Spieglein, Spieglein an der Wand
mich reingelegt.“
„Ach komm, du wolltest dich einfach nur gerne hereinlegen lassen.“
„Wir haben mehrere Stunden lang geredet und eine ganze Flasche Cognac getrunken.“
„Ach du dickes Ei! Und besoffen warste auch noch dabei!“
Während Rasmus über sein Wortspiel lacht, sehe ich zu Juliane hinüber. Sie kaut an ihrer Pizza und sieht mich immer noch nicht an.
„Ich bereue es total.“
„Ach komm, passiert ist passiert. Und wenn du jetzt Vater wirst, ist es eben einfach so.“
„Sie ist nicht schwanger!“
Wir haben doch ein Kondom benutzt! Jedenfalls lag eins auf dem Boden.
Haben wir es etwa gar nicht benutzt?
Oder nicht die ganze Zeit über?
„Ich glaube auch nicht, dass sie schwanger ist.“ Juliane leckt sich das Pizzafett von den Fingern.
„Ach, jetzt hör doch auf“, sagt Rasmus lachend. „Jetzt, wo es gerade so lustig wurde.“
Ich sehe Juliane an: „Du glaubst also nicht, dass sie schwanger ist?“
„Nee, ich denke, sie würde dich bestimmt einfach nur gern wiedersehen.“
„Aber warum?“
„Vielleicht fand sie es gar nicht so übel mit dir im Bett?“
Ich will gerade schreien, dass es natürlich übel für sie gewesen ist.
Aber eigentlich weiß ich das ja gar nicht.
Juliane klappt die Pizzakartons zusammen: „Es ist ziemlich typisch, dass Mädchen auf ältere Jungs stehen. Als ich dreizehn war, hatte ich es total auf einen Typen aus meiner Straße abgesehen. Und er war wohl so um die zwanzig.“
„Einen Typen?“, erkundige ich mich interessiert.
„Ja, ein paar Jahre lang mochte ich Jungs.“
„Ach du liebe Güte, das ist genau wie damals, als ich noch auf Mädchen stand“, kreischt Rasmus. „Wie sehr man sich täuschen kann!“
„Warst du denn noch mit irgendwelchen Mädchen im Bett?“, frage ich jetzt, wo wir schon mal beim Thema sexuelle Vergangenheit sind.
„Mit Trine P. aus meiner Klasse. Darauf bin ich nicht stolz.“
„Trine P. garantiert auch nicht“, kommentiert Juliane.
„Es ist zwei Mal passiert, und das ist mehr als genug. Oh Gott, war das langweilig. Und das, obwohl Trine ein ziemliches Mannweib war.“
Juliane bringt die Kartons weg. Ich laufe ihr schnell in den Hof hinterher.
„Und was ist mit dir?“, frage ich versuchshalber.
„Was soll mit mir sein?“
„Lief da was zwischen dir und dem Typen aus deiner Straße?“
Juliane öffnet eine Mülltonne. „Nee, der war doch sieben Jahre älter als ich.“
„Na ja, und ich bin fünf Jahre älter als Arendse, also …“
„Nein, da lief nichts.“
Juliane lässt den Mülltonnendeckel zufallen und dreht sichum. Aber ich bleibe stehen, denn wir müssen jetzt nicht gleich gehen. Wir können genauso gut in dem süßlichen Müllgestank stehen bleiben und über unsere sexuellen Erfahrungen sprechen.
„Und sonst?“, frage ich und fixiere sie mit meinem Blick.
„Was sonst?“
Ihre Augen blitzen irgendwie neckisch. Ich kann es auch nicht vermeiden, ihre Brustwarzen zu bemerken, die sich unter ihrem Oberteil abzeichnen. Dank der Kälte.
„Gab es andere Jungs?“
„Tja, in manche stolpert man ja so hinein. Ich war zwischen der achten und neunten Klasse in einem Fußballferienlager. Da habe ich einen Jungen kennengelernt.“
„Und was war mit ihm?“
„Er kam aus Svendborg. Und hieß Mikkel.“
Auf seinen Namen und seinen Heimatort war ich nicht unbedingt aus, und das weiß sie ganz genau. Sie weiß auch, wie sehr sie mich gerade reizt. Am liebsten würde ich sie jetzt gegen die Wand des Müllschuppens drücken und mit meinen Händen unter ihr Oberteil schlüpfen. Inzwischen lächelt Juliane genau wie an jenem Morgen, als sie mich so küsste, wie Freunde sich nicht küssen.
„Warst du mit diesem Mikkel im Bett?“
„Warum ist das so wichtig?“
„Jetzt antworte doch einfach.“
„Ja, war ich. Und auch mit einem anderen Typen aus seiner Mannschaft. Und mit einem unserer Assistenztrainer und einem Jungen aus meiner Parallelklasse.“
„Alle in demselben Fußballlager?“
„Nein, du Idiot. Das Ganze war über ein Jahr verteilt.“
„Warum?“
„Weil sie mir gefielen. Ich hatte Lust auf sie.“
„Das heißt, es gefiel dir?“
„Warum nicht? Ein bisschen unbeholfen vielleicht, besonders mit dem Ersten. Aber sonst okay.“
„Und warum hast du die Typen alle wieder fallen gelassen?“
„Weil ich Mädchen lieber mag.“
„Kann sein, dass ich dir das nicht ganz abnehme.“
Das Lächeln entweicht aus ihrem Gesicht. Sie schiebt sich an mir vorbei und will
Weitere Kostenlose Bücher