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Spiegel der Offenbarung

Spiegel der Offenbarung

Titel: Spiegel der Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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am Sattel befestigt, und sie sammelten sich. Leonidas und Veda waren ganz vorn; immer wieder berührten sie sich sacht und küssten sich mehr oder minder verstohlen. Es war das letzte Mal, sie wussten es, und sie wollten keinen kostbaren Moment versäumen.
    Einige der Dreihundert verabschiedeten sich noch von Freunden und Gefährten.
    Jack ging, sein Pferd am Zügel, zu Deochar, der nicht weit entfernt seiner Einheit gerade die letzten strategischen Anweisungen gab. Sie würden zuerst zu Pferde voranstürmen und dann, sobald kein Weiterkommen mehr möglich war, zu Fuß kämpfen. Josce, die Vedas Einheit mit übernommen hatte, sollte aus der Luft angreifen und Bricius und der Rest zu Fuß oder zu Reittier, wie es gerade möglich war.
    Veda schickte Blaevar fort; dies war nicht mehr sein Kampf. Der Pegasus ließ seine Nüstern mit einem leisen zärtlichen Wiehern über ihr Gesicht streichen, dann war er fortgeflogen.
    Den Goldenen Speer in der Hand, stieg Veda nun an Leonidas' Seite auf ein mächtiges schwarzes Ross mit blutroten Nüstern.
    Jack, der sich zufällig umgedreht und die Szene beobachtet hatte, gab ein kurzes Zeichen, dass er gleich so weit sei, und sie nickte, um anzuzeigen, dass sie verstanden hatte. Dann ging er weiter zu Deochar, dessen Einheit sich soeben auf den Weg machte.
    Deochar wandte sich dem ehemaligen Sky Marshal zu. »Die Stunde des Abschieds, die Stunde der Schlacht«, sagte der dunkelhäutige, weißhaarige Mensch von Innistìr.
    »Nicht ganz Seite an Seite, wie es geplant war«, antwortete Jack Barnsby aus der Menschenwelt. »Aber wenigstens in derselben Schlacht.«
    Deochar nickte. »Ich hoffe, du hast nicht vergessen, was ich dich gelehrt habe.«
    »Und du, was ich dich gelehrt habe.«
    »Gewiss nicht.«
    Einen Moment lang sahen sie sich still in die Augen. Deochar war eine halbe Fingerlänge kleiner als Jack, aber dafür breiter in den Schultern und bulliger. Sie mochten etwa gleich alt sein.
    »Erolys Illusionszauber wirkte aus einem Grund nicht auf mich«, sagte Deochar dann leise, berührte flüchtig Jacks Wange, bevor er ihm seine große Hand auf die Schulter legte.
    »Ich weiß«, flüsterte Jack. »Das Schicksal führt einen manchmal auf seltsame Wege. Vor allem für mich hielt es die wunderlichsten Kapriolen bereit. Doch in diesem Fall ... bin ich dankbar. Auch wenn zu Ende ist, bevor es begann.« Er nahm Deochars Hand und hielt sie fest. »Finde meine Seele und nimm sie mit dir«, bat er. »Dann kann ich hierbleiben ...«
    »Bei mir. In mir«, raunte Deochar. »Ich werde dann Deochar Zweiseelen sein. Es ist möglich. Ich habe es dir einmal versprochen, und ich verspreche es dir erneut.«
    Jack lächelte, und in diesem Moment fühlte er sich so glücklich wie noch nie zuvor in seinem Leben. Leichten Herzens konnte er in den Tod gehen. Noch ein letztes Opfer, um gequälte Seelen zu erlösen, und dann war er frei. Aber nicht verloren. Alles würde sich grundsätzlich wandeln – zum Wunderbaren.
    Deochar stieß einen Pfiff aus, und ein zarter Adlerruf antwortete ihm. Ein schneeweißer Hippogreif kam heran und drückte seinen Schnabel gegen die Brust seines Herrn. Dann richtete er die großen dunklen Augen auf Jack. Der Weißhaarige nahm die Zügel und hielt sie Jack hin. »Er wird dich in die Schlacht begleiten, und wenn es so weit ist, deine Seele zu mir bringen. So wird es nicht enden, sondern beginnen.«
    Jack machte sich keine Gedanken darum, dass Deochar ebenfalls in der Schlacht sterben könnte. Das würde er sowieso nie erfahren, weil seine Seele dann einfach erlöschen würde.
    Es kam, wie es sollte.
    Ein letztes Lächeln noch, ein inniger Blick. Er nahm die Zügel des Hippogreifs, gab Deochar dafür die von seinem Pferd. Ein letztes Mal legten sie zum Abschiedsgruß die Handflächen der rechten Waffenhände zum Kriegergruß aneinander, dann schieden sie voneinander.
     
    Jack fühlte die Muskeln des Hippogreifs unter sich, als er auf die Wartenden zutrabte. Er kam nach vorn an die Seite von Leonidas und Veda, zügelte sein Reittier und nickte ihnen lächelnd zu. »Also, worauf warten wir?«
    Das edle Paar betrachtete ihn ein wenig erstaunt, weil er ein derart ungewöhnliches Reittier mit sich führte, doch da reihte er sich schon hinter ihnen ein.
    Veda hob den Arm und richtete die Spitze des Goldenen Speers gen Himmel. »Auf, Dreihundert!«, schrie sie mit weithin schallender Stimme, die sicher noch aufseiten des Feindes empfangen wurde. »Sieg und Tod!«
    »Sieg und

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