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Spiegelblut

Spiegelblut

Titel: Spiegelblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uta Maier
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bekannt ist, ist es dein erstes, nicht wahr?«
    Damontez räusperte sich kurz. »Ja, es wurde höchste Zeit.«
    »Man sagt, Pontus hätte sie vorher in seiner Obhut gehabt.« Oh nein, jetzt kamen sie von allen Seiten wie die Nachtschwärmer. Ein kalter Kreis Seelenlosigkeit schloss sich um mich. Meine Füße wurden eiskalt. »Gab das keine Probleme zwischen euch?«
    »Wer hat das behauptet?«, fragte Pontus. Er stellte sich hinter mich, als wäre er in meiner Obhut.
    »Kjell Ledoux. Er meinte auch, Damontez’ kleines Blutmädchen hätte seine Seele gespiegelt.«
    »Völliger Blödsinn«, konterte Pontus. »Diese Information über ihn stammte von mir. Coco wollte sich eigentlich bei Damontez zu einer Lichtträgerin ausbilden lassen.« Seine Lügen wurden zu Wahrheiten, sobald er sie aussprach. Bei Gelegenheit musste ich ihn fragen, wie das funktionierte.
    »Tststs, das war aber nicht nett von dir, Damontez.« Faylin lachte. »Und es sieht dir auch so wenig ähnlich – es klingt mehr nach Remo. Hatte er vielleicht seine Seelenhälfte im Spiel, als du es dir überlegt hast?«
    »Vorsicht!«, sagte Damontez nur, und ich dankte dem Himmel für die Ungnade in diesem einzigen Wort.
    »Wer könnte bei ihr standhaft bleiben?« Pontus pries mich an wie Ware.
    »Und wieso hast du sie nicht für dich reserviert?«, fragte Draca von links.
    Ich wandte den Blick ein wenig hinter ihn auf den Boden und sah ein paar kleine Füße in gelben Sandaletten. Leslie!
    »Ich hatte noch nie ein Mädchen in meiner Obhut«, erwiderte Pontus gerade mit dem richtigen Schuss Arroganz.
    »Jaaaa, ich weiß!« Es war mehr als nur eine Zustimmung, die Faylin gab. Lasst mich sehen, bitte, lasst mich sehen!
    Es spielte sich so vieles ab, zwischen dem, was gesagt wurde, und dem, was gemeint war. Das lang gezogene Ja von Faylin, es konnte fast alles bedeuten. Ja, das stimmt. Ja, mit einer Ausnahme, aber die vergessen wir. Ja, aber ich glaube dir nicht. Ja, aber wir wissen es beide besser.
    »Einer der alten Elistras würde sich dazu nicht herablassen«, fügte Faylin jetzt noch an.
    Pontus war einer der Ältesten? Kannte er auch dieses Alius modus moriendi, die andere Art zu sterben? Hatten sie deswegen so viel Respekt vor ihm?
    »Falls ich dazugehöre! Und falls du der Eine bist: Wäre ein Diamantherz vor Alius modus moriendi sicher?« Das war wieder Pontus. Ich verstand erst nicht ganz, was er mit Diamantherz meinte, bis mir einfiel, was man sich über die Tränen der Engel erzählte.
    »Wieso wollte sie Lichtträgerin werden?«, unterbrach Draca dieses Mutmaßen nun scharf. »Normalerweise lassen sich nur Menschen dazu ausbilden, die den Verlust eines Verwandten durch Dämonen zu beklagen haben.«
    »Ihr Zwillingsbruder wurde von einem Vampir getötet, als sie elf war.«
    Woher weißt du das? Weiß Damontez das auch? Hat Eloi es dir erzählt?
    »Was du nicht sagst.« Faylin schien fast etwas enttäuscht, dass Pontus so schnell eine Antwort parat hatte. »Aber vielleicht ist sie ein Spiegelblut und ihr wisst es noch nicht einmal? Ich könnte euch helfen, es herauszufinden.«
    Mir wurde heiß und kalt. Ich konzentrierte mich auf Leslie, um meiner Angst Herr zu werden. Leslie trug ein grünes Kleid, sie hatte in dem Wartesaal der Mädchen links von mir gesessen, doch an mehr erinnerte ich mich nicht.
    »Eine Spiegelseele sieht die Dinge, ohne den irdischen Einschränkungen zu unterliegen, Damontez. Sie sieht Musik zum Beispiel in Farben und kann den Duft der Liebe wahrnehmen. Mit den Engelsinnen erfasst sie den Kern, das Licht, aus dem alle Dinge gemacht sind. Und sie sieht, wem das Licht fehlt. Aber der Kanal dazu sind trotzdem ihre eigenen Sinne.«
    Draca redete anstelle von Faylin weiter. »Wenn du einem Spiegelblut zwei oder mehrere Sinne einschränkst, dann – sagt man – fangen die Engelsinne an, sich dagegen zu wehren, sprich, das Spiegelblut gerät völlig außer sich. Nach kurzer Zeit ist es kaum noch in der Lage, rechts von links zu unterscheiden, wenn du verstehst, was ich meine.«
    »Nein, ich verstehe nicht, was du meinst«, sagte Damontez jetzt leicht ungehalten.
    »Der Draht nach oben wird beschnitten. Einen Sinn kann es noch kompensieren, doch bei mehreren wird es schwierig. Es schwächt und verwirrt die Spiegelseele.«
    »Das würde jeden Menschen verwirren«, warf Pontus dazwischen. Ich hörte etwas in seiner Stimme, das mich selbst erzittern ließ. Furcht!
    »Ja, aber bei einem Spiegelblut geht es sehr viel schneller. Das Gefühl

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