Spiegel der Offenbarung
meinem Schiff dem Guten verschrieben, helfend zur Seite zu stehen, wo es nötig ist. Aus der Nummer komme ich also nicht so einfach raus.« Er zögerte, dann fügte er hinzu: »Außerdem will ich unbedingt die Königin kennenlernen. Ob sie wirklich so hübsch ist, wie man sagt?«
Laura verdrehte die Augen. »Ich werde euch also nicht los?«
Sie schüttelten die Köpfe und beteuerten: »Bis zum Ende. So ist das bei den Elfen.«
»Ach komm, Laura«, platzte Zoe heraus. »Mach dir nichts vor. Die gehen nur mit, weil sie Schiss haben, dass du alles vermasselst!«
Laura versuchte die Stirn zu runzeln, aber dann lachte sie schallend los. Es tat so gut, Zoe wieder bei sich zu haben, war so befreiend.
»Steuermann ...«
»Käpt'n?«
»Du hast ab sofort das Kommando.«
»Aye-aye, Käpt'n.«
»Bitte gib dir Mühe, deinen Namen nicht noch einmal auszusprechen.«
»In Ordnung, Käpt'n.«
Arun wandte sich zum Gehen, da setzte der Steuermann noch einmal an.
»Käpt'n?«
»Hm?«
»Du ... musst das tun, nicht wahr?«
»Es führt kein Weg dran vorbei. Viele von uns gehen wegen eines Fluches mit, also auch ich. Ich muss diese Chance nutzen. Es ist eine Sache, ein Dämon zu sein, der sich selbst mit seinem Namen bannt. Es ist eine andere Sache, ein Monster in sich zu tragen, das da nicht hingehört und das immer mehr rumort. Das ist ja niemandem an Bord entgangen, nicht wahr? Noch nie habe ich mich so vergessen. Ich weiß nicht, wo das hinführt, und es gefällt mir nicht. Also suche ich nach einem Weg, das Ding loszuwerden, und vielleicht bietet Laura mir die Chance.«
»Das hoffe ich, Käpt'n. Wirst du zurückkehren?«
»Sicher, auf die eine oder andere Weise. So leicht wirft mich nichts um, das weißt du doch. Also ... erfreue dich an dem Schiff, es ist jetzt deines. Zumindest vorübergehend.«
»Aye-aye, Käpt'n.«
»Eine kleine Sache gönne ich mir noch, bevor ich aussteige, aber die betrifft nicht dein Kommando. Ist nur ... na ja, vielleicht das letzte Mal.«
»Das will ich nicht versäumen, Käpt'n.«
»In Ordnung, Steuermann.«
Arun kehrte zum Bug zurück, wo die Gruppe versammelt stand, Laura allen voran. Hanin wandte sich ihm zu.
»Es wäre gut, wenn du sie direkt unterstützt, da du den Pfad transferiert hast. Ich gebe ihr den nötigen Halt.«
Der Korsar nickte. Die Assassinin ergriff Lauras Hand. Milt und Finn wirkten nervös, obwohl gar kein Grund dazu bestand. Aber sie hatten schon so viele Überraschungen während ihrer langen Reise erlebt. Vor allem Laura hatte mehrmals in Lebensgefahr geschwebt, und jetzt, so kurz vor dem Ende, sollte das nicht noch einmal geschehen.
Zoe und Aswig hielten sich auf dem Mitteldeck auf, in der Nähe des Steuermanns. Für beide gab es derzeit nichts zu tun. Aswig beobachtete, was der Steuermann tat, um zu lernen, und Zoe blickte sehnsüchtig zum Palast, wo Prinz Laycham sicher schon auf sie wartete.
Wie viele Tage blieben ihnen noch? Die fünfzehn Wochen waren fast verstrichen. Würde die Frist schneller ablaufen oder vielleicht sogar später? Würde es schlagartig gehen, dass sie wie gefällte Bäume umfielen und sich auflösten, oder würden sie es rechtzeitig ahnen? Konnten sie noch Abschied nehmen?
Zoes Blick schweifte zu Laura. Mach deine Sache gut. Meine Gedanken sind bei dir.
Laura warf einen schnellen Blick zu Zoe, denn sie hatte das Gefühl, dass ihre Freundin etwas zu ihr gesagt hatte. Ich mach ihn fertig.
Sie spürte den Druck von Hanins Hand und richtete den Blick wieder nach vorn.
»Rufe dir ins Gedächtnis, was du auf der Geistreise gesehen hast«, erklang Aruns Stimme nah bei ihr. Ruhig, beruhigend.
Sie gab sich bereits alle Mühe, aber von dieser erhöhten Perspektive aus war das nicht so einfach. Sie hatte einen großen Überblick, vom Boden aus aber nur eine beschränkte Sicht gehabt. Beide Sichtweisen musste sie jetzt in Übereinstimmung bringen. Die beste Konstante hierfür war der Palast mit seiner Mauer davor. Laura sah ihn bewusst an, ließ sich dann gleichzeitig langsam »sinken«, rief sich den Anblick vom Boden in Erinnerung und glich die Bilder einander nach und nach an.
»Ja ...«, murmelte sie. »Ich glaube, so passt es einigermaßen.«
»Gut. Du hast einen Pfad gesehen ...«
»Nein, eben nicht. Ich habe den Verschollenen Palast gesehen, aber keinen Weg dorthin.«
»Du hast ihn nicht erkannt, Laura. Ich habe ihn schließlich erfassen und transferieren können. Er ist da, genau vor deinen Augen.«
Sie presste die Zähne
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