Spiel, bis du stirbst (Samantha Veselkova Krimi) (German Edition)
gefahren war. Außerdem schrieb sie dazu, dass sie weitere Informationen, die sie unterwegs eventuell erlangte, auf den Anrufbeantworter ihres eigenen Festnetzanschluss sprechen würde.
Einigermaßen zufrieden mit sich überlegte Sam, ob sie noch etwas tun konnte. War es überhaupt clever, alles im eigenen Haus auf dem Schreibtisch zu lassen? Wenn sie in Brunos Hände geriet, würde er eventuell ihr Haus durchsuchen, alles finden und beiseite schaffen. Sie musste das noch einmal überdenken und umplanen. Kurz entschlossen rief sie, wieder vom Dachboden aus, Mia an, ließ sich von ihr eine Emailadresse geben, und schickte dorthin die Nachricht für Gregor. Es dauerte eine Weile, denn Sam kam mit den Programmen von Linux nicht zurecht. Ihr Emailprogramm war nicht vorhanden. Am Ende loggte sie sich über den Internetbrowser in ihren web.de-Account ein und schickte den Text von dort an Mia.
Sollte Sam später unterwegs noch zusätzliche Neuigkeiten haben, würde sie es per SMS an Mia weiterleiten. Die Idee mit den Nachrichten auf dem Anrufbeantworter war schon deswegen nicht schlau, weil dies eine eventuelle Abhöranlage von Bruno aufzeichnen würde.
Um keinen Hinweis für Bruno zu hinterlassen, zerriss Sam die zuvor ausgedruckten Dokumente und warf sie in den Karton mit dem Altpapier. Eigentlich war sie froh über das Hin und Her, denn letztlich schlug sie damit auch Zeit tot. Zeit, die sie sonst zum Nachdenken und Grübeln haben würde. Bruno hatte ihr gesagt, dass sie sich heute Nacht ausmalen solle, was er alles mit Nika und ihr anstellen würde, daher rechnete sie nicht vor dem nächsten Morgen mit einem Anruf des Mannes. An Schlafen war nicht zu denken, denn sie würde kein Auge zukriegen. Auf der anderen Seite musste sie ausgeruht sein, wenn sie auf ihn traf.
Hatte sie die Möglichkeit, ihm irgendwie eine Falle zu stellen? Oder irgendwelche Waffen an ihrem Körper zu verstecken? Aber was, wenn er sie fand? Wenn sie die Strafen dafür selbst zu spüren bekäme, dann konnte sie sicher damit leben, aber der Gedanke, dass er es an Nika auslassen konnte, war unerträglich. Also keine Waffen.
Nachdem sie noch eine Weile erfolglos hin und her überlegt hatte, ging sie in den Trainingsraum und trainierte eine halbe Stunde. Am liebsten hätte sie noch weiter gemacht, aber sie durfte nicht ihre ganze Kondition schon im Training verbrauchen. Sollte Bruno sich noch in der Nacht melden, würde sie ausreichende Reserven haben müssen. Nass geschwitzt legte sie sich aufs Bett. Da sie einen eventuellen Anruf nicht verpassen wollte, ging sie nicht duschen. Ihre Gedanken kreisten von Jan zu der Pension, von dort zu Gregor, und am Ende zu Nika. In was hatte sie das arme Mädchen nur hineingezogen?
Das Handy klingelte, und zwar auf der Nummer, die Bruno nicht kannte. Vielleicht hatte jemand den Jetta gesehen! Das Display zeigte einen unbekannten Anrufer. Aufgeregt raste Sam auf den Dachboden und nahm das Gespräch an.
„Sie suchen einen roten Jetta?“, kam eine Stimme, die leise gehalten wurde.
„Den suche ich dringend.“
„Wissen Sie, wo das Main-Taunus-Zentrum ist?“
„Ja, das weiß ich.“
„Kommen Sie so schnell wie möglich dahin. Ich werde vor dem Kinopolis auf Sie warten und Ihnen zeigen, wo er steht. Sie erkennen mich an einer dunkelblauen Baseballmütze.“
„Steht der Jetta draußen auf dem Parkplatz oder in dem Parkhaus?“, fragte Sam.
„Ich muss Schluss machen. Beeilen Sie sich, sonst ist er weg.“
Das Gespräch war zu Ende. Sam war mit drei Sätzen unten. Sie hielt sich nicht damit auf, ihre verschwitzte Kleidung auszuziehen. Sollte die Erkältung doch kommen, es war ihr egal. Lediglich die Trainingshose tauschte sie gegen die Motorradhose aus. Dabei entschied sie sich für ihre alte, schwarze Kleidung, denn mit weißem Leder befürchtete sie zu sehr aufzufallen. Die passende Jacke zog sie einfach über das, was sie gerade am Leib trug. Gehetzt schrieb sie noch einen Zweizeiler per Email an Mia, um mitzuteilen, dass sie von einem Unbekannten die Information bekommen hatte, dass sie den Jetta am MTZ finden würde.
Fünf Minuten nach dem Gespräch fuhr sie ihre Kawasaki aus der Garage, nachdem die Maschine gerade noch mit dem letzten Funken aus der Batterie angesprungen war. Das Tor ließ sie offen und hielt sich, ganz entgegen ihrer Gewohnheit und Überzeugung, nicht mit dem Warmfahren des Motors auf. Mit halsbrecherischen Überholvorgängen jagte Sam über die Landstraße.
Plötzlich fiel ihr
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