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Spiegel der Offenbarung

Spiegel der Offenbarung

Titel: Spiegel der Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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zerren, damit ihn endlich jeder sehen konnte, damit er greifbar wurde. Wer greifbar war, war angreifbar.
    Das würde Laura dann denjenigen überlassen, welche die Macht dazu hatten. Anne kam ihr dabei vorrangig in den Sinn, denn noch bestimmte sie über die Grenzen ihres Reiches.
    Ich muss mich beruhigen und meine Gedanken säubern , ermahnte sie sich.
    Deswegen war sie ja hierher gegangen, wo sie absolut allein war. Sie hatte keinerlei Ahnung, was auf sie zukommen mochte. Vielleicht stieg sie einfach nur die hundertfünfundzwanzig Stufen hinauf – wobei sich bisher noch keine Aufgabe derart leicht gestaltet hatte. Einzig der Zugang in den Verschollenen Palast hatte sich als vergleichsweise harmlos herausgestellt. Keiner von ihnen hatte die Falle bemerkt, in die sie getappt waren, am wenigsten Laura. Weil sie die Gabe zur Grenzgängerin besaß, war sie frohgemut durch alle Gänge gegangen und hatte sämtliche Hürden und Barrieren einfach durchschritten. Glücklicherweise waren diese daraufhin in sich zusammengefallen, sodass ihr die anderen hatten folgen können. Lediglich diese Sache mit der Zeit, dass draußen viel mehr Stunden verstrichen waren als drin, hatte sie nicht verhindern können.
    Donalda stolpert durch die Gegend, aber ausnahmsweise mal nicht in einen Fettnapf.
    Alles erklärte sich jetzt, ihr gesamtes verkorkstes Leben, wie Computer allein durch ihre Anwesenheit zum Absturz gebracht wurden, wie sie sich immer im unpassendsten Moment blamiert hatte, wie andere Leute sie mit scheelen Blicken bedachten, weil sie das Gefühl hatten, dass mit ihr »was nicht stimmte«. Nur die Gleichgültigkeit ihrer Eltern erklärte es nicht; aber da war wohl nichts zu machen.
    Wo gehe ich hin? Bin ich bereit dazu, zu Milt zu ziehen, oder ist es zu früh? Er ist genauso unsicher und ängstlich wie ich, denn dort ... ist alles wieder wie früher. So wie hier wird es nie wieder sein. Wir sind von einer extremen Situation in die andere geraten und hatten nur wenig Zeit füreinander. Aber dort ... müssen wir uns wieder in ein normales, vergleichsweise langweiliges und geordnetes Leben fügen. Will ich das? Will ich gleich wieder in die Normalität, oder will ich nicht viel lieber zuerst die Welt kennenlernen, die ich nun mit anderen Augen sehe? Will ich nicht lieber Ausschau halten nach all den Elfen und Wundern dort, vielleicht sogar nach Aruns Schiff und ihm selbst?
    Unwillkürlich dachte sie an Finn. Er hatte die Welt gesehen, und sie vermutete, dass er als Erstes auf eine große Reise gehen würde, um sich wieder einzufinden, um nach dem Platz zu suchen, an den er gehörte.
    Laura hatte noch keinen Platz. Hatte Milt ihn denn überhaupt? Wollte er denn wieder tagtäglich mit nörgelnden Touristen zu tun haben, die ihm auf die Nerven gingen?
    Ja, sie hatten darüber gesprochen, ja, sie hatten sogar schon davon geträumt. Aber mal ehrlich, das war jedes Mal dann gewesen, wenn ihnen das Wasser bis zum Hals gestanden hatte und sie sich nach Ruhe sehnten.
    Wenn ich es genau nehme, habe ich vor dem Nachhausegehen mehr Angst als vor dem Spiegel dort oben.
    Und dem Schattenlord. Er war für sie selbst ... zu abstrakt geworden. Saß bereits dort oben und wartete auf die Erfüllung seines Schicksals. Weil auch er wie alle magischen und mächtigen Wesen an Regeln und Gesetze gebunden war. Weil auch er seine letzte Prüfung bestehen musste, bevor er die Macht an sich reißen konnte. Die Gog/Magog hatte er sich deshalb wahrscheinlich als Druckmittel bewahrt, sollte alles schiefgehen. Dann würde er die Welten eben auf »konventionelle« Weise erobern. Ein erster Testlauf war die Übernahme von Cuan Bé gewesen, er hatte dabei viel gelernt. Vor allem wusste er jetzt um die Macht der Einflüsterung und Beeinflussung.
    Warum braucht er mich? Als Grenzgängerin, damit er leichter überallhin gelangen kann?
    Dann fiel es ihr wieder ein. Es waren die Ley-Linien, durch Laura konnte er sie alle aufspüren und ... bannen? Für seine Zwecke nutzen? Zumindest hatte sie das angenommen, nachdem er ihr versehentlich in seinem Zorn einen Teil seiner wahren Gedanken offenbart hatte.
    Sie konnte sich ihm nicht entziehen, egal wohin sie floh. Also musste sie es da oben zu Ende bringen. Wahrscheinlich wollte er sie irgendwie mit der Macht des Spiegels in seine Gewalt bringen und sie so benutzen, wie er es von Anfang an geplant hatte.
    Du gehörst mir, für immer und ewig.
    Niemals.
    Also gut. Ich gehe da hinauf. Alles andere braucht jetzt nicht meine

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