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Spiegelschatten (German Edition)

Spiegelschatten (German Edition)

Titel: Spiegelschatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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den Tisch.
    » Hallo? Ich rede mit euch.«
    » Maxim…« Björn sah ihn voller Mitgefühl an. » Wir dürfen doch niemanden aus unseren Überlegungen ausschließen…«
    » Scheiß drauf!« Maxim schlug mit der flachen Hand auf den Tisch, dass es knallte und alle zusammenzuckten. » Warum dann nicht Romy? Oder ich? Oder du, Björn? Wenn wir schon keinen ausschließen dürfen! Wir alle haben schließlich jeden der Toten gekannt.«
    Mist, dachte er. Was erzähl ich denn da? Doch er konnte sich nicht bremsen.
    » Griet leidet sowieso schon genug. Und sie ist nicht hier, um sich zu verteidigen. Müsst ihr da noch auf ihr herumtrampeln?«
    » Nun mach mal halblang, Maxim.« Wie immer stellte Romy sich vor ihren Bruder. Sobald Björn angegriffen wurde, richtete sie reflexartig ihre Stacheln auf. » Niemand trampelt auf Griet herum. Aber es ist nicht von der Hand zu weisen, dass sie ein Motiv hätte.«
    » Schwule zu ermorden?«
    » Immerhin war es ein Schwuler, der ihre Liebe bedroht und zerstört hat.« Romy sprach mit sicherer, selbstbewusster Stimme. » Allerdings wäre es nicht klug von ihr, jeden mit der Nase auf ihr Motiv zu stoßen.«
    » Und daraus schließt du was?«
    » Dass sie es eigentlich auf Björn abgesehen hat und den Mord an ihm mit den anderen Morden bloß zu tarnen versucht.«
    » Wie bitte? Seid ihr denn komplett verrückt?«
    » Es ist doch nur eine Gedankenspielerei, Maxim.« Björn sah kreuzunglücklich aus. » Wie hundert andere Überlegungen, die du und ich schon angestellt haben.«
    » Eine Gedankenspielerei…«
    » Es ist wahrscheinlich, dass sie sich nicht selbst die Hände schmutzig macht, sondern einen anderen für sich morden lässt«, überging Romy Björns Bemerkung. » Eine Frau wäre niemals in der Lage gewesen, den durchtrainierten Josch zu überwältigen.«
    » Und wenn Griet einen Kampfsport beherrscht, was dann?«
    » Tut sie das?«
    Maxim verzichtete darauf, die Frage zu beantworten. » So was kann nur deinem Hirn entspringen«, sagte er bitter.
    » Du irrst dich.« Björn berührte Maxim behutsam am Arm. » Es war meine Idee.«
    Maxim zog seinen Arm weg. Er konnte jetzt keine Berührung ertragen. » Wir sind nicht bei der Mafia! Der Normalbürger mietet sich keinen Killer.«
    Schweigend schauten sie ihn an.
    » Oder wüsstet ihr, wie man das anstellt?«
    Es war ein Schweigen, das an Maxims Nerven zerrte.
    » Na los, klärt mich auf! Geht man ins Internet und gibt so was ein wie: Mörder gesucht?«
    Keine Reaktion.
    » Und dann pickt man sich aus den Vorschlägen das beste Angebot aus? Ja? Wie viel darf so ein Killer denn kosten? Wird der nach Stunden bezahlt oder pauschal?«
    Maxim redete sich immer mehr in Rage.
    » Und was ist so ein Mord überhaupt wert? Zehntausend Euro? Zwanzigtausend? Und das Ganze plus Mehrwertsteuer?«
    Wie so oft kamen die Zwillinge ihm wie eine verschworene Gemeinschaft vor, zu der er keinen Zutritt besaß. Selbst ihr Schweigen war synchron, und sie schienen im selben Rhythmus zu atmen.
    » Na los! Sagt schon! Was kostet ein Menschenleben so auf dem freien Markt? Und was auch nicht unwichtig ist: Kann man die Ausgaben von der Steuer absetzen?«
    Griet? Doch nicht Griet.
    Maxim verschränkte die Arme vor der Brust. Niemand sollte es wagen, ihm zu nahe zu kommen.
    » Ich werde gleich mit ihr telefonieren«, sagte er nach einer Ewigkeit leise. » Dann werdet ihr sehen, dass eure Idee wie ein Kartenhaus in sich zusammenfällt.«
    Sie widersprachen ihm nicht.
    Schwiegen, schwiegen, schwiegen.
    Und Maxim wusste, dass er die Zweifel an Griet nicht würde ausräumen können. Auch nicht mit einem Telefongespräch.
    *
    Sie kamen aus dem Klinkenputzen nicht heraus.
    Bert merkte, wie sich Nervosität unter den Kollegen ausbreitete. Sie alle wollten, sie brauchten Ergebnisse. Dringend.
    Die Presse schlug nach dem vierten Mord einen härteren Ton an. In der Bevölkerung mehrten sich die Stimmen, die sich über die notorische Unfähigkeit der Polizei beschwerten. In Radio und Fernsehen wurden Psychologen und selbst ernannte Profiler zu den aktuellen Fällen befragt. Im Schwulenmilieu erlebten die Sicherheitsdienste einen bedenklichen Aufschwung.
    Der Chef hatte nach dreimonatiger Abstinenz wieder angefangen zu rauchen.
    Doch wenn man den Erfolg mit aller Kraft herbeiwünschte, blieb er meistens aus. Das schien ein Gesetz zu sein.
    Der Erfolg ist mit den Glücklichen.
    Bert beschäftigte sich noch einmal mit den aktuellen Hinweisen aus der Bevölkerung. Sie waren zum

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