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Spiegelblut

Spiegelblut

Titel: Spiegelblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uta Maier
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Eden, an dem die verbotenen Früchte hingen. Eine Illusion, der sich die Menschen hingaben. Die Illusion, so sein zu können wie Gott, sich selbst zu erhöhen.«
    »Wobei wir wieder beim Ersten Gefallenen wären! Raven sagte, er sei jetzt ein Gestaltwandler auf der Erde. Wie meint er das?«
    »Da er ja seine Gestalt genommen bekam, fuhren nur seine Seele und sein Geist herab. Um existieren und wahrgenommen werden zu können, bedient er sich der Gestalt anderer Menschen oder Dämonen.«
    Coco wurde ganz blass um die Nase. »Dann könnte es jeder sein?«
    Er lachte, obwohl das Thema an sich keinen Grund zur Heiterkeit bot. Viel mehr war es die Erkenntnis auf Cocos Gesicht. »Ich könnte es sein«, sagte er und wollte sie ein bisschen aufziehen, »oder auch ein Lichtträger, der deinen Raum krümmt. Dein Onkel könnte es sein …«
    Sie bedachte ihn mit einem strafenden Blick, der heutzutage so viel hieß wie: Geht’s noch?
    »Weißt du, was komisch ist?«, fragte sie, stand auf und kam ein kleines Stück zu ihm hinunter. »Ich habe mir hier die gesamte Nacht um die Ohren geschlagen, das ganze Buch durchgesehen … Ich habe das Siegel für unzählige Engelmächte gefunden. Vision, Wahrheit, Kraft, sogar einen Engel, der den Leuten ihre Dummheit austreibt – Kabniel …«
    »Den sollten wir für dich vielleicht einmal anrufen – falls du weiterhin abstreitest, ein Spiegelblut zu sein.« Es tat ihm gut, mit ihr zu scherzen und so zu tun, als wäre alles so, wie es sein sollte. Als hätte es die Nacht bei Faylin nicht gegeben und als wäre sie immer noch dasselbe Mädchen, das er der Welt vor wenigen Wochen gestohlen hatte. Leider sah er in all ihren Bewegungen, dass dem nicht so war. Zu der Trauer in ihren Augen war ein erhebliches Maß Ernsthaftigkeit dazugekommen, mehr noch als zuvor, trotzdem lächelte sie jetzt ein bisschen.
    »Ich habe das Siegel für Hadurah gesucht, aber es gibt keines«, sagte sie nun und sah sich verschwörerisch um.
    »Seltsam!« Damit log er nicht unbedingt.
    »Ich habe auch für Kyriel kein Zeichen gefunden.«
    Vor Schreck holte er tief Luft. »Kyriel? Wer soll das sein?«
    »Ein Engel. Er ist mir erschienen. In einem Traum, den ich im Schnee hatte.« Sie schloss kurz die Augen, es schien eine schöne Erinnerung zu sein. War Kyriel ihr als Vision erschienen oder hatte sie ihn wirklich gesehen? Nur ein Spiegelblut konnte Engel auf der Erde wahrnehmen. Das wusste sie wohl nicht.
    »Ich muss dir etwas zeigen«, sagte Coco in seine Gedanken hinein. Sie kletterte plötzlich furchtbar geschäftig von der Leiter. »Warte hier!«
    Sie rannte zu den langen Tischreihen zurück, hinterließ einen Hauch von Jasmin in der Luft, der seit gestern Nacht an ihrer Haut hing und sich selbst durch das hartnäckige Schrubben unter der Dusche kaum hatte abwaschen lassen – so hatte sie es zumindest vor sich hin geschimpft, als sie vor Stunden aus dem Bad gekommen war.
    Als sie zurückkam, hielt sie einen Zettel und einen Stift in der Hand.
    »Kennst du das? Ist es ein Siegel?«, wollte sie wissen und malte zwei Kreise auf das Papier. Die beiden Kreise überlappten sich in der Mitte und bildeten eine Schnittmenge.
    »Woher hast du das?«, fragte er ruhig.
    »Das verrate ich dir nicht!« Sie lächelte verschmitzt und dieses schelmische Lächeln machte ihn verdammt noch mal ziemlich glücklich.
    »Wenn es ein Siegel ist, kenne ich es nicht«, sagte er nur. Es war auch die Wahrheit.
    »Glaubst du, Hadurah hat etwas mit dem Spiegelblut zu tun? Sie ist der Engel der Reflexion. Möglicherweise ist ein Spiegelblut nur eine Art besondere Lichtträgerin. So wie eine Divina. Vielleicht trägt ein Spiegelblut Hadurahs Siegel.« Coco faltete den Zettel zusammen und ließ ihn in der Gesäßtasche ihrer Jeans verschwinden. Dann setzte sie sich wieder auf eine der Leitersprossen.
    »Bei Dorian«, Pontus senkte seine Stimme, »hat sich kein Siegel gezeigt. Aber man hat sehr deutlich gesehen, dass er ein Spiegelblut war.« Er lächelte erneut, vor allem, als er Cocos fragenden Blick auf sich spürte.
    »Man hat es gesehen?«, wiederholte sie den Inhalt seiner Worte fassungslos, und er beobachtete, wie sie versuchte, verstohlen an sich hinabzusehen, als ob sich bereits irgendwelche Anzeichen von ihrer Kraft zeigen könnten.
    Misstrauisch strich sie über ihre Stirn. »Pontus – sag es mir ehrlich: Ist da ein Siegel zwischen meinen Augenbrauen?«
    Er lachte laut auf. »Eines, das aussieht wie zwei sich schneidende Kreise?« Sie

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