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Spieglein, Spieglein an der Wand

Spieglein, Spieglein an der Wand

Titel: Spieglein, Spieglein an der Wand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Bruhn
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auch wenn du sie toll findest, kann sie doch aber trotzdem auf Mädchen stehen.“
    „Das ist mir schon klar. Sie hatte nur noch nie eine Freundin, stimmt’s?“
    „Nicht, dass ich wüsste.“
    „Sie hockt die ganze Zeit in einer Schwulenbar und beobachtet Rasmus. Wie spannend ist das denn?“
    „Vielleicht fällt es ihr schwer, andere Mädchen kennenzulernen.“ Nick grinste durchtrieben. „Da wäre sie ja nicht die Einzige.“
    Ich schmetterte den Ball nach ihm.
    Nick dribbelte um mich herum: „Vielleicht ist sie lesbisch geworden, weil sie in Rasmus verliebt ist?“
    „Das ergibt doch keinen Sinn.“
    „Aber natürlich! Wenn sie schon nicht seine Freundin sein kann, dann will sie eben wenigstens mit ihm befreundet sein, oder?“
    „Tja, dass sie immer zusammen sind, stimmt allerdings.“
    „Ja, und sie laufen Händchen haltend rum und solche Sachen. Glaubst du, Rasmus würde das machen, wenn er wüsste, dass sie in Wahrheit auf Jungs steht?“
    „Warum nicht?“
    Nick blieb stehen und setzte eine oberlehrerhafte Miene auf, denn jetzt musste er dem Schüler, der am schwersten von Begriff war, etwas erklären.
    „Hör mal, Mateus. Rasmus ist doch nicht dumm. Er wird kaum riskieren, dass sich seine beste Freundin in ihn verliebt. Er hat doch selbst gesehen, was mit dir und Liv passiert ist, oder?“
    „Das ist doch was ganz anderes.“
    „Dann erklär mir mal, warum Juliane gestern Abend so fertig war? Du hast gesagt, sie hätte wie eine Bestattungsunternehmerin ausgesehen, obwohl die beiden feiern waren?“
    „Dafür gab es wohl mehrere Gründe“, sagte ich und gab ihm den Ball zurück.
    „Die hat doch eine Megaangst davor, dass er irgendwann einen Freund hat. Denn dann kann sie nicht mehr an ihm kleben wie ein siamesischer Zwilling.“
    Nick ging zum Tor im Zaun hinüber. Er wollte zu Tobias. Ich stand ein wenig zögerlich und mit einem vom Regen glitschigen Ball in der Hand da. Eine Hoffnung begann in mir zu keimen. Wenn Juliane wirklich so verrückt nach Rasmus ist, würde es sie völlig aus der Bahn werfen, wenn er einen Freund hätte. Und wer wäre sofort für sie da, um sie wieder aufzufangen?
    Ich natürlich.
    Ich bin gerade mit Pizzas zurückgekehrt, als mein Handy in der Tasche klingelt. Ohne auf das Display zu gucken, nehme ich den Anruf an und klemme mir das Handy zwischen Schulter und Ohr.
    „Ja?“
    „Spreche ich mit Mateus?“
    Ich erstarre mit drei knallheißen Pizzas auf dem Arm in der Tür. Ich erkenne die Stimme sofort.
    „Ich habe es gerade ein bisschen eilig.“
    „Ich würde gern mit dir reden.“
    „Das ist gerade ein bisschen ungünstig.“
    Juliane und Rasmus sitzen auf dem Fußboden und sehen mich an. Rasmus hat seine Augenbrauen fast bis zur Stirn hochgezogen.
    „Warum rufst du mich nicht zurück?“
    „Ich hatte viel zu tun. Wo hast du eigentlich meine Nummer her?“
    „Ich finde, wir sollten uns treffen.“
    „Ich lege jetzt auf.“
    „Ich kann auch gern zu dir nach Hause kommen.“
    „Das wirst du auf keinen Fall tun!“
    „Dann treffen wir uns woanders.“
    Obwohl ich Juliane und Rasmus den Rücken zugedreht habe, können sie jedes Wort mithören.
    „Warum?“, flüstere ich mit einem entnervten Seufzer.
    „Eben drum. Ich will nur mit dir reden.“
    „Ruf mich heute Abend noch mal an.“
    Ich drücke so hart auf die Auflegetaste, dass sie fast auf der anderen Seite wieder herauskommt.
    „Wer war das?“, fragt Rasmus frech.
    „Das klang privat“, sagt Juliane. „Das müssen wir nicht wissen.“
    „What? Wir müssen alles wissen!“
    Es gibt kein Entkommen für mich. Also setze ich die Pizzas am Boden ab und erzähle von Arendse.
    „Shit“, sagt Rasmus mit vollem Mund. „Da hast du den Altersdurchschnitt deiner Bettstatistik wohl drastisch gesenkt?“
    „Sie sah älter aus!“
    Ich fürchte mich vor allem vor Julianes Reaktion. Hat sie mich in ihrem Kopf schon in die Schublade mit dem Etikett „Widerling“ gesteckt?
    „Was, glaubst du, will sie von dir?“, fragt Rasmus.
    „Keine Ahnung.“
    „Vielleicht ist sie schwanger?“ Rasmus sieht Juliane an. „Man kann doch schon schwanger werden, auch wenn man erst dreizehn ist, oder nicht?“
    Juliane zuckt mit den Schultern und starrt auf ihre Pizza. Bestimmt verachtet sie mich jetzt. Und sobald sie ihre Pizza aufgegessen hat, telefoniert sie mit den Bullen und zeigt mich an. Lesben hassen Männer, die Frauen ausnutzen.
    „Sie hat behauptet, sie wäre sechzehn“, erkläre ich. „So hat sie

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