Spiegelschatten (German Edition)
Zeit.«
Es fiel Bert schwer, über die Jahre mit Margot zu sprechen. Er verstand ja selbst nicht, woran sie gescheitert waren.
» Wir haben die Alarmsignale nicht beachtet. Und dann waren es die Kinder, die uns zusammengehalten haben.«
Rick nickte. » Eifersucht?«
» Nein. Bei uns war es das Gegenteil. Wir haben einander aus den Augen verloren.«
» Und? Würdest du nach alldem noch mal ein Zusammenleben riskieren?«
Ja. Sofort. Mit der einzigen Frau, die ich jemals wirklich wollte.
» Jetzt machst du mich aber neugierig«, sagte Rick, und Bert merkte, dass er seinen Gedanken laut ausgesprochen haben musste.
» Vergiss es!«
» Den Teufel werde ich tun.« Rick beugte sich vor und dämpfte die Stimme. » Wer ist sie? Wie heißt sie? Wo wohnt sie? Und wieso hast du sie mir noch nicht vorgestellt?«
» Tut mir leid, Rick. Darüber kann ich nicht reden. Sie ist gebunden und lebt mit einem Mann zusammen, den ich noch dazu sehr schätze.«
» Du Armer«, murmelte Rick mitfühlend, erhob sich seufzend von seinem Stuhl und kniff Bert im Hinausgehen ein Auge zu.
Bert blieb in seinem Büro zurück und versuchte, sich wieder auf die Arbeit zu konzentrieren.
Nach dem Anruf Björn Berners hatte er mehrmals vergeblich versucht, Griet van Loo zu erreichen. Er hatte herausgefunden, dass sie strafrechtlich ein unbeschriebenes Blatt war. Dennoch. Eifersucht als Motiv war denkbar.
Björn Berners Auftragsmord-Theorie ebenso.
Griet van Loo war, wie Bert in Erfahrung gebracht hatte, die Tochter eines niederländischen Fabrikanten, der mit Damenmode ein Vermögen gemacht hatte. Sie selbst war Schmuckdesignerin. An Geld mangelte es ihr also sicherlich nicht, und je mehr man zu investieren bereit war, desto einfacher war es, einen Profi zu finden, der einen solchen Auftrag sauber erledigte.
Dass sie nicht erreichbar war, musste jedoch nichts heißen. Vielleicht hatte sie sich einfach zurückgezogen, nachdem Maxim Winter sich für seinen Freund entschieden hatte. Um damit fertigzuwerden. Und irgendwann würde sie wieder auftauchen und alle Zweifel ausräumen.
Bert hatte auch mit Maxim Winter telefoniert. Der sah die Dinge anders als sein Freund. In seinen Augen war Griet van Loo nicht fähig, einen Menschen zu töten.
» Vielleicht könnte sie im Affekt auf jemanden losgehen, aber niemals würde sie einen Mordplan schmieden oder einen Killer anheuern. Das wäre nicht ihr Stil.«
Stil, hatte Bert gedacht und dachte es jetzt wieder. Wie seltsam, in einem solchen Zusammenhang ein solches Wort zu verwenden. Es ließ in seinem Kopf ein Bild der jungen Frau entstehen.
Das Bild gefiel ihm nicht.
Achtzehn Uhr. Er seufzte. Noch ein, zwei Stunden, dann würde er sich, die Tasche voller Arbeit, einem weiteren einsamen Abend in seiner Wohnung stellen.
*
Romy hatte nicht geahnt, dass man so wohnen konnte. Platz ohne Ende und ein traumhafter Blick auf den Rhein, der zu Füßen des ehemaligen Speicherhauses vorbeifloss. Ein Loft von gefühlten zehntausend Quadratmetern. Im Rheinauhafen, nahe den Kranhäusern. Eine sündhaft teure Ecke.
Sie hatte ihr Gepäck bei der Tür abgestellt und war Ingo staunend in den riesengroßen Wohnraum gefolgt, in dessen Mitte sich ein Kamin befand, der hauptsächlich aus Glas zu bestehen schien. Ingo hatte Feuer gemacht. Man konnte es von allen Seiten aus betrachten.
» Ich dachte, ein gemütliches Feuer erleichtert dir den Abschied von deiner Wohnung ein bisschen.«
Romy nickte. Sprachlos. Überwältigt. Die Wärme tat ihr gut. Sie hatte tatsächlich den ganzen Nachmittag gefroren.
Als Nächstes wurde ihr Blick von einer etwa zwei Meter hohen Skulptur gefangen, abstrakt und farbenprächtig, mit weichen, runden Formen.
» Darf ich vorstellen: mein Hausgeist Edeltraud.« Ingo beugte sich zu Romy und flüsterte: » Du musst sie begrüßen. Edeltraud kann sehr nachtragend sein.«
» Freut mich, dich kennenzulernen«, sagte Romy. » Wir werden bestimmt gut miteinander auskommen, Edeltraud.«
» Sie mag dich.« Ingo musterte die Skulptur mit schmalen Augen. » Ja. Definitiv. Sie zeigt sogar deutliche Anzeichen von Begeisterung.«
» Danke«, sagte Romy leise. » Für das Feuer und für Edeltraud. Und dafür, dass ich hier sein darf.«
Ingo quittierte Romys Worte mit einem verlegenen Grinsen. » Hast du schon zu Abend gegessen?«
Romy schüttelte den Kopf.
» Dann komm erst mal richtig an. Ich bringe in der Zwischenzeit eine Kleinigkeit auf den Tisch.«
» Kann ich dir helfen?«
» Auf keinen
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