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Spiegelblut

Spiegelblut

Titel: Spiegelblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uta Maier
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dich auf!« Seine Mundwinkel hoben sich zu einem Lächeln, als wollte er sagen: Puce, tout ira bien! Floh – so hatte er mich an seinen guten Tagen immer genannt.
    »Und du auch auf dich, Eloi!«, flüsterte ich. Heute war ein guter Tag, was ihn und mich betraf. Eloi war heute in meinen Augen ein anderer geworden. Dadurch war auch meine Vergangenheit eine andere geworden. Ich war nicht mehr länger die lästige Nichte, die man durchbringen musste, weil sie eben zur Sippschaft gehörte, sondern die Nichte eines Lichtträgers, der ursprünglich einmal für eine gute Sache gekämpft und viel zu jung schon die Grausamkeit der anderen Seite am eigenen Leib erfahren hatte – und letztendlich daran gescheitert war.
    Ich konnte an Amybellas Gesicht nicht ablesen, ob sie von dem Plan gewusst hatte. Leise setzte ich mich wieder auf meinen Platz und versuchte, mir nicht anmerken zu lassen, wie sehr mich das Gespräch mit Eloi immer noch aufwühlte. Nervös scharrte ich mit meinen hohen Schuhen über den Parkettboden, was mir einen strafenden Blick von Amybella einbrachte. Ich beugte mich ein wenig vor und legte den Kopf auf die Seite, so dass ich die Gesichter der Mädchen sah. Sie ignorierten mich komplett. Das Mädchen rechts neben mir trug ein karamellfarbenes Spitzenkleid mit langen Trompetenärmeln. Einzelne kupferfarbene Strähnen ihrer Hochsteckfrisur schlängelten sich um die Rüschen des Ausschnitts. Ich stieß sie mit den Ellbogen leicht in die Rippen. Sie reagierte nicht, fast als würde sie mit offenen Augen schlafen.
    »Leslie«, zischte ich und gab vor, einen Hustenanfall zu bekommen.
    Keine Antwort.
    Dafür wandte ihre Nachbarin mir den Kopf zu und schoss einen giftigen Blick in meine Richtung. Ihre Haut war so durchscheinend, dass man sämtliche Adern sah. Die Augen lagen tief in ihren Höhlen und die schmalen Lippen waren trockener als Pergamentpapier. Mit dem unguten Gefühl, sie alle in Schwierigkeiten zu bringen, richtete ich mich wieder auf. Ganz sicher würde ich während des Balls herausfinden, wer Leslie war. Ob sich mir jedoch die Möglichkeit bieten würde, ihr Shannys Nachricht zu überbringen, war fraglich; ich könnte nur mit ihr sprechen, wenn keiner der Vampire in der Nähe war. Wieso hatte Shanny nicht Damontez darum gebeten? Oder sollte er es nicht erfahren? Warum hatte er Shanny nicht mitgenommen? Mein Kopf war voller unbeantworteter Fragen.
    Was mir aber am meisten zusetzte, war die Ungewissheit, wer von dem Komplott mit Eloi gewusst hatte. Den Auftrag konnte nur Faylin selbst gegeben haben, vermutlich als unbekannte Größe im Hintergrund. Er hätte mich einfach verschwinden lassen. Je länger ich darüber nachdachte, desto mehr kam ich zu der Überzeugung, dass auch Amybella davon gewusst haben musste. Es war nicht schwierig, sich bei der Planung darauf zu verlassen, dass jedes der Blutmädchen irgendwann in der Nacht das Bad aufsuchte. Nur der Zeitpunkt war entscheidend. Man konnte es Eloi schnell übermittelt haben. Aber wer war eingeweiht und wer nicht? Und existierte ein zweiter Plan, falls der erste scheitern würde? Ich presste die Hand auf den Magen. Jetzt war mir richtig übel. Und diese blöde Obhut machte es unmöglich, Damontez etwas davon zu sagen.

19. Kapitel
    »Was hätte ich in diesem Moment dafür gegeben,
das Geheimnis dieser magischen Augen ergründen zu können.
Es war, als sei der Tod in ihnen lebendig, schön und kalt,
eine funkelnde Gestalt mit einer schwarzen Schleppe der Ewigkeit.«
    NACHTSCHATTENHERZ, VAMPIRMÄRCHEN
    Ich hatte mir anhand unzähliger Schuhpaare versucht, ein Bild des Trägers zu machen, jetzt wurde mir beinah langweilig. Ständig war ich auf der Hut, aber nichts passierte. Dracas Stimme würde ich zweifelsohne erkennen, doch Damontez mied seine Nähe – was ich ihm wiederum nicht verdenken konnte. Die Verhandlungen waren aufgrund ihrer Komplexität vertagt worden, was die Stimmung der Seelenlosen keineswegs zu trüben schien. Faylin hatte soeben den Tanz eröffnet und im Gegensatz zu der rätselhaften Feierlichkeit traf die Musik genau meinen Geschmack: Mozart. Ich fragte mich gerade, ob ich es heute überhaupt noch schaffen würde, an Leslie heranzukommen, als ich Faylins durchdringenden Bariton hörte.
    »Nun, Damontez. Du bist uns allen noch eine Erklärung schuldig.« Seine Stimme schmeckte in Spiegelsicht nach der sengenden Hitze des Fegefeuers. »Wie kommt ein Anhänger der Angelus in diesen Zeiten zu einem Nachtschattenherz? Soweit mir

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