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Spiegel der Offenbarung

Spiegel der Offenbarung

Titel: Spiegel der Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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ihn. »Alles okay, mein Lieber«, sagte sie fröhlich. Mit verdutzter Miene sah er sie an; sie war die Einzige, die nach wie vor völlig entspannt schien, obwohl der Kampf aller Kämpfe erwartet wurde!
    »Er hat dir nichts ...?«
    »Überhaupt nichts. Wir haben uns hervorragend unterhalten. Sieh hin! Gleich verstehst du es.«
    Misstrauisch musterte er sie, aber sie wies erneut auf die beiden mächtigen Krieger. »Ich meine es ernst. Das darfst du nicht verpassen!«
     
    Leonidas ging auf Veda zu, und abgesehen von seinen Schritten war kein Laut mehr zu hören.
    Jeder wartete darauf, dass beide die Schwerter zogen. Doch nichts dergleichen.
    Als sie sich umarmten, schnappten Hunderte Münder keuchend nach Luft, und die Zeit schien angehalten. Einige geflügelte Schlangen rutschten von der Zinne, und auf den Türmen kauernde Adler verloren auf einen Schlag Dutzende Federn, die schimmernd herabregneten, sich mit den Schuppen der Dracs vermengten. Bricius verlor fast die Hälfte seines Kopflaubes, Josce fielen die Mähnenhaare aus. Und ähnlich erging es vielen anderen.
    Sie umarmten sich.
    Umarmten.
    Sich.
    Veda, im Arm des löwenhaften Hünen, wandte sich den Iolair zu und hob den freien Arm. »Begrüßt Sgiath, euren Anführer!«, rief sie mit weithin schallender Stimme.
    Verblüffte Stille. Weit aufgerissene Augen. Ungläubige Gesichter. Weitere Federn, Schuppen, Haare und Blätter fielen und rieselten herab.
    Delios wandte sich den Löwenkriegern zu. »Begrüßt Leonidas, euren König!«, rief er. »Begrüßt auch Sgiath, den Befreier von Innistìr, unseren Heermeister gegen die Gog/Magog – und die Heermeisterin!« Er wies auf Veda. »Ein Hoch auf die größten Helden aller Welten!«
    Nicht einmal der Wind regte sich jetzt mehr.
    Aber nur für eine oder zwei Sekunden, dann brach der Sturm los. Und nicht nur die Iolair brüllten, sondern auch die Löwenkrieger und alle anderen sowieso, und dann klopften sich die ehemaligen Feinde erleichtert gegenseitig auf die Schultern, fielen sich in die Arme und beglückwünschten einander.
     
    »Na, das erklärt einiges«, bemerkte Finn und wischte etwas aus dem Augenwinkel.
    Jack stieß Delios an. »Eines muss man euch lassen, ihr versteht euch auf Dramaturgie.«
    »Bin selbst überwältigt«, gestand der Löwenkrieger. Er wirkte tatsächlich sehr gerührt. »Könnte fast in Tränen ausbrechen, so glücklich bin ich.«
    »Du hast es gewusst?«
    »Ja. Und die beiden deswegen oft genug gehasst und verflucht.«
    »Komm.« Laura zog Milt mit sich, zu dem Heldenpaar, das endlich zueinandergefunden hatte.
    »Deswegen warst du so entspannt«, sagte er fassungslos zu ihr. »Da drin im Turm hat er es dir offenbart.«
    Sie nickte. »Und wir haben den Zugang zum Spiegel gefunden! Jetzt kann uns nichts mehr aufhalten.«
    »Augenblick, ich habe da schon noch eine Frage«, sagte Milt und sah Leonidas an. »Wer bist du nun wirklich?«
    Sofort hatte er die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich gerichtet, denn das interessierte alle, und Elfen wie Menschen rückten näher.
    »Ausgezeichnete Frage, die ohne Umschweife beantwortet werden soll.« Der General verneigte sich leicht. »Ich bin, wie mein Name sagt, Leonidas«, stellte er sich vor. »Genau gesagt Leonidas I., der König von Sparta.«
    »W...was?«, stammelte Laura. Das hatte er ihr nicht erzählt!
    Für einen flüchtigen Augenblick hatte sie das Gefühl, eine menschliche Gestalt durch den Löwenkörper schimmern zu sehen, einen großen, muskulösen Mann mit gelockten schwarzen Haaren und dichtem schwarzem Bart.
    Milt blieb der Mund offen und verständlicherweise nicht nur ihm. Bis auf die Löwenkrieger, denn das hatten sie gewusst; aus diesem Grund waren sie ihm überallhin gefolgt. Ihr aller Schicksal war an das seine gebunden, wie Delios gerade erklärte.
    Finn stieß hervor: »Echt jetzt? Der ... der von den Dreihundert? «
    Leonidas nickte überrascht. »Ebender. Es ehrt mich, dass mein Name bei euch noch bekannt ist – es muss lange her sein.«
    »Sogar sehr lange, gut zweieinhalbtausend Jahre. Du bist aber immer noch sehr populär bei uns!« Finn war begeistert. »Es gibt Bücher und Filme über dich!«
    »Ja, sich mit nur dreihundert Kriegern gegen die Perser zu stellen ...«, sagte Laura.
    »Nun, nicht ganz«, korrigierte Leonidas. »Wir waren selbst am Ende doppelt so viele. Dreihundert waren ich und meine Spartiaten, die anderen waren Thespier. Sie waren die Einzigen, die mir und den Meinen noch beigestanden hatten, die

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