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Spiegelblut

Spiegelblut

Titel: Spiegelblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uta Maier
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nickte ernst und er schüttelte den Kopf. »Da ist nichts, keine Sorge.«
    »Ich mache mir keine Sorgen, ich bin ja kein Spiegelblut!« Sie stand auf und sagte im gleichen Atemzug: »Zeigst du mir Damontez’ Privaträume?«
    »Wie bitte?« Jetzt war er derjenige, der sie perplex anstarrte. Ruhig. Ganz ruhig. Sie will doch nur – in seine verdammten Privaträume!
    Ja! Und was ist mit mir?
    Du sollst sie töten, sei froh, dass sie nicht in deine Privaträume möchte, denn dann hättest du ein echtes Problem!
    Aber sie und Damontez? Nein, zu gefährlich! Aber hatte er ihr die Liebe nicht versprochen? Nur ein paar Jahre für die Liebe, hatte er sich doch in den Highlands geschworen. Sie war noch so jung, sie verdiente die Liebe. Gerade sie!
    Und ich , flüsterte die Stimme in ihm, die er nur mühsam unter Kontrolle bekam. Ein unsterbliches Leben und keine Liebe! Noch niemals Liebe in all den vielen Jahrhunderten. Nicht ein einziges Mal. Nie war seine Liebe erwidert worden. Er selbst hatte geliebt, unendlich geliebt, jedoch stets nur Ablehnung erfahren. Er fand, das war um einiges schlimmer, als überhaupt nicht zu lieben. Als er in den Highlands an die Scheibe des Chryslers geatmet hatte, lebendig und glücklich, da hatte er an sich gedacht, doch er hätte es sich selbst zu diesem Zeitpunkt nie eingestanden. Er, nicht Damontez! Er hatte sie lieben wollen.
    »Pontus? Was ist denn?«
    »Was?« Er schüttelte irritiert den Kopf. Sie schien so unerreichbar, dass er vergessen hatte, wie nah sie bei ihm war. Ihr Atem strich über seinen Hals, als er sich ein Stück zu ihr hinunterbeugte.
    »Du hast eben so traurig ausgesehen.«
    »Das war ich auch, Imago Animea.« Er lächelte kurz. »Ich kann dich leider nicht zu seinen Privaträumen führen. Du darfst dort nicht hin.«
    »Seit wann kümmert dich das? Du sprichst doch auch mit mir?«
    »Du riskierst seinen Zorn.«
    »Es dämmert bald, und ich möchte bei ihm sein, wenn der Lichtwechsel stattfindet. Du bist doch sein Freund, oder, Pontus?«
    Er schwieg. Sie rutschte von der Leiter und stellte sich so dicht vor ihn, dass ihm schwindelte. Ihre Haut roch so gut, er liebte Jasmin. Er hätte alle Düfte auf dieser klaren Haut geliebt. Sie schimmerte, als würde sich das Licht von Millionen winziger Tautropfen auf ihr brechen, und der Wunsch, sie zu berühren, brannte heiß in seinen Fingern.
    »Wenn du nicht sein Freund bist, Pontus, wer bist du dann?«, fragte sie leise. »Ich weiß nichts über dich und habe doch das Gefühl, dich schon ewig zu kennen.«
    »Ewig, ja …« Meine Güte, konnte er jetzt keinen vernünftigen Satz mehr sprechen. Er war Pontus Wallin! Der Unbezwingbare, Unsterbliche. Hunderte Nefarius hatte er bereits in das Nichts der Seelenlosigkeit geschickt. Angesichts der Liebe wurde er schwach und verletzlich. Nein!
    Er räusperte sich umständlich. »Er ist mein Freund, aber ich bin nicht seiner. Er macht Freundschaften im Kopf, er kann sie nicht fühlen. Wenn er sagt, jemand sei sein Freund, dann heißt es, dass er ihm vertraut, weil er ihn kennt. Und nicht, weil er fühlt, dass er ihm vertrauen kann.«
    »Dir kann er vertrauen?«
    Pontus nickte und wurde stocksteif, als sie ihre Hand auf seinen Unterarm legte. Ihre Finger waren leicht wie das Schilfgras, wenn es sich dem Willen des Windes beugte.
    »Ich möchte während des Lichtwechsels bei ihm sein. Bitte Pontus, zeig mir, wo er sich versteckt.«
    Er seufzte. »Wenn ich es dir nicht zeige, würdest du auf eigene Faust suchen, habe ich recht?«
    Sie nickte nur ernst, und er gab nach.
    Sie gehört Damontez, nicht dir. Und ganz offensichtlich empfindet sie viel mehr als Hass für den Halbseelenträger. Dann bring sie zu Remo! Das wäre jetzt sicher.
    Es wäre unmenschlich.
    Du müsstest nicht wieder neben der Liebe stehen wie ein Zaungast des Lebens. Zusehen wie sie sich öffnet, so unschuldig und zart wie eine Knospe, und schließlich erblüht wie das Schicksalslicht. Du gehst daran zugrunde, aber du lebst weiter, der ewige Kreis.
    Er ließ sie vorgehen, es wäre frevelhaft, sie hinter sich laufen zu lassen. Außerdem konnte er so jeden Zentimeter ihres Körpers betrachten und sich vorstellen, wie gut er sich in seinen Händen anfühlen würde. Weich und warm. Seine Finger würden …
    »Warum warst du traurig, Pontus?«, fragte sie plötzlich, als er sie in den Westflügel dirigierte.
    »Unwichtig, Imago Animea.«
    »Nein, das ist es nicht«, widersprach sie und wollte stehen bleiben, doch er scheuchte sie

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