Sphaerenmusik
Frau. Silvia wollte auf sie zugehen, doch sie konnte kein Glied mehr rühren, die Bücher reichten ihr bis zum Hals, sie bekam keine Luft. Sie wollte schreien, aber eine gewaltige Faust presste ihren Mund zusammen.
Schweißgebadet fand sie sich im Bett sitzend vor. Durch das Fenster sickerte die Morgendämm erung. Sie hatte rasende Kopfschmerzen. Sie legte sich wieder zurück und schloss die Augen. Nach einiger Zeit ließen die Kopfschmerzen nach.
Erst jetzt bemerkte sie einen merkwürdigen G eruch im Zimmer, irgendwie kam er ihr bekannt vor. Sie überlegte, und dann wusste sie: Es roch nach Krankenhaus! Sie hatte einmal eine schwere Grippe gehabt und einige Wochen in einem Krankenhaus zubringen müssen. Daher kannte sie diesen typischen Geruch. Wie kam er hierher?'
Die junge Frau richtet sich erneut auf und e rstarrte. In ihrem Schlafzimmer herrschte ein wüstes Durcheinander. Sie sprang aus dem Bett und lief ins Nebenzimmer. Auch dort sah es nicht anders aus. Sie rannte zur Tür, die zum Gang führte. Sie war fest verschlossen. Als sie die Gangtür des Schlafzimmers untersuchte, entdeckte sie, dass diese unverschlossen und der Schlüssel seitlich von der Tür am Boden lag.
Sie drückte die Tür zu und blieb einen Moment an ihr gelehnt stehen, bis das Zittern ihrer Knie nachließ. Das zweite Mal, dass jemand ihr Zimmer durchsucht hatte, nur diesmal hatte er es nachts getan und sie zuvor betäubt. Um was war es ihm diesmal gega ngen?
Plötzlich ahnte sie es: Wo waren die beiden Schmuckstücke? Sie überlegte krampfhaft. Sie hatte, als sie am Fenster saß, mit ihnen gespielt und sie dann auf dem Tischchen liegen lassen.
Silvia lief zu dem kleinen Tisch. Weder dort noch auf dem Sessel davor konnte sie die beiden Schmuckstücke entdecken. Resigniert ließ sie sich auf ihr Bett fallen.
* * *
Am Frühstückstisch herrschte eine ungewöhnliche Stille. Selbst die sonst so lustige Pamela sagte kaum etwas. Nur hin und wieder warf sie Silvia einen Verschwörerblick zu.
Silvia hatte ihr alles erzählt, was ihr bisher pa ssiert war, da Pamela in ihr Zimmer gekommen war, bevor sie es hatte aufräumen können. Was war ihr also anderes übriggeblieben, als ihrer Kusine die Wahrheit zu gestehen?
Hatte sie zuerst befürchtet, Pamela dadurch zu sehr zu erschrecken, so musste sie erkennen, dass das alles für die Dreizehnjährige nur ein wunderb ares Abenteuer war.
„Schade, dass ich nicht dabei war!“, hatte sie voller Neid ausgerufen. „Wollen wir nicht gemei nsam Jagd auf den Täter machen?“
„Das kann tödlich sein“, gab Silvia zu b edenken,
„Ach was“, fegte Pamela mit einer Handbew egung die Bedenken ihrer Kusine über Bord. „Ich glaube nicht, dass er dich töten wollte. Dazu hätte er in der Nacht die beste Gelegenheit gehabt. Dem geht's nur um den Schmuck.“
„Ich weiß nicht“, entgegnete Silvia. „Die beiden Schmuckstücke müsste er eigentlich sofort gefu nden haben. Da brauchte er doch nicht so die Zimmer zu durchwühlen.“
„Vielleicht vermutet er auch die übrigen Schmucks achen bei dir.“
Silvia sah ihre Kusine verdutzt an, dann sagte sie nachdenklich: „Wenn du recht haben solltest, kann er nicht der Würger vom Wildbach gewesen sein, der mir den Schmuck g estohlen hat.“
Mit gerunzelten Brauen dachte das junge Mä dchen noch bei Tisch immer über diese Frage nach, während sie rein mechanisch aß.
Nicht nur sie, auch Elisabeth war mit ihren G edanken nicht beim Frühstück. Schließlich fasste sie einen Entschluss. Sie trank ihre Tasse leer, stellte sie klirrend auf den Unterteller zurück und sagte energisch: „Kinder, ich habe mich entschlossen, sofort zu John zu fahren. Seit seinem Wegsein herrscht hier nur noch eine trübsinnige Stimmung. Und dann ist da auch noch die mir so peinliche Diebstahlsgeschichte. John wird eher damit fertig.“
Sie schaute zum Fenster hinaus und setzte z ögernd hinzu: „Außerdem liegt auch sonst noch irgend etwas in der Luft. Ich kann es nicht näher beschreiben, aber es versetzt mich in Unruhe. Da hab ich mir überlegt, wenn es mit John keine Komplikationen gegeben hat - in diesem Fall hätte man mich auch bestimmt benachrichtigt -, mit seinem Gipsbein braucht er nicht unbedingt im Krankenhaus zu liegen.“ Sie lächelte. „Ich glaube bestimmt, dass John mit seinem Lachen die Gespenster hier wieder vertreiben wird. Und darum, Mädchen, beeilt euch! Ihr wollt doch mit?“
Die beiden Kusinen sahen sich an, dann schü ttelten sie den
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