Spiel, bis du stirbst (Samantha Veselkova Krimi) (German Edition)
würde sich mit seiner Gefangenen kaum in der Öffentlichkeit aufhalten. Vielleicht war in seiner Wohnung etwas zu finden, das auf sein Versteck hinwies. Über Google Maps suchte sie sich die Waitzstraße heraus. Der Polizist hatte zwar keinen Ort dazu genannt, aber da das Kennzeichen des Fahrzeuges aus Frankfurt war, musste die Adresse ebenfalls dort liegen. Schnell erkannte Sam, dass die Straße im südlichen Bornheim lag, zwischen Ostbahnhof und Ostpark. Erneut ließ sie Mia eine Nachricht zukommen. Dann machte sie sich auf den Weg, ohne die geringste Idee, wie sie in die Wohnung des Mannes kommen würde.
37 | Aussichtslos
Bevor sie das Motorrad abstellte, war sie zunächst die ganze Straße durchgefahren. Ebenso die nächstgelegenen Quer-und Parallelstraßen. Immerhin konnte es sein, dass er doch zuhause war. Doch den roten Jetta konnte sie nicht entdecken. Trotzdem würde Sam vorsichtig sein. Vielleicht hatte Bruno das Auto abgestoßen und benutzte nun ein anderes. Nachdem sie ihren Helm abgezogen hatte, lief sie los. Zum Glück war es eine recht kurze Straße. Da sie die Hausnummer nicht kannte, würde sie sich sämtliche Klingeltafeln ansehen müssen. Dabei hoffte sie inständig, dass der Mann seinen Namen an der Klingel stehen hatte.
Sie stand gerade vor dem dritten Klingelfeld, als ein Anruf einging, wieder auf der Nummer, die sie im Chat öffentlich gemacht hatte. Ihr Enthusiasmus war verflogen, und so ließ sie sich Zeit mit dem Rangehen.
„Ich habe ihn gefunden!“, rief eine junge, weibliche Stimme.
Sam war vorbereitet. „Bist du sicher, dass es der blaue Jetta ist?“, fragte sie.
„Ja, ganz eindeutig! Er trägt auch das Nummernschild.“
Die Detektivin wollte sicher gehen. „Ist es nicht zu dunkel um zu erkennen, dass er blau ist?“
„Er steht unter einer Laterne. Ich stehe mit meinem Auto direkt hinter ihm. Er ist es! Ganz eindeutig!“
Ohne noch etwas zu sagen legte Sam auf und steckte das Handy ein. Die Telefonaktion war mit Abstand die übelste Idee, die sie jemals hatte.
Sie setzte ihre Suche fort. Nachdem sie sämtliche Häuser der einen Straßenseite abgeklappert hatte, nahm sie sich die andere Seite vor. Ihre Befürchtungen, dass Bruno vielleicht keinen Namen an der Klingel stehen hatte, bewahrheiteten sich nicht. Schließlich stand sie vor seinem Haus. In der mittleren Reihe der Klingeltafel stand eindeutig Bruno Kaufling.
Sams Atmung beschleunigte sich bei diesem kleinen Erfolg. Doch das größte Problem kam erst noch: Wie sollte sie zunächst ins Haus, und dann in Kauflings Wohnung kommen?
Sie drückte einen der obersten Klingelknöpfe. Nachdem sie eine Minute vergeblich auf eine Reaktion gewartet hatte, versuchte sie es mit dem nächsten. Diesmal dauerte es nur wenige Sekunden, bis eine ältere Herrenstimme aus der Gegensprechanlage zu vernehmen war: „Wer ist da?“
„Bitte entschuldigen Sie vielmals, dass ich um diese Zeit noch bei ihnen klingle, aber ich habe den Haustürschlüssel vergessen. Würden Sie mich bitte hereinlassen.“
Ein paar kaum verständliche Worte erklangen, die Sam einmal bedeuteten, das nächste Mal ihren Schlüssel mitzunehmen, und zum anderen einige Verwünschungen darstellten. Trotzdem ertönte das Summen des Öffners. Schnell drückte Sam die Tür auf. In dem Treppenhaus schaltete sie das Licht an. Warum sollte sie im Dunkeln hoch laufen? Der nette Mann mit seinen Verwünschungen hatte ihr offenbar geglaubt, dass sie im Haus wohnte. Hätte sie nun das Licht ausgelassen, wäre er vielleicht argwöhnisch geworden.
Zwei Stockwerke höher fand sie die Tür, die dem Namensschild nach zu Bruno Kauflings Wohnung gehörte. So weit, so gut.
Wie konnte sie nun feststellen, ob der Mann zuhause war? Warum eigentlich nicht klingeln? Was würde im schlimmsten Fall passieren? Er würde die Tür öffnen. Wenn sie sich so hinstellte, dass er sie nicht sehen konnte, wäre es sogar das perfekte Szenario, denn dann würde sie ihn mit Unterstützung des Überraschungsmoments schnell überwältigen können.
Andernfalls, wenn er gar nicht erst öffnete, würde er auch nicht wissen, dass Sam es war, die Einlass begehrte. In jedem Fall würde sie hören können, ob sich in der Wohnung etwas regte. Also drückte sie auf den Knopf und hörte einen Dreiklangton aus der Wohnung. Dann ging sie in die Hocke und legte ihr Ohr an die Tür. Sollte der Mann da sein und durch den kleinen Spion schauen, würde er sie nicht entdecken können. Sobald er aber die Tür
Weitere Kostenlose Bücher