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Spiegel der Offenbarung

Spiegel der Offenbarung

Titel: Spiegel der Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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mit gezücktem Schwert nach allen Seiten und machte dann eine einladende Geste. »Nach dir, Laura, denn es ist dein Pfad.«
    Nacheinander gingen sie hinaus auf die Brücke. Emma und Simon taten einen Schritt hinaus und zögerten dann.
    »Was ist?«, fragte Cedric.
    Emma schüttelte den Kopf, sie war blass geworden. »Ich kann da nicht rübergehen.«
    »Ich auch nicht«, gestand Simon. »Der Abgrund saugt mich ein.«
    »Und mir wird schwindlig, ich schaffe keinen Schritt mehr.«
    Cedric zog die Brauen zusammen. »Seid ihr verrückt?«, polterte er. »Ihr seid Elfen!«
    Simon schluckte hörbar, und Emma klammerte sich mit geschlossenen Augen am Türrahmen fest.
    »Vielleicht sind wir schon zu menschlich geworden«, murmelte Simon. »Tut uns leid ...«
    Laura war nicht überrascht. Sie hatte von vornherein gewusst, dass nicht alle oben ankommen würden. So war es nie gedacht gewesen. Doch die Erfahrung des Weges dorthin hatten ihre Begleiter machen müssen.
    Erneut erinnerte Laura sich an den bärenartigen Pilger, dem sie einen Ring gegeben hatte.
    »Du dienst dennoch jemandem, denn du trägst dieses Armband.« Er meinte das Bettelarmband mit den Charms-Anhängern, und er zeigte sich nicht als Erster daran interessiert. »Hüte es sorgfältig, du wirst es brauchen. Und achte auf die Zeichen.«
    Sie betrachtete ihr Armband. Es hatte keinen materiellen Wert, und sie wusste nicht, warum sie es immer noch trug. Es barg Erinnerungen, mehr nicht. Die Anhänger waren nicht einmal sonderlich aufregend. Ihr Sternzeichen, ein Würfel, ein Stiefel, ein Bierkrug, eine Kaffeekanne, eine Handtasche, eine Eiswaffel, ein Hufeisen, ein Kleeblatt, eine Krone, ein Schlittschuh, ein Stern.
    Du musst alles ablegen. Alles, was dich noch mit der Menschenwelt verbindet. Es ist der letzte Rest, der noch bleibt. Ohne Berührung zu den Welten musst du vor den Spiegel treten, nur dann wird er sich dir öffnen.
    Na, hoffentlich galt das nicht für ihre Kleidung. Sich nackt ausziehen zu müssen war keine erheiternde Vorstellung.
    Aber darum ging es vermutlich nicht. Sondern um diese Erinnerungen, Stück für Stück. Mit jedem Anhänger verband sich eine kleine Geschichte.
    Sie nahm den Schlittschuh und die Kaffeekanne ab und reichte sie Simon und Emma. »Hier«, sagte sie. »Geht wieder hinunter, nach Morgenröte, und wartet dort auf uns.«
    »Tut mir leid, Laura«, sagte Emma beschämt.
    »Es ist dein Weg, Emma, so wie bei jedem von uns. Mach dir keine Gedanken. Nehmt die beiden Anhänger, sie werden euch sicher und ohne Umweg zurückbringen.«
    Simon unternahm noch einen Versuch und gab es dann auf. »Es ... geht nicht. Hier scheitere ich.«
    »Darum geht es gar nicht«, wiederholte Laura. »Wenn ihr wieder unten seid, werdet ihr es verstehen.« Sie nickte ihnen zu und lächelte, dann ging sie über die Brücke.
     
    »Also, das werde ich nie kapieren«, sagte Cedric wütend. »Wie konnten sie Sucher werden?«
    »Sei nachsichtig«, bat Laura. »Das hier ... ist anders, als ihr Elfen es gewohnt seid. Vergesst nicht, ein Mensch hat diesen Pfad angelegt und ein außergewöhnlicher dazu. Das hier sind Regeln, die ihr nicht kennt.«
    »Ach was, rings um uns ist alles klar und deutlich erkennbar. Keine Gefahr, keine Magie, keine Falle. Die Brücke ist breit und aus Stein, ein Bogen, den man gut gehen kann, man spürt ihn kaum. Nicht einmal Wind gibt es. Und vor allem – selbst wenn man stürzt, ein Elf kann das überleben. Es geht nicht weit hinunter, und dort unten scheint mir ein ziemlich weiches Grasbett zu sein.«
    Niemand sonst sagte etwas, auch die beiden Menschen nicht.
    Bald waren sie alle drüben angekommen, Cedric kam als Letzter, stampfte absichtlich heftig auf, mit den Händen in den Hosentaschen, die Schultern hochgezogen. Er war immer noch zornig auf die beiden »Versager«.
    »Cedric ... im Grunde gibt es die Gemeinschaft der Sucher nicht mehr«, sagte Arun sanft. »Dort oben ist der Schattenlord. Ihr habt eure Aufgabe erfüllt. Es ist nicht an euch, ihn zu fangen oder zu töten, was auch immer.«
    »Wir haben seine Identität nicht aufgeklärt«, brummte der vierschrötige Elf.
    »Doch, das habt ihr – er ist er selbst . Ein Wesen von ganz eigener Art. Er hat sich in der Menschenwelt versteckt, aber hier tut er das nicht mehr.« Arun deutete auf die breiten, in mehreren Schritten Abstand errichteten, relativ flachen Stufen. »Jetzt ist es nicht mehr weit.«
    »Genau! Und deshalb gehe ich jetzt voran, das ist meine Pflicht und Aufgabe

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