zog ein Gesicht, als hätte er in eine saure Zitrone gebissen, dann erwiderte er mit heiserer Stimme: „Sehr gütig, Mrs. MacKean, doch der E rinnerungswert ist leider unersetzbar.
„Darf ich in Ihr Zimmer?“, bot sich Pamela an. „Vielleicht finde ich eine Spur.“
„Verbrecherjagd ist nichts für Kinder“, antwortete Mike unfreundlich.
„Dann eben nicht!“, trotzte Pamela und zog Si lvia mit sich fort. „Pah, Kinder hat er gesagt!“ Sie sagte das so laut, dass es die Zurückbleibenden noch hörten. „Dabei bin ich schon dreizehn. Dieses Ekel!“ Sie hängte sich an Silvias Arm. „Ich komme mit dir in dein Zimmer.“
Als sie im zweiten Stock angelangt, waren, holte Silvia ihren Schlüssel hervor. „Nanu“, rief Pamela erstaunt, „seit wann schließt du ab? Ist dir auch schon etwas gestohlen worden?“
„Nein, das nicht“, erwiderte Silvia verlegen, „man hat nur meine Zimmer durchsucht.“
„Na, so was!“, wunderte sich Pamela von ne uem. „Warum hast du uns nichts davon erzählt?“
„Es hätte nur unnötige Aufregung gegeben“, murmelte Silvia, „und da mir nichts gestohlen wo rden ist...“
Pamela tänzelte im Zimmer umher und warf sich mit einem Schwung auf das Bett. Gleich darauf schrie sie:
„Aua!“
Erschrocken wandte sich Silvia zu ihr um.
„Ich habe mich auf etwas gesetzt.“ Pamela zog einen Gegenstand unter sich hervor, den sie mit ungeheurem Erstaunen betrachtete. „Ist das dein Schmuck?“, fragte sie. „Den hab ich ja noch nie bei dir gesehen. Bisschen altmodisch, nicht?“
Entgeistert starrte Silvia auf die Kette. In einer altertümlichen Fassung waren wunderschöne S aphire eingebettet. Sie hatte das Halsband sofort erkannt: Es hatte mit in der Jagdtasche gelegen!
Und wieder wirbelten ihre Gedanken durchei nander: Wer hatte ihr die Kette auf das Bett gelegt? War es Mike, dann musste er auch der Täter sein. Nein, es passte einfach nicht zu ihm, ihr dann ein Schmuckstück heimlich zurückzugeben. War doch der Phantomgeiger derjenige, der sie gewürgt und den Schmuck an sich genommen hatte? Aber warum brachte er ihr diese Kette zurück? Und wie kamen er oder Mike in verschlossene Räume hinein? Sie konnte die ganzen Geschehnisse einfach nicht mehr verstehen.
Doch dann lächelte sie vor sich hin: Wenn der Phantomgeiger tatsächlich ein Geist war, bei ihm wäre es schon möglich, durch verschlossene Türen zu gleiten.
„Pam“, fragte sie aus ihren Gedanken heraus, „gibt es hier Geheimtüren?“
Pamela war zum Spiegel gelaufen und hatte die Kette um ihren Hals gelegt. „Geheimtüren? Nicht, dass ich wüsste! Glaube ich auch nicht, denn die hätten die Arbeiter bestimmt bei den Renovi erungsarbeiten entdeckt... Die Kette“, murmelte sie dann, „ist ja recht hübsch, die Steine glitzern so schön, leider ist sie mir zu unmodern. Komm, binde du sie mal um.“ Schon hatte sie das Schmuckstück um Silvias Hals gelegt und das Schloss zugemacht. „Auf deinem Kleid sieht sie sogar sehr gut aus“, stellte sie fest.
Silvia trat vor den Spiegel und musste Pamela recht geben. Auf ihrem dunklen Kleid sah der Schmuck en tzückend aus.
Der Gong ertönte. Schnell wollte Silvia die Kette von ihrem Hals lösen, doch sie bekam das Schloss nicht auf.
„Behalte sie um“, riet Pamela. „Die anderen sollen ruhig staunen.“
Silvia überlegte. Ja, sie sollen staunen, entschied sie in Gedanken. Vielleicht lockte sie dann den Mörder aus seinem Versteck hervor, denn woher wollte sie wissen, ob Täter und Geber in einer Pe rson zu finden waren?
Sie betraten das Esszimmer, als Elisabeth und Mike schon am Tisch saßen, während Joan gerade im Begriff war, hinauszugehen.
„Nanu“,
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