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Spiegelschatten (German Edition)

Spiegelschatten (German Edition)

Titel: Spiegelschatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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einschüchtern lasse«, sagte Romy. » Oder dass mir einer den Mund verbieten kann.«
    » Romy…«
    » Es geht um meinen Bruder und darum, dass er schwul ist, und um einen Irren, der glaubt, schwule Menschen umbringen zu dürfen, es geht…«
    » Komm wieder runter, Romy.«
    Romy spürte Ingos Hand auf ihrer. Er hatte recht. Sie musste einen kühlen Kopf bewahren.
    » Natürlich sollst du dich nicht einschüchtern lassen. Aber du darfst auch nicht lospreschen und einen einsamen Feldzug gegen einen durchgeknallten Serienmörder beginnen.«
    » Wer sagt dir, dass es ein einsamer Feldzug werden wird?«
    » Johanna von Orléans hat das auch nicht überlebt, Romy, und sie hatte ein ganzes Heer hinter sich.«
    Unwillkürlich musste Romy lächeln.
    » Denk an das letzte Mal, als du versucht hast, Morde aufzuklären.«
    Daran brauchte er sie nicht zu erinnern. Das würde sie nie vergessen.
    » Lass das die Bullen machen, Romy, die haben das gelernt.«
    Romy sah ihm in die Augen. » Du weißt doch ganz genau, dass ich gar keine Alternative habe. Ebenso wenig wie du.« Sie lächelte. » Oder willst du mir erzählen, dass du noch nie eine Grenze überschritten hast?«
    Ihre Worte hatten ins Schwarze getroffen.
    » Versprich mir wenigstens, dass du vorsichtig bist«, bat Ingo und schüttete ein ganzes Tütchen Zucker in seinen Espresso.
    » Du machst dir Sorgen um mich?«
    Er trank, schwieg, dann hob er den Kopf. » Das merkst du erst jetzt?« Er winkte der Kellnerin, zahlte, lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und verschränkte die Arme vor der Brust.
    Es war, als hätte er mit einer großen Schere sämtliche Fäden ihres Gesprächs gekappt. Der Ingo, der Romy jetzt gegenübersaß, war genau so, wie sie ihn kannte: glatt, abweisend und unverbindlich. Er schaute auf die Uhr.
    » Du, ich muss los. Hab einen Termin, und bei den Baustellen rings um Köln wird ja im Moment jede Fahrt zu einem Horrortrip.«
    Für den Bruchteil einer Sekunde verspürte Romy ein Bedauern, das ihr einen feinen Schmerz bereitete. » Ich bleib noch ein bisschen«, sagte sie und sah ihm zu, wie er seine Sachen zusammenpackte.
    » Also dann. Man sieht sich.« Ingo hob grüßend die Hand. Er war schon an der Tür, als er noch einmal zurückkam. » Auch Björn muss aufpassen«, sagte er so leise, dass Romy ihn bei der lauten Musik im Hintergrund kaum verstehen konnte. » Sag ihm, dass er höllisch aufpassen muss.«
    *
    Josch Bellmann ging auf dem Zahnfleisch. Zuerst hatte ihn Kommissar Titus Rosenbaum mit seinen Fragen nach Tobias genervt, dann waren ihm auch noch die Bullen von der Kripo Köln auf die Pelle gerückt. Sie hatten, wie er wusste, eine Sonderkommission gebildet, um die Morde an Leonard, Sammy und Tobias aufzuklären. Aber entweder, die eine Hand wusste bei denen nicht, was die andere tat, oder diese Doppelbefragungen gehörten zum Prinzip.
    Er hatte sich bemüht, ihnen ein klares Bild von Tobias zu vermitteln. Doch bei der Frage, ob er sich vorstellen könne, dass einer aus dem gemeinsamen Freundes- und Bekanntenkreis den Mord begangen haben könnte, eine Frage, die sie jedem bereits bei Leonards und Sammys Tod gestellt hatten, war er innerlich abgetaucht.
    Er wollte sich das nicht vorstellen.
    Wo fände man denn noch Sicherheit, wenn man das einzig wirklich Verlässliche in seinem Leben anzweifeln müsste– seine Freunde?
    Es gab immer mal Knatsch zwischen dem einen oder andern. Immer mal wieder Differenzen. Es gab Neid und Eifersucht und sicher auch Intrigen.
    Aber Mord?
    Morde?
    Er hatte ja selbst schon versucht, einen versteckten Zusammenhang zwischen Leonard, Sammy und Tobias zu finden. Vergeblich. Ebenso gut hätte es, seiner Meinung nach, jeden andern aus ihrer Mitte treffen können.
    Wer würde das nächste Opfer sein?
    Diese Frage trieb ihn um, seit Björn ihn heute Morgen angerufen hatte, um ihm von den Botschaften zu erzählen. Auch Josch war sich sicher, dass die Nachrichten vom Mörder stammten.
    Warum hatte er Björn und seiner Schwester gedroht?
    Warum nicht Eileen? Oder ihm selbst?
    Sie alle hatten sich doch an der Organisation der Trauerfeier beteiligt, die der Mörder als eine einzige Herausforderung empfunden haben musste.
    Bedeutete das, dass er sich bereits ein neues Opfer ausgesucht hatte?
    Björn?
    Oder wollte er Björn lediglich zurückpfeifen?
    Als Josch seine Sporttasche packte, tat er das wie die Leute in Spielfilmen, nachdem sie spontan beschlossen hatten, aus ihrer Ehe auszubrechen und Haus und Hof zu verlassen.

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