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Spiegelschatten (German Edition)

Spiegelschatten (German Edition)

Titel: Spiegelschatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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Kollegen waren noch in der Pause, der Rest stand im Gespräch zusammen an der Kaffeemaschine. Niemand schaute zu ihnen herein.
    Gregory Chaucer setzte die Tasse an die Lippen .
    » Mein Bruder hat sich endlich entschlossen, unterzutauchen.«
    Und trank.
    » Gut. Würde ich an seiner Stelle auch tun.«
    » Und jetzt braucht er irgendwas, wo er unterschlüpfen kann.«
    Gregory Chaucer nickte.
    Romy musterte ihn abwartend.
    » Und?«, fragte er.
    » Ja…«
    » Ich kann leider keine Gedanken lesen, Romy.«
    Hibbelig rutschte sie auf dem Stuhl hin und her. Gregory Chaucer erlebte zum ersten Mal, dass sie nach Worten suchte.
    » Das Haus deiner Eltern… habt ihr… es schon verkauft?«
    » Noch nicht, leider. Die Maklerin scheint keine von der fixen Truppe zu sein. Wir… Moment mal.« Gregory Chaucer lehnte sich in seinem Schreibtischsessel zurück und runzelte die Stirn. » Du willst mich fragen, ob dein Bruder das Haus meiner Eltern als Versteck nutzen darf?«
    » Ja. Und sein Freund. Maxim.«
    Nachdem sie ihr Anliegen endlich herausgebracht hatte, war sie wieder die Romy, die er kannte. Sie hielt seinem Blick stand und lächelte auf diese Art, die ihn immer wieder dazu brachte, ihr auch da zu vertrauen, wo vorsichtige Skepsis angebracht wäre.
    » Wieso ausgerechnet mein Elternhaus?«
    » Weil niemand sonst darauf käme. Also auch der Mörder nicht.«
    » Außer, der Mörder wäre einer aus der Redaktion.«
    Entgeistert starrte Romy ihn an.
    » Im Moment dürfte so ziemlich jeder verdächtig sein, der in irgendeiner Weise mit dir oder deinem Bruder in Kontakt steht.«
    » Es ist keiner von uns.«
    Gregory Chaucer freute sich über das uns, denn es zeigte ihm, dass Romy allmählich Teil des Teams wurde. Eine Weile hatte er sich gefragt, ob das jemals gelingen würde. Die Kollegen hatten anfangs skeptisch registriert, wie er die erst achtzehnjährige Romy unter seine Fittiche genommen hatte, während Romy unter dem Gefühl litt, von allen Seiten kritisch beäugt zu werden.
    » Nein«, stimmte er zu. » Das glaube ich auch nicht.«
    Gregory Chaucer musste nicht lange über Romys Bitte nachdenken.
    » Ich werde gleich mit meinem Bruder telefonieren«, versprach er, » und ich bin mir sicher, er hat nichts dagegen. Den Schlüssel können dein Bruder und sein Freund bei den Nachbarn abholen, die sich zurzeit um das Haus kümmern. Ich werde ihnen Bescheid geben.«
    » Danke, Greg. Vielen, vielen Dank! Ich weiß gar nicht, wie ich das je wieder gutmachen kann.«
    » Warte.« Er nahm ein Blatt Papier und schrieb die Adresse auf. » Wenn du nichts mehr von mir hörst, geht alles in Ordnung.« Er reichte ihr das Blatt Papier mit der Anschrift. » Die Nachbarin ist eine reizende alte Dame, die den beiden alles zeigen und erklären wird. Sie und ihr Mann sind absolut vertrauenswürdig.«
    Romys Augen füllten sich mit Tränen.
    » Und jetzt raus mit dir. Dein Bruder wartet doch bestimmt auf Nachricht.«
    Romy fuhr sich rasch mit dem Handrücken über die Augen. Dann stand sie mit einem schiefen Lächeln auf.
    » Yes, Sir«, sagte sie und war schon verschwunden.
    *
    Etwas lag in der Luft.
    Er spürte es, konnte es jedoch nicht benennen.
    Sie werden dich schnappen. Das liegt in der Luft.
    Die Stimme kam von irgendwo. Sie war der Grund für die Schmerzen, die in seinem Kopf rumorten. Sie ließ und ließ nicht locker, verfolgte ihn überallhin.
    Du bist kein guter Junge.
    KeinguterJungeKeinguterJunge.
    In seinem Kopf verbanden sich die Worte zu einer Melodie. Es war keine schöne Melodie.
    Ein Totenreigen.
    » Lass mich in Ruhe«, murmelte er und massierte seine Schläfen.
    Ich kann dir den Schmerz nehmen.
    » Wenn ich deinen Befehlen gehorche, ich weiß.«
    Wenn du tust, was notwendig ist.
    Er stöhnte auf.
    Das Licht des Nachmittags blendete ihn. Obwohl die Sonne nicht mal schien.
    » Was willst du?«, jammerte er. » Wann bist du endlich zufrieden?«
    NIEMALS .
    Sie schickte eine Schmerzwelle durch sein Gehirn.
    Ich werde niemals zufrieden sein.
    Egal, was er auch unternahm, gleichgültig, wie sehr er sich anstrengte, es ihr recht zu machen – er würde ihr nie genügen. Und doch würde er es versuchen. Immer und immer wieder.

26
    Schmuddelbuch, Mittwoch, 9. März, fünfzehn Uhr, Diktafon
    Es ist alles geregelt. Ich bin auf dem Weg nach Bonn, um mich von Björn und Maxim zu verabschieden. Greg wollte zuerst, dass mich jemand aus der Redaktion begleitet, doch ich konnte ihn davon abbringen.
    Die Tatsache, dass ich übergangsweise

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