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Spiegel der Offenbarung

Spiegel der Offenbarung

Titel: Spiegel der Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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Flügeln daherrauschte. Er stieß einen ohrenbetäubenden, schrillen Schrei aus und senkte den Kopf mit dem mehr als zehn Meter langen Schnabel. Gleichzeitig verließ er die Flughöhe und ließ sich in steilem Winkel absinken. Die Gog/Magog ergriffen die Flucht, als sie ihn direkt auf sich zusteuern sahen. Große Unruhe entstand im Heer, denn die einen drängten nach draußen, die vom Rand, die noch nicht begriffen hatten, wollten weiter vordringen. Die riesige Masse behinderte sich gegenseitig, es war ihr unmöglich, schnell zu reagieren und umzuschwenken.
    Der nach unten gerichtete Schnabel erreichte bereits die ersten Feinde, spießte sie auf oder schleuderte sie mit einer Bewegung weg. Einige schnappte der Dactyle sich, schleuderte sie hoch, fing sie mit dem zahngespickten Rachen auf und verschluckte sie samt Rüstung, samt Waffen.
    Wenige Meter über dem Boden ging der Riese wieder in die Waagerechte, sank aber immer noch weiter ab, bis er auf Kopfhöhe angekommen war. Und nun mähten die rasiermesserscharfen Kanten seiner Flügel wie eine gigantische Sense durch das Heer und trennten innerhalb von wenigen Sekunden Hunderte Köpfe ab.
    Wer konnte, schleuderte Pfeile und Speere und andere Wurfgeschosse auf ihn ab, auch Kettenschleudern und dergleichen mehr. Aber das interessierte den Titanen überhaupt nicht. Wenn die Geschosse nicht von ihm abprallten, blieben sie in der meterdicken Speckschicht unter der harten Haut stecken, wo sie keinerlei Schaden anrichten konnten. Seine Unterseite war zusätzlich von einer mit Kreuzbändern fixierten harten Schildpanzerung geschützt, die erst recht nichts hindurchließ. Beine besaß er keine, sodass auch hier kein Angriffspunkt möglich war.
    Was Schnabel und Flügel nicht erwischten, fiel dem Fortsatz zum Opfer. Der lange Ruderschwanz peitschte raumgreifend nach links und rechts und riss viele weitere Feinde in den Tod. Noch mehr kamen zu Schaden, als sie unter herabstürzenden Leichen, die wie welke Blätter durch die Luft geschleudert worden waren, begraben wurden.
    Als der Titanendactyle nach kurzem Flug wieder hochzog, hatten auf einen Schlag über eintausend Gog/Magog ihr Leben gelassen.
    Josce lenkte ihn jetzt auf Kreisflug, drohend über dem Heer der Kannibalen, jederzeit dazu bereit, einen neuen Angriff zu starten.
     
    Akuró betrachtete das Desaster. Das Massaker, das er hatte anrichten wollen, hatte nun ihn getroffen. Wie hatte der Schattenlord das zulassen können? Weshalb hatte er nichts gegen das Riesenwesen unternommen, solange Cuan Bé noch in seiner Gewalt gewesen war?
    Es gab nicht viele Erklärungen dafür, und keine gefiel dem König. Er opfert uns. Es ist ihm gleichgültig, wie viele von uns ihr Leben lassen, solange er dort hineinkommt. Und wahrscheinlich befindet sich dieses Menschenweibchen, nach dem er so giert, auf dem Vogel. Nun wird sie ihn hineinführen.
    Er sah seine Generäle herannahen.
    »Herr, wir erwarten deine Befehle!«, riefen sie schon von Weitem.
    Sie würden ab jetzt keine Verantwortung mehr übernehmen. Kein Wunder nach den hohen Verlusten, die sie erlitten hatten. Solcher Widerstand ... Wir haben zu lange geruht. Wir waren zu selbstsicher, weil es das ist, was uns mitgegeben worden ist und von Generation zu Generation weitergegeben wurde. Diese Welt müssen wir erst ergründen.
    Akuró ließ den scharfäugigen Blick zur vordersten Front schweifen. Er sah, wie dünn die Barriere zwischen den Feinden und seinen Soldaten bereits geworden war. Heute würden sie es nicht mehr schaffen, sie aufzuhalten. Die Schlacht war vorerst beendet. Sie mussten sich neu sortieren, die Lage sondieren und dann den weiteren Angriff planen.
    »Rückzug!«, befahl er. »Auch die vorn. Lasst sie durchbrechen und hinein. Diese Mauern können uns auf Dauer nicht standhalten, dazu sind wir zu viele. Der Schattenlord hat nun freie Bahn und kann ebenfalls hineingelangen.«
    »Zu Befehl, o König.« Sie salutierten und machten sich umgehend auf den Weg.
    Akuró plante noch etwas anderes. Wenn sie schon belagerten, dann richtig. Er rief zwei Soldaten in der Nähe zu sich. »Geht ins Lager und holt, was verwendbar ist. Palisaden, Zelte, Metall. Wir bauen jetzt Kriegsmaschinen.« Er wusste nicht, wie das ging, das hatten die Gog/Magog noch nie getan, aber sie würden es lernen, und das schnell.
    Er hatte noch nicht ganz ausgesprochen, da hielt er inne. Sein unablässig schweifender Blick hatte etwas entdeckt, was ihm nicht gefiel. In Richtung Vedas Lager stieg

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