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Spiegel der Offenbarung

Spiegel der Offenbarung

Titel: Spiegel der Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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nach meiner Abreise. Ich hätte Johannes niemals dazu geraten!«
    »Aber es war praktisch«, sagte Robert. »Niemand außer Johannes wusste von dem Spiegel, und selbst wenn, hätte ihn keiner genutzt. Wie man an unseren Freunden hier sieht, meiden Elfen Spiegel immer noch wie die Pest – das gilt auch für die Innistìrgeborenen –, und die Menschen wären vermutlich erst mal schockiert, welche Wahrheit ihnen da entgegenschlägt. Da Johannes alles Spiegelnde in seinem Reich verboten hat, sind sogar die Menschen nicht mehr daran gewöhnt.«
    »Dorthin also«, sagte Laura und starrte auf das grelle Funkeln. »Noch einhundertfünfundzwanzig Stufen plus den Aufstieg im Turm.«
    »Das ist der Weg.« Anne legte eine Hand auf Lauras Schulter. »So nah und trotzdem weit entfernt.«
    »Ist es das nicht immer?«
    »Wenn du es sagst ...«
    »Lasst uns aufbrechen«, mahnte Robert. »Die Schlacht tobt, wir müssen dem Einhalt gebieten, zumindest für eine Weile.«
     
    Sie machten sich auf den Weg. Anne wollte von den Elfen wissen, ob ihnen der Palast gefalle, und sie antworteten einstimmig: Nein . Die Königin nahm es mit Humor und zeigte Verständnis. Schließlich hatten sie und ihr Mann sich im Exil wohnlich eingerichtet, ohne das ganze Gold- und Kristall-Zeugs.
    »Johannes glaubte, dass er mit diesen Kristallen von besonderer Reinheit umgeben wäre, die niemals befleckt werden könnte«, erklärte sie. »Und dass sich diese Reinheit auch auf ihn übertrug. Um den materiellen Wert ging es ihm überhaupt nicht.«
    Laura geriet an Roberts Seite und ging schüchtern neben ihm her. Sie wusste nicht so recht, wie sie sich verhalten sollte. Sicher, die beiden Herrscher gaben sich völlig unkonventionell, dennoch ... sie konnte die mächtige Aura des Mannes spüren, die anzeigte, dass da etwas in ihm war, was weit über das Menschliche hinausreichte. Ganz abgesehen davon, dass sie ihn gesehen hatte.
    Schließlich wagte sie eine Frage. »Wo kommt ihr eigentlich ursprünglich her?«
    »Ich komme aus München, Anne stammt von der Isle of Man«, gab Robert Auskunft. »Wir haben eine Zeit lang dort gelebt, wo ich ... geschrieben habe. Ich war ursprünglich Journalist, dann Fotograf. Anne war damals meine Muse.«
    »Du ... du warst also mal ein Mensch«, fuhr Laura fort. Und aus München noch dazu, das hatte etwas sehr Vertrautes. Die Welt war klein.
    »Ja. Allerdings war ich nicht ganz normal, wie du eben«, antwortete er. »Ich war ebenfalls ein Grenzgänger.«
    »Oh. Und wie wurdest du dann ... zu ...« Sie wies auf ihn. »Na ja, du weißt schon. Einem Vampir.« Das war irgendwie das Faszinierendste für sie. Vampire waren den Menschen völlig vertraut, Literatur und Filme waren voll mit ihnen. Bisher hatte Laura immer an Fiktionen geglaubt, und nun unterhielt sie sich mit einem leibhaftigen Vampir, der weder wie Christopher Lee noch wie Bela Lugosi aussah, er leuchtete nicht, und er hatte ebenfalls nichts von Wesley Snipes oder gar Brad Pitt an sich. Und noch weniger war er mit Elfen vergleichbar oder jedem anderen skurrilen Wesen, denen sie auf ihrer Reise begegnet war, den Ghulen eingeschlossen.
    Robert antwortete bereitwillig. »Ich hatte die Wahl zwischen tot und untot. Da es noch einiges zu erledigen gab, wählte ich Letzteres. Und falls du Sorge hast wegen meiner Ernährung – ich brauche nicht viel. Anne benötigt überhaupt kein Blut, da sie lebendig ist, sie trinkt nur gelegentlich mal einen Schluck. Und wenn ich hungrig bin, zapfe ich sie an. Am liebsten, wenn wir ... Du weißt schon.« Er grinste anzüglich, und Laura merkte, wie sie errötete.
    » Dazu bist du also tatsächlich noch in der Lage?«
    Er winkte ab. »Das kann wirklich jeder Vampir, der sich mit Blut aufgefüllt hat. Ich bin allerdings ein Sonderfall, ich kann noch eine Menge darüber hinaus. Da Anne mich zu ihresgleichen gemacht hat, bin ich einzigartig. Beispielsweise kann ich wie Anne in der Sonne herumspazieren, also in der Menschenwelt; hier in Innistìr gibt es diese Beschränkung ohnehin nicht. Ich kann mich problemlos im Spiegel sehen. Ich bin gestorben und untot, aber ich habe immer noch ein bisschen was in mir, was an Leben erinnert. Alle Erinnerungen, alle Gefühle. Alles sehr kompliziert, verhilft mir aber dazu, mal auf den Putz zu hauen und den König hervorzukehren.«
    »Nur dass er es damit beinahe geschafft hätte, dass Alberich ihn endgültig ins Jenseits befördert.« Anne kam an ihre Seite. »Das war mit ein Grund für unsere Flucht ins

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