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Spiegelblut

Spiegelblut

Titel: Spiegelblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uta Maier
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aufnehmen.
    Er lächelte spöttisch und wischte sich mit einer fahrigen Geste über das Gesicht, als wäre es schmutzig. Ganz kurz wirkte er menschlich. »Doch das ist nur eine der drei Fähigkeiten, es ist kein Beweis – atme, hab ich dir gesagt! – Pontus, du weißt, was wir unlängst besprochen hatten.«
    Ich hörte mich Luft einziehen und fragte mich gleichzeitig, welche Zeitspanne unlängst bei den Vampiren einnahm. Es konnten hundert Jahre, aber auch nur zwei Monate sein.
    Ich griff nach den Rändern meiner Kapuze und zog sie mir weit über den Kopf. So konnte ich mich wenigstens ein bisschen vor Damontez’ Gestarre in Sicherheit bringen und ihn selbst genauer betrachten. Er trug eine schwarze Leinenhose, dazu ein schlichtes, schwarzes Hemd mit Manschettenknöpfen – was für ein Hohn, es sah aus wie von Armani! Die obersten Knöpfe standen offen und gaben makellos weiße Haut frei.
    »Es wird sich nicht wiederholen!«, sagte Pontus.
    Damontez lief einen Halbkreis vor mir ab. Trotz seines inneren Kampfes war jede seiner Bewegungen beherrscht, verriet große Kraft und noch größere Kontrolle. Ich würde ihm im Ernstfall nichts entgegensetzen können. Unauffällig schob ich mich ein bisschen in Pontus’ Richtung. Er strahlte immer noch diese eigenartige Vertrautheit aus, die mich völlig für ihn einnahm. Vielleicht lag es an seinem Blut? Aber das Gefühl, ihn zu kennen, hatte mich schon in der U-Bahn überkommen.
    »Du wirst es anders machen als das letzte Mal.« Pontus hörte sich an, als wollte er Parolen deklamieren.
    »Tatsächlich?« Damontez kam ganz nah an mich heran. Sein Gesicht war oval und ebenmäßig, doch in seiner Gesamtheit streng, fast drakonisch, mir fiel eine blassblaue Kontur um die Lippen auf, die ihm einen Hauch Unnahbarkeit verlieh.
    Ich machte instinktiv einen weiteren Schritt hin zu Pontus. »Das funktioniert aber nur, wenn du mir alle Freiheiten mit ihr lässt!«
    Welche Freiheiten? Er sieht aus, als hätte ich bei ihm nichts zu lachen!
    »Das verspreche ich!« Pontus nahm den Kopf nach unten und schloss kurz die Augen, ein Zeichen der Ergebenheit.
    Was? Bist du verrückt?
    »Oh, es wird vielleicht schwieriger werden, als du denkst.« Mir gefiel der Blick, den Damontez Pontus zuwarf, überhaupt nicht.
    »Alles, was du willst!« Wieder Kopf nach unten, Augenschließen.
    »Es ist meine Bedingung, ansonsten kannst du es vergessen.« Er wandte sich an mich: »Ich habe mich dir gar nicht vorgestellt«, sagte er langsam, jedes Wort einzeln betont, als wäre ich begriffsstutzig oder er nicht wirklich geübt darin, Konversation zu betreiben. »Damontez Aspertu.« Er streckte mir die Hand entgegen, seltsam verdreht, so dass seine Handfläche nach oben zeigte.
    »Coco Lavie«, flüsterte ich. Ich konnte seine Geste schlecht ignorieren. Ich schob meine Hand nach vorne, legte sie auf seine und griff zögerlich die Finger. Sie waren nicht so kalt wie Pontus’, dennoch hatte ich das Bedürfnis, sofort loszulassen.
    Bitterkeit überzog sein Gesicht wie zäher Sirup. »Gewöhn dich an meine Nähe, du wirst viel Zeit mit mir verbringen. Verbringen müssen, je nachdem, wie du es sehen willst.«
    »Ich will nicht hierbleiben«, wisperte ich erstickt. »Ihr könnt mich doch nicht einfach so einsperren.«
    Damontez’ ungerührter Blick war Antwort genug. Natürlich konnten sie. »Du bleibst im Sanctus Cor, bis ich zweifelsfrei weiß, ob du ein Spiegelblut bist.«
    »Was ist ein Spiegelblut?«, fragte ich vorsichtig.
    »Das erfährst du noch.« Er sah mich an, als würde ich zu viele Fragen stellen.
    »Aber ich muss in meine Wohnung, ich muss Miete bezahlen, ich muss arbeiten und zu Eloi … man wird mich vermissen!«
    »Um die Miete werde ich mich kümmern. Du hast im Moment ganz andere Probleme.«
    »Ich bleibe nicht hier!« Ich gab meiner Stimme jenen festen Klang, den ich von Mädchen kannte, die nervigen Anwärtern eine Abfuhr erteilten. Meine Worte entlockten Damontez nicht einmal ein Zucken um die Mundwinkel.
    »Ich werde mit dir arbeiten, um herauszufinden, was du bist«, sagte er schlicht, als hätte er meinen Einwand gar nicht gehört. So als wäre ich die Besonderheit von uns beiden und nicht er mit seiner halben Seele. Vielleicht stimmte das ja auch gar nicht.
    »Und wenn ich kein Spiegelblut bin?«
    »Bist du frei.«
    »Dauert es lange, bis du das herausgefunden hast?« Ich wollte genervt klingen, aber das Zittern in meiner Stimme verriet mich.
    »Das kommt darauf an, ob du gut

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