Spiel, bis du stirbst (Samantha Veselkova Krimi) (German Edition)
schon alles, aber es gibt etwas, worüber ich mit dir reden möchte.“
Innerlich dankte Sam ihm dafür, dass er bis jetzt damit gewartet hatte – was immer es auch war.
„Schieß los“, forderte sie ihn auf und trank einen Schluck aus ihrem Glas, ohne dabei den Blick von ihm zu nehmen.
„Machst du eigentlich auch Sessions mit Frauen?“, kam die zögerliche Frage.
„Nein“, antwortete sie, „da muss ich dich enttäuschen. Würdest du gerne eine Session mit zwei Frauen machen? Ich kann dir so was vermitteln.“
Vehement schüttelte er den Kopf. „Nein, nein, es geht nicht darum. Darf ich fragen, ob du im Fall Deborah da Silva ermittelst?“
Plötzlich fragte sich Sam, ob Gregor mit einer ähnlichen Absicht zu ihr gekommen war, wie sie gehabt hatte, als sie sich zu dem Treffen entschlossen hatte. Aber warum sollte er? Er hätte jederzeit als Polizist herkommen und sie vernehmen können. Was für einen Grund konnte es für ihn geben, ein entsprechendes Gespräch auf privater Basis aufzubauen? Sam war sehr gespannt, was nun kommen würde. Gleichermaßen war sie in höchster Alarmbereitschaft, denn sie wollte sich zu keiner Aussage hinreißen lassen, die Jan schaden konnte.
„Warum möchtest du das wissen?“, fragte sie vorsichtig.
„Ja oder nein?“ Er blickte ihr offen in die Augen.
„Gregor, wenn ich daran arbeiten sollte, meinst du, ich würde es dir sagen, solange ich nicht weiß, was du eigentlich von mir willst?“
Der Polizist nippte an seinem Wein, nickte kaum merklich, und erwiderte: „Wohl kaum, aber es war ein Versuch wert.“ Jetzt lächelte er und fuhr fort: „Eigentlich könnte ich diese Frage sowieso selbst beantworten, denn du bist niemand, der seine Freunde hängen lässt. Das habe ich auch meinem Vorgesetzten gesagt.“
Sam zog die linke Augenbraue hoch und fragte: „Was hast du ihm eigentlich erzählt, woher du mich so gut kennst?“
„Ich habe ihm erzählt, dass du die Bekannte eines guten Freundes bist, und wir uns schon öfter zu verschiedenen Anlässen gesehen haben, Geburtstage und so.“ Er machte eine kurze Pause, fuhr dann fort: „Kriminaloberkommissar Sorghardt möchte dir etwas vorschlagen.“
„Sorghardt?“, fragte Sam erstaunt. Dann wechselte sie unvermittelt das Thema: „Einen Moment noch. Ich schau mal nach dem Essen.“ Sie verschwand in die Küche, und kehrte mit zwei Tellern zurück. Die Pizzas hatte sie bereits geschnitten, sodass sie nun mit der Hand essen konnten.
„Also“, lenkte sie wieder zum ursprünglichen Thema, „warum Sorghardt und nicht du?“
Gregor nahm sich ein Stück Pizza und biss herzhaft hinein. Mit vollem Mund erklärte er: „Ich bin von dem Fall offiziell abgezogen, deshalb kommt die Frage von ihm. Ich spiele nur den Vermittler.“
„Na, da bin ich aber mal gespannt.“
„Es ist eigentlich ganz einfach. Wir denken an einen Informationsaustausch. Natürlich könnten wir dich vernehmen, aber du würdest nichts sagen, was deinem Freund schaden könnte.“
Sie wollte etwas erwidern, aber Gregor hob die Hand und ließ sie nicht zu Worte kommen. „Sag bitte nichts dazu. Auch wenn du es nicht zugeben würdest, ich glaube nicht, dass du einen Freund ans Messer lieferst, solange seine Schuld für dich nicht bewiesen ist. Das ehrt dich sicher auch, aber die Polizei bringt ein solches Verhalten nicht weiter. Auf der anderen Seite weiß ich, dass du eine Detektivin bist, die sicher das eine oder andere herausbekommen kann, was wir niemals erfahren würden. Außerdem weißt du einiges über Herrn Patersen und Frau da Silva, was nützlich sein könnte. Dir hingegen fehlen die Mittel der Polizei, was sich für dich durchaus als Handicap erweisen kann. Wie wäre es also, wenn wir dir ein wenig unter die Arme greifen, und du dich entsprechend revanchierst?“
Sam überlegte. Es war ein verlockendes Angebot. Doch würde sie es machen können, ohne Jan zu schaden? Was war größer: der Schaden, den sie Jan mit ehrlichen Antworten zufügen konnte, oder der Nutzen, den ihre Ermittlungen durch zusätzliche Daten von der Polizei erzielten? Je nachdem, ob Jan schuldig oder unschuldig war, würde sich das Blatt durch die Kooperation lediglich schneller in die eine oder andere Richtung wenden.
„Abgemacht“, gab sie ihre Entscheidung bekannt. „Aber es läuft nur quid pro quo.“
„Das versteht sich von selbst“, stimmte Gregor zu. Dann lächelte er wieder und stellte fest: „Du ermittelst also.“
Sam erwiderte das Lächeln.
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