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Spiegelblut

Spiegelblut

Titel: Spiegelblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uta Maier
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Mädchens?
    Wenn sie als Engel nicht mehr zurück konnte, dann fehlte ihre Kraft jetzt im Himmel. Wäre es Amatiel gewesen, gäbe es keine Wahrheit mehr und keine Illusion. Wäre es Hamied gewesen, gäbe es keine Wunder mehr. Wäre es Hadurah gewesen, gäbe es keine Reflexion mehr und auch kein Siegel dafür …
    Raven hatte gesagt, der Erste sei durch Hadurah gefallen. Was, wenn sie auf die Erde gekommen war, nicht nur um diesem Jungen beizustehen, wie es Damontez gesagt hatte, sondern auch, um ihre Verfehlung von damals wieder gutzumachen? Um den Lichtbringer zu finden und zurückzubringen? Der Eine hatte das Mädchen getötet und ihre himmlische Existenz zerstört. Er hatte die erste Seele getrennt. Was wäre, wenn es nie um die Seelen der Vampire gegangen war, sondern um die des Engels?
    Jemand blies Atem in mich. Es tat weh, das Gold um mich explodierte wie Sternenstaub.
    »Atme, verflucht noch mal!« Rigoros wurde ich durchgeschüttelt. »Atme endlich!« Die zornige Stimme zwang Luft in mich. Mein Brustkorb blähte sich auf wie eine Schwimmweste.
    »Hhh!« Ich riss den Kopf nach oben, blind und panisch. Immer wieder ließ man mich atmen. Ein. Aus. Bis ich selbstständig Luft holen konnte. Mein Ausatmen wurde zu einem Schluchzen und ich dabei auf dem Boden abgelegt.
    »Der verdammte Idiot! Bei Damontez hätte das vielleicht funktioniert, aber nicht bei mir!«
    Sie waren immer noch da? Wieso hatte ich nur geglaubt, jemand anderes hätte mich gerettet? Reines Wunschdenken. Man hatte mich erlöst, um meine Macht zu sichern.
    »Dafür habe ich diesen Test wirklich oft genug durchgeführt.« Raven lachte selbstgefällig. Einer von beiden fummelte an den Knoten meiner Augenbinde herum. Ein letzter Ruck und ich sah in einen Nachthimmel ohne Bäume.
    »Du meinst, Faylin hat das mit den Kräften nur erfunden, damit Damontez sie dem Test unterzieht und aus Versehen tötet?« Draca überlegte kurz und fügte an: »Das könnte sein. Dieser Narr von Halbseelenträger hätte schließlich alles für ihren Schutz getan.«
    »Deshalb wollte Faylin auch, dass wir sie so schnell wie möglich zu ihm bringen. Er hatte Angst, dass ich sie teste. Er wollte sie erst einmal für sich – und er wollte das letzte Spiegelblut persönlich töten!« Raven beugte sich über mich. »Aber das mit den Kräften ist wohl nicht frei erfunden … Sieh dir ihre Augen an!«, hörte ich ihn sagen. Er war ganz dicht über mir. Seine Augen waren grün und schräg gestellt. Doch was war mit meinen? Ich lag immer noch wie tot unter ihnen.
    »Silberringe um die Iriden.« Raven schnurrte fast. »Ein echtes Spiegelblut. Wenn sie ihre Kräfte vollständig besitzt, überzieht sich die komplette Iris wie ein Spiegel. Und jeder kann sich darin sehen, auch die Seelenlosen, sagt man.«
    Ich konzentrierte mich darauf, ihr Lied zu finden, aber ich war zu schwach. Meine Aufmerksamkeit schwebte zurück zu dem goldenen Licht. Ich wollte gehen, ich wollte nicht hier bei ihnen sein. Ich dachte an den wunderschönen Engel, den Lichtträger.
    »Hast du überhaupt schon einmal Spiegelblut direkt aus der Quelle getrunken, Draca?«
    »Nein. Deswegen trinke ich auch zuerst.«
    Das Lachen, das Raven von sich gab, klang alles andere als freundlich. »Damit du mich mit ihrer Macht tötest, wenn ich Hand an sie legen will? Vergiss es!«
    »Ich hätte sie mir neulich beinah rechtmäßig erkämpft. Außerdem war das mit ihrem Bruder meine Idee. Und vergiss Glynis nicht! Ohne sie hätten wir niemals erfahren, wo und wann wir zuschlagen können. Diesen Kontakt habe ich hergestellt, nicht du! Ich habe sie mir verdient.« Dracas Stimme wurde begehrlich dunkel.
    Glynis ! Sie hatte ihnen also gesagt, dass ich mit den Lichtträgern am See war! Wenn ich hier lebend raus käme, würde ich sie in der Morgenröte rösten.
    »Ich habe zu viel gesehen, Draca. Damals beim Ersten Kreuzzug zur Rückeroberung Palästinas gab es mal ein Spiegelblut, das …«
    »Du bist ein alter Angeber. Erster Kreuzzug, dass ich nicht lache. Kaum einer ist so alt!«
    Ich hob benommen den Kopf, aber Draca drückte ihn an der Stirn wieder zurück in das Heidekraut.
    »Wir trinken gemeinsam, jeder an einem Handgelenk.« Ravens Stimme klang unmissverständlich endgültig. »Und du reißt dich zusammen, Draca!« Er schwang sich rittlings auf meine Oberschenkel, um mich unten zu halten.
    Ich spürte, wie meine Arme in die Höhe gezogen wurden. Wenn sie erst anfingen, wäre es zu spät. Ich zerrte und riss gegen ihren

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