Spiegelschatten (German Edition)
hysterischen Lachanfall bei Björn ausgelöst, der nicht enden wollte.
Sammys Katze konnte die Maus nicht hier abgelegt haben, denn die saß die meiste Zeit apathisch in irgendeiner Ecke und huschte bei jedem unerwarteten Geräusch und jeder plötzlichen Bewegung unter irgendein Möbelstück. Selbst wenn sie die Möglichkeit hätte, würde sie sich nicht nach draußen wagen.
Endlich hatte Björn aufgehört zu lachen und sich die Tränen aus den Augenwinkeln gewischt. Maxim hatte nun doch ein wenig Blut an der winzigen Schnauze der Maus entdeckt. Für welche Art von Verletzung war das typisch?
» Hier im Haus gibt es keine Katzen«, hatte Björn gesagt. » Aber manchmal kommen welche von draußen rein.«
Damit war für ihn der Fall erledigt.
Für Maxim nicht.
» Hat jemals zuvor ein totes Tier vor deiner Tür gelegen?«, fragte er, als sie endlich bei einem sehr späten Frühstück die Brötchen verspeisten.
» Mach dich nicht lächerlich«, antwortete Björn mit vollem Mund. » Es war eine Maus, Maxim, keine Ratte.«
» Eine Ratte wäre ein Fall für die Bullen gewesen?«
» Irgendwie schon.«
» Kannst du mir das erklären?«
» Eine Ratte ist… größer, gefährlicher. Sie wirkt… bedrohlich.«
» Weil der Tod erst ab einer gewissen Größe ein Schaudern erzeugt?«
» Anscheinend.«
» Bitte, Björn«, versuchte Maxim es noch einmal, » geh mit mir weg von hier.«
» Ich kann nicht, Maxim. Versuch doch, mich zu verstehen.«
» Die andern können es doch auch.«
Tatsächlich hatten einige von Björns Freunden Bonn bereits verlassen, andere hatten es vor. Noch waren Semesterferien, da war das kein Problem. Manche gaben unumwunden zu, dass sie aus Panik die Stadt verließen. Was also sollte Björn hier noch halten?
Björn zögerte und Maxim nutzte das sofort aus.
» Es ist vielleicht sogar eine Möglichkeit, den Mörder zu stoppen«, sagte er. » Es würde seinen Plan durcheinanderbringen.«
» Du glaubst doch nicht, dass er sich davon aufhalten lässt.«
Darauf ging Maxim nicht ein. » Von allen bist du am meisten gefährdet, Björn. Das ist auch die Meinung der Bullen.«
» Du vergisst Romy.«
» Romy kann meinetwegen mitkommen.«
» Lass mich mit ein paar Leuten sprechen«, gab Björn schließlich ganz unerwartet nach, und Maxim vergaß für einen Moment das Atmen. Er hatte mit allem gerechnet, aber nicht damit, dass Björn ihm in dieser Frage entgegenkommen würde.
» Sprechen?« fragte er vorsichtig. » Worüber?«
» Wenn alle verschwinden würden, müsste ich keinen zurücklassen.«
Das war nicht zu organisieren. Manche hatten Jobs angenommen, andere waren anderweitig an Bonn gebunden.
Maxim sah seine Hoffnung wieder schwinden. Er musste dringend noch einmal mit Romy telefonieren.
*
» Nein, Björn. Wenn ich eine gute Journalistin werden will, darf ich nicht beim kleinsten Anzeichen von Gefahr das Handtuch werfen.«
Romy hörte, wie ihre Stimme nachhallte. Maxim hatte die Lautsprecherfunktion seines Handys aktiviert, sodass sie sich zu dritt unterhalten konnten.
» Beim kleinsten Anzeichen…« Björns Stimme überschlug sich beinah. » Der Typ war bei dir in der Wohnung!«
» Ja. Und hat er mich getötet? Nein, hat er nicht. Dabei wär das für ihn ganz einfach gewesen. Er will mich bloß einschüchtern, Björn. Mich daran hindern, weiterzurecherchieren.«
» Und warum schüchtert er deine Kollegen nicht ein?«
» Weil er zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen will. Er weiß alles über dich. Also weiß er auch, dass deine Gefühle für mich dich verletzlich machen. Meine Angst soll dich quälen.«
» Das sehe ich genauso«, stimmte Maxim ihr zu.
» Du bist das Zentrum seiner Taten«, fuhr Romy fort. » Glaub mir, es geht ihm bei allem nur um dich.«
» Ihr redet immer nur von ihm«, sagte Björn. » Als wäre es völlig unmöglich, dass Griet dahintersteckt.«
» Die Bullen gehen von einem männlichen Täter aus.« Maxim klang leicht genervt. » Das haben wir doch schon hundertmal durchgekaut.«
» Griet könnte einen Mörder problemlos bezahlen.« Björn ließ nicht locker. » Geld genug hat sie ja.«
» Falls Griet die Morde veranlasst haben sollte…«, man hörte Maxims Stimme die mühsam unterdrückte Verärgerung jetzt deutlich an, » …ich betone: falls, dann wärst du ihr Ziel, Björn. Dann wären alle anderen Morde lediglich ein Ablenkungsmanöver. War das nicht deine eigene Idee? Und dann solltest du dich wirklich nicht länger sträuben, schleunigst mit
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