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Spiegelblut

Spiegelblut

Titel: Spiegelblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uta Maier
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hätte Scheuklappen auf, und schlich hinter Damontez zu einer von mehreren langen Tafeln, die schräg zu den weißen Wänden standen. Am liebsten hätte ich mein Gesicht in den Händen versteckt.
    »Setz dich!«, wies er mich an, laut und deutlich, so dass es auch ja jeder hörte.
    Ich kletterte über die Bank und machte mich so klein wie möglich. Er setzte sich direkt neben mich, und ich rutschte demonstrativ einen halben Meter weiter. Nicht zu weit, um ihn aufrutschen zu lassen oder mich zu sich zu ziehen. Scham glühte auf meiner Haut, mir wurde heiß und kalt und wieder heiß, meine Fußsohlen prickelten und mein Nacken stach. Die Vorstellung, er könnte mich vor all den vielen Lichtträgern schlagen, hielt meinen Blick widerstandslos zwischen Tischplatte und Boden gefangen.
    Ich bin kein blödes Anschauungsobjekt, wollte ich in den Raum rufen. Glotzt nicht so dämlich und unterhaltet euch weiter! Ich wollte nicht schon wieder weinen.
    »Hier, bitte sehr!« Shanny knallte einen Teller vor mich. Mir kam es allerdings eher so vor, als hätte sie ihn Damontez am liebsten um die Ohren gehauen. In dem Moment liebte ich sie fast. »Möchtest du etwas essen? Ups, Entschuldigung, das muss mir ja Damontez sagen. Vielleicht lässt er sie ja sogar sprechen, es ist schließlich kein anderer Vampir anwesend – was sie natürlich nicht sehen kann, nicht wahr?« Ob sie so mit ihm umgehen durfte, weil sie eine seiner engsten Vertrauten war?
    »Shanny …« Damontez räusperte sich umständlich und wandte sich dann mit einem wesentlich festeren Ton an mich. »Was möchtest du?«
    »Ich weiß nicht.« Warum klang meine Stimme nur so dünn in dem großen, stillen Raum. Völlig schutzlos schmiegte ich mich eng an Pontus’ Pullover, die Arme vor mir überkreuzt.
    »Hört auf, sie so anzustarren!«, herrschte Shanny in die Runde. Sie schien selbst den Tränen nahe zu sein. »Ihr macht sie noch kleiner damit.« Sie meinte es nett, aber ich fühlte mich nach ihren Worten erst recht so winzig wie eine Maus unter Elefanten. Doch alle anderen erwachten zum Glück aus ihrer voyeuristischen Trance. Zuerst scharrten ein paar Stühle über den Boden, dann nahmen verschiedene Grüppchen ihre Gespräche wieder auf. Messer klapperten auf Tellern. Irgendjemand kicherte verhalten.
    »Ich bringe dir Orangensaft und Tee«, sagte Shanny jetzt energisch. »Frag sie, ob sie lieber Kaffee möchte, Damontez!«
    Über meinen Kopf hinweg spürte ich ihren Blickwechsel mit ihm. »Dann hole ich eben alles«, entschied Shanny, als er beharrlich schwieg, und rauschte irgendwo hin, wo ich sie nicht mehr ausmachen konnte.
    Unruhig rutschte ich auf meinem Platz herum, klammerte mich mit den Händen an der Bank fest, nur um irgendetwas zu tun, das mich nicht ganz so aussehen ließ wie seine Marionette.
    »Hey, du heißt Coco, oder?« Ein Mädchen schwang sich direkt zu meiner Rechten auf die Bank. Sie löste meine Finger unter dem Tisch von der Kante und nahm meine Hand in ihre, drückte sie leicht. »Ich bin Myra, und das neben mir, das Mädchen mit den langen, roten Korkenzieherlocken, den schiefen Zähnen und dem Lausbubenlachen, ist Olivia.«
    »He!« Die, die Olivia hieß, gab Myra einen solchen Stoß, dass diese auf mich fiel und ich wie im Domino-Effekt auf Damontez. Ich glaubte zu spüren, dass er noch mehr zusammenfuhr als ich. Recht so, du Mistkerl!
    »Olivia hat ein blaues Auge, weil sie neulich so unvorsichtig war und ihren Diamantspeer verloren hat. Mitten im Kampf gegen die Seelenlosen! Das musst du dir mal vorstellen, so ein schusseliges Ding.«
    Olivia lehnte sich über den Tisch, um besser mit mir sprechen zu können. »Das Veilchen hat Myra mir verpasst. Sie hätte mir gescheiter die Zähne ausgeschlagen, vielleicht hätte die Kasse mir dann schneeweiße, kerzengerade Implantate vermacht!«
    Ich musste lächeln.
    »Ich bin übrigens 20, Olivia ist 19.« Myra wollte ihre Hand vorsichtig aus meiner lösen, aber ich hielt sie so fest, wie ich konnte. Sie drückte erneut meine Finger. Oh Gott, es tat so gut, diese verständnisvolle Zuwendung. Sie von einem völlig fremden Mädchen zu bekommen, von dem ich noch nicht einmal wusste, wie es aussah, überstieg mein Fassungsvermögen.
    »Es gibt Speck, Eier, Porridge, Toast oder Scones von gestern Nachmittag, Obst, Kuchen – wir holen dir alles. Olivia, los, sitz nicht so untätig hier herum, hol etwas für Damontez’ Nachtschattenherz!«
    Es wurde plötzlich so still, dass ich meine Gedanken hören

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