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Spiegelblut

Spiegelblut

Titel: Spiegelblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uta Maier
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wiederum hatte seinen Abglanz bewusst umgangen. Das von Brandnarben gezeichnete Gesicht hatte ihn zu einer Ausgeburt des Schreckens gemacht, dem niemand länger hatte standhalten können – außer Damontez.
    Das Spiegelbild schwächte, wie es die Gerüchte immer schon behaupteten, tatsächlich die Kräfte, daher war es auch kaum möglich, eine Spiegelseele zu finden. Remo und Damontez bildeten bereits das vierte Paar Halbseelenträger, der Fluch war nie gebrochen worden.
    Wieso hatte er Cocos Bruder nicht gefunden? Andere waren ihm zuvorgekommen. Dass es andere gab, hatte er zwar gewusst, aber noch nie so deutlich vor Augen geführt bekommen. Und diese anderen töteten ein Spiegelblut, ohne sich dessen Kräfte nutzbar zu machen. Seiner Ansicht nach ergab es keinen Sinn. Es musste dafür einen Grund geben. Diese andere Gruppe schien leider erfahrener zu sein als er selbst. Sie hatte sicher schon Jagd auf Spiegelseelen gemacht, als er sich noch an seiner Unsterblichkeit berauscht hatte wie ein Junkie an seinem Crystal Meth.
    Eines Tages ließen sich die großen Kräfte von Coco nicht mehr abschirmen und jeder würde wissen, was Damontez im Sanctus Cor unter seine Obhut gestellt hatte: erst die nicht eingeweihten Vampire seines eigenen Clans, dann die aus der Umgebung, Angelus wie Nefarius. Damontez’ Seelenbruder Remo war einer derjenigen, die er am meisten fürchtete. Und mit ihm einen weiteren: Faylin Corell, den ältesten Vampir, den er kannte. Böse Zungen behaupteten, er habe bereits den Untergang der Elistras gesehen. Was die Elistras genau waren, konnte keiner richtig in Worte fassen. Ihre Vorfahren stammten jedoch von den ersten gefallenen Engeln ab. Diese fielen zusammen mit Luzifer in Ungnade und wurden aus dem Himmelreich in die Menschenwelt verbannt. Aus diesen verstoßenen Engeln entwickelten sich die Elistras, wahrscheinlich die Vorstufe aller Dämonen dieser Erde. Und Faylin schürte gerne eine wenig die Gerüchte um seine Person. Unter den Nefarius galt er als Drahtzieher diverser Blutspiele, die die Angelus bei der Todesstrafe verboten hatten.
    Wütend stieß er sich von der Brüstung ab. Fand Faylin heraus, dass Damontez ein Spiegelblut besaß, wäre er der Erste, der sich mit ihrem Blut auch ihre Kräfte aneignen wollte. Allein schon, um Remo in die Knie zu zwingen, denn sowohl der Cozalu-Clan um Remo als auch der Corell-Clan um Faylin buhlten um die Vorherrschaft der Nefarius.
    Damontez’ Taktik, sie als Blutmädchen zu tarnen, war vielleicht klüger, als er dachte. Dabei wirkte der Halbseelenträger in Cocos Gegenwart noch verlorener als sie selbst. Ganz sicher lag es an ihrem Blut, an dieser ihn um den Verstand bringenden Kombination aus Stärke und Zerbrechlichkeit, als wäre ihre mächtige Seele tatsächlich aus Glas.
    Verdammt, das kleine Spiegelblut war ihm wichtig. Zu wichtig! Und er hatte sie diesmal ohne fremde Hilfe gefunden. Bei Dorian hatte der Engel, der die Schicksalsfäden knüpfte – Ahadiel – nachgeholfen, sonst wäre er vermutlich nie oder zu spät auf den Jungen aufmerksam geworden. Und Ahadiel hatte es aus dem Schicksalslicht herausgelesen. Beziehungsweise hatte er Pontus’ Tod herausgelesen! Endlich einmal etwas Vernünftiges – hatte er damals gedacht.
    Doch jetzt wusste er, was es noch bedeutete: Er würde Coco töten. Ein grauenhafter Gedanke, falls Ahadiel recht behalten sollte. Zumal er davor alle kommenden Gefahren von ihr abwenden musste. Er müsste sie schützen, um sie anschließend selbst zu töten. Nur Cheriour konnte sich so etwas Maliziöses ausdenken.
    Ständig dachte er an ihr friedvolles Gesicht, als sie der Betäubung seines Blutes erlegen war. Immer wieder sah er sie siegesgewiss auf der Friedhofsmauer in Glasgow balancieren – sie hatte ihn gelockt, wie Mond und Sterne es früher konnten, zu Zeiten, als er noch nicht unsterblich gewesen war. Ein inneres, unbändiges Verlangen, gegen das er machtlos war, hatte ihn getrieben.
    Ich hätte Kjell töten sollen, auch Adis und Vidan. Alles Zeugen einer Seelenspiegelung.
    Wie lange würde es dauern, bis sie die Gerüchte überall hin verstreut hätten und ihre Saat im falschen Beet keimte? Es wäre seine Pflicht gewesen, Coco direkt nach ihrer Flucht aus der U-Bahn zu verfolgen. Aber was hatte er getan? Gewartet, um ihr keine Angst zu machen. Schon in der U-Bahn hatten ihn diese Augen aus tiefstem Indigo mitten ins Herz getroffen, wie ein Hilferuf seiner Seele. Zwei Stationen nach ihr war er ausgestiegen und

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