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Spiegel der Offenbarung

Spiegel der Offenbarung

Titel: Spiegel der Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Bist du es denn?«
    Finn drehte sich um. »Die Hauptsache ist«, sagte er betont munter, » du weißt, wer du bist!«
    »Darüber bin ich mir inzwischen am wenigsten klar«, antwortete Laura und senkte den Kopf.

15.
    Letzte Wahl
     
    Vor dem Eingang in den Turm erwarteten sie die beiden Herrscher. Niemand hatte mitbekommen, wann sie Morgenröte verlassen hatten und hierhergekommen waren.
    »Wenn ihr die Stufen hinaufgeht, werdet ihr den Schattenlord finden. Er erwartet euch«, sagte Anne.
    »Ich weiß. Aber eines habe ich die ganze Zeit über nicht recht verstanden«, sagte Laura. »Seit wann genau sitzt er dort?«
    »Von dort aus hat er seine Botschaft an euch alle verkündet. Also ungefähr diese Zeitspanne.«
    »Aber wie hat er ... den Spiegel überhaupt gefunden? Das ist die Ungereimtheit, die mich schon die ganze Zeit beschäftigt. Wenn der Palast verschwunden war ...«
    »Der Spiegel, wie du bereits richtig vermutet hattest, Laura, unterliegt einem anderen Bann als der Palast. Der Schattenlord konnte nur den Hügel erkennen, in der Geistebene, der Palast blieb vor ihm verborgen. Ich nehme an, er hat eure Bemühungen zur Visualisierung des Palastes mitbekommen, und das brachte ihn auf den Gedanken, nachzusehen. Er hat instinktiv den richtigen Pfad genommen und das Ziel seiner Wünsche entdeckt. Dass er dabei quasi an uns vorbeigelaufen ist, mag ihn zuerst irritiert haben, das kümmert ihn aber nun nicht weiter. Schließlich ist er schon dort oben .«
    »Kann er nicht jetzt etwas gegen euch unternehmen?«
    »Noch nicht. Die Zeit der Offenbarung ist nahe, damit auch die seine. Erst danach kann er handeln.«
    Laura rieb sich das Gesicht. »So viel Zeit bleibt uns also noch.«
    »Exakt.«
    »Aber wer soll nun gehen?«, fragte sie. Ihr Gefolge war ziemlich groß. Milt und Finn, Cedric, Simon, Emma, Naburo, Hanin, Spyridon, Yevgenji und Arun. Laura hatte bis jetzt angenommen, diesen letzten Weg allein beschreiten zu müssen, aber die Elfen und die beiden Menschenmänner schienen da ganz anderer Ansicht zu sein. Selbst Arun wollte diesmal mitgehen. »Ich habe schon lange nicht mehr in einen Spiegel geblickt«, hatte er auf dem Weg hierher gesagt.
    »Aber ihr Elfen?«, hatte Laura zu den anderen gesagt. »Ihr hasst Spiegel. Ihr meidet sie wie die Pest. Sie sind in euren Reichen strengstens verboten.«
    »Der hier ist anders«, hatte Cedric für alle geantwortet. » Der Spiegel der Offenbarung. Wir wollen den Schattenlord endlich sehen!«
    »Wir alle«, fügte Spyridon hinzu.
    Dennoch war Laura sich da ganz und gar nicht sicher und hatte deswegen die Frage an Anne gestellt, wer gehen sollte.
    »Wer gehen will«, antwortete die Königin. »Wer gehen kann. Ihr werdet es wissen. So, wie der Schattenlord wusste, dass er dorthin gehen und warten muss, bis alle Voraussetzungen erfüllt sind. Ihr habt es gerade bei Leonidas erlebt, und so ist es auch hier. Seine Vollendung kann der Schattenlord nur dort finden und die Macht erringen, die er sich wünscht. Dort oben wird sich die Geschichte Innistìrs vollenden und die seine, nach diesem langen, langen Weg.«
    Laura lauschte in sich. Sie hatte zwar keinen Zweifel, aber sie wollte es noch einmal vor sich selbst bestätigt wissen.
    »Ja, ich muss gehen«, murmelte sie. »Es geht ihm ja auch um mich. Er war in meinem Kopf. Ich ... ich muss mich ihm stellen und er sich mir. Ich bin nicht nur der Türöffner.«
    »Und was werdet ihr beide tun?«, fragte Milt die Herrscher.
    Die Antwort übernahm Robert. »Eingedenk dessen, dass der Schattenlord siegen könnte, werden wir unser Reich ein letztes Mal verteidigen, wie es sich gehört. Wir bleiben hier und kämpfen mit den verbliebenen Tapferen. Wir verteidigen die Mauer und halten euch den Rücken frei.«
    »Niemand bringt mich dazu, in diesen verabscheuungswerten Spiegel zu blicken. Ich meide Spiegel nie, aber dieser ist ein Schandfleck in meinem Reich.« Annes Miene war aber keineswegs so streng wie ihre Stimme. Im Gegenteil, ein merkwürdiges Funkeln lag in ihren tief liegenden dunklen Augen.
    »Komm schon, Anne, du verunsicherst sie nur noch mehr.« Robert legte schmunzelnd den Arm um die Schultern seiner Frau. »Das ist einfach ihre Art, andere ins Bockshorn zu jagen, um das Beste aus ihnen hervorzuholen«, fügte er augenzwinkernd hinzu. Dann gingen sie in Richtung Morgenröte.
     
    Die Dreihundert waren zum Aufbruch bereit. Die Pferde waren gerüstet, die Waffen am Gürtel oder in Schlaufen

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