Spieglein, Spieglein an der Wand
Videofilm, der an Jeppe und Rasmus verschickt wurde. Ich erzähle auch, dass Lasse, der uns den Zutritt zur Party verschafft hat, wahrscheinlich in der Rachegruppe aktiv ist. Nick hört sich kommentarlos alles an. Erst, als ich von meiner Plauderei mit dem Engel erzähle, unterbricht er mich.
„Glaubst du daran?“
„Dass er Jonathans … äh… Geliebter war?“
„Ja.“
„Prinzipiell glaube ich erst mal gar nichts, was von einem Mann behauptet wird, der seine wahre Identität verbirgt. Dieser Trottel meint ja wirklich, er wäre die schwule Antwort auf Batman.“
„Aber du würdest es nicht grundsätzlich ausschließen?“
„Dass er Batman ist?“
„Nein, Mann. Dass er mit Jonathan zusammen war.“
„Tja, vielleicht. Was wissen wir schon über ihn?“
„Alles, verdammt noch mal. Er war unser bester Freund!“
Ich zucke nur mit den Schultern. Ich kann Nick ja nicht einfach sagen, dass er nicht einmal wusste, dass Jonathan mit seiner Schwester zusammen war, während er sich auf dem Internat in Jütland gelangweilt hat.
„Auch wenn sie kein Paar waren, können sie sich doch trotzdem gekannt haben“, räumt Nick widerwillig ein.
„Es ist jedenfalls ziemlich wahrscheinlich, dass sie miteinander gesprochen haben. Ich kann mir gut vorstellen, dass Jonathan interessiert daran war, einen Artikel über die Szene zu schreiben. Die Partys vom Engel werden ihn nicht interessiert haben, aber seine Rächer doch ganz bestimmt.“
„Und dieses Bash Back ist nicht einfach nur heiße Luft?“
„Sieht nicht so aus.“
Nick runzelt die Stirn. „Also war Jonathan einigen Wahrheiten über den Engel und seine Rächer zu dicht auf den Fersen, und daraufhin haben sie ihn zum Schweigen gebracht?“
„Das hört sich jetzt doch ein bisschen übertrieben an.“
„Aber wenn sie nicht vor Gewalt zurückschrecken, waren sie es vielleicht, die ihn draußen auf Amager zusammengeschlagen haben? Als eine Art Warnung.“
„Vielleicht.“
„Sein Computer wurde gestohlen, oder?“
„Ja, das war allerdings bei einem Einbruch in der Wohnung seiner Eltern.“
„Aber das Einzige, worauf die Diebe es abgesehen hatten, war sein Computer. Erst erteilen sie ihm eine Warnung, indem sie ihn verprügeln. Dann klauen sie seinen Computer, um sicherzugehen, dass er keinen Artikel schreibt.“
„Aber er tut es trotzdem …“
„Und deshalb bringen sie ihn um.“
„Nicht notwendigerweise. Das glaube ich nicht.“
„Dann war es vielleicht ein Unfall. Man will jemandem ein paar reindonnern und das geht schief. Er bekommt ein bisschen mehr ab, als er vertragen kann, und plötzlich hat man eine Leiche, die man aus dem Weg schaffen muss.“
Manchmal klingt Nick, als hätte er zwanzig Jahre lang in den USA im Knast gesessen.
„Wenn das stimmt, hätten sie die Leiche aber wirklich gründlich entsorgt.“
„Schwule SIND gründlich.“
Ich kann mir das Lächeln nicht verkneifen. Jonathan von schwulen Rächern ermordet. Das klingt einfach zu absurd, wenn es jemand anders ausspricht.
„Da ist noch etwas“, sagt Nick. „Du hast gesagt, die E-Mail-Adresse der Rächer wäre irgendwas mit A. Angels?“
„Rasmus meint, es steht für Avenging Angels . Das bedeutet Racheengel.“
„Ja Hallo! A A! Sagt dir das denn nichts?“
Ich schlage mir mit der flachen Hand gegen die Stirn. „Oh Mann, ja! Jacob A A!“
Kurz bevor Jonathan verschwand, bekam ich eine Mail von Ikarus, in der er schrieb, ich solle Jonathan fragen, wer Jacob A A sei. Als ich es tat, mitten in unserem Streit auf der Herbstparty, war Jonathan gleichzeitig wütend und erschrocken. Er schrie, dass ich diesen Namen sofort wieder vergessen sollte, sonst wären sie bald auch hinter mir her.
Nick reißt die Augen auf: „Vielleicht steht A A ja gar nicht für einen Nachnamen, wie wir die ganze Zeit geglaubt haben. Vielleicht bedeutete es Jacob von den Avenging Angels .“
„Ein Schwuler, der Jacob heißt. Davon muss es doch tausende geben.“
„Aber es gibt bestimmt nicht so viele, die durch die Gegend rennen und Leute zusammenschlagen.“
„Vielleicht heißt der ENGEL Jacob?“
„Jonathan muss gewusst haben, wer er war.“
„Das sollte man meinen. Jedenfalls, wenn der Engel die Wahrheit gesagt hat. Wenn sie … ein Paar waren. Aber vielleicht gibt es auch eine andere Möglichkeit.“
„Das will ich hoffen“, sagt Nick und stöhnt. „Also ich meine, die Leute sollen Sex haben, mit wem sie wollen, Jonathan nicht ausgenommen, aber es fällt mir
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