Spiel, bis du stirbst (Samantha Veselkova Krimi) (German Edition)
was?“
„Ich wäre ein schlechter Pfarrer, wenn dem nicht so wäre.“
„Oh.“ Mehr fiel Sam nicht ein.
„Ja, oh! Oh, was hat das weh getan, was Sie mit mir gemacht haben! Oh, womit habe ich das verdient? Oh, was ist nur mit Ihrem Reifen passiert!?“
Sam schluckte schwer. Ihre Reaktion war ihr im Nachhinein peinlich. „Entschuldigen Sie bitte“, sagte sie, wobei sie leicht den Kopf schüttelte, „aber was soll eine wehrlose Frau denken, wenn plötzlich Goliath so dicht hinter ihr steht, dass sie fast seinen Atem spüren kann?“
„Wehrlos?“, ereiferte sich der Pfarrer. „Sie sind alles, aber ganz sicher nicht wehrlos!“ Wieder befühlte er seinen Hals.
Der Mann tat ihr ein wenig leid. Auf der anderen Seite hätte er wirklich mehr Abstand halten können. Er war selbst schuld. Sie zuckte die Schultern und sagte: „Okay, ich lade Sie zu einem Kaffee ein, wenn Sie versprechen, dass Sie nicht versuchen, mich zu bekehren. Aber erst muss ich mich um meinen Reifen kümmern.“
Übertrieben seufzend schien auch er sich zu beruhigen. „Lassen Sie es gut sein. Darf ich Ihnen vielleicht das eine oder andere ängstliche Mädchen aus meiner Gemeinde zur Ausbildung schicken?“
Sie lachte und antwortete: „Ich kann Ihnen gerne gute Trainer in Frankfurt nennen. Aber ernsthaft, das Angebot mit dem Kaffee gilt.“
Nach einem kurzen Zögern breitete er seine Arme aus und sagte: „Wenn Gott mich schon zu Ihnen geführt hat, dann werde ich Ihnen jetzt erstmal mit Ihrem Reifen helfen. Danach dürfen Sie mich gerne einladen, allerdings nicht zu einem Kaffee, denn sonst wird Gott es für richtig halten, mich heute Nacht keine Minute schlafen zu lassen.“
Gesagt, getan. Sam setzte den Wagen ein kleines Stück zurück, damit die Stelle, die sie am Reifen erfühlt hatte, sich nicht mehr unter dem Kotflügel versteckte, sondern sichtbar wurde. Es stellte sich heraus, dass in dem Gummi ein etwa handbreiter Schnitt oder Riss war. Gemeinsam montierten sie das Reserverad.
„Wenn Sie alle Menschen auf die gleiche Weise kennen lernen wie mich, dann wundert es mich nicht, dass Sie Feinde haben“, bemerkte der Pfarrer.
Sam verdrehte die Augen und antwortete: „Ist ja schon gut. Mehr als entschuldigen kann ich mich nicht.“
„Doch“, widersprach der Mann. „Sie können in Zukunft etwas vorsichtiger sein.“
„Eben weil ich vorsichtig bin, ist Ihnen das passiert“, erklärte Sam.
„Sie hätten aber etwas weniger fest zugreifen können. Wissen Sie, dass Sie mich durchaus hätten umbringen können?“
„Stellen Sie sich vor, Sie wären wirklich ein böser Bub gewesen. Wenn ich nicht so rigoros durchgegriffen hätte, dann wären Sie über mich hergefallen“, gab Sam zu bedenken.
„Ach, kommen Sie. Seien Sie mal ehrlich: Wie vielen wirklich bösen Menschen haben sie schon gegenüber gestanden?“
„Zu vielen“, kam wie aus der Pistole geschossen die Antwort. „Wollen wir jetzt irgendwo etwas trinken gehen? Ich halte meine Versprechen.“
„Nein, es ist spät geworden und ich muss gehen. Wenn Sie möchten, tauschen wir unsere Handynummern aus und holen es irgendwann nach.“
„Gerne“, sagte Sam, und war sich nicht im Klaren darüber, ob sie es auch wirklich so meinte. Aber der Mann war freundlich, obwohl sie ihm so übel mitgespielt hatte, und er war ihr eine große Hilfe beim Radwechsel gewesen. Sie holte ihr Handy hervor, legte einen neuen Kontakt an, und gab dem Mann dann das Gerät, damit er seine Daten eintragen konnte.
Nachdem sie das Telefon wieder zurück bekommen hatte, sagte der Pfarrer: „Passen Sie auf sich auf. Das Loch im Reifen wurde dort absichtlich hineingeschnitten, und ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass Ihr Auto zufällig ausgewählt wurde.“
Mit einen Blick auf das Display antwortete sie: „Ich kann schon auf mich aufpassen.“ Dann las sie: „Pfarrer Ferdinand Klaussen.“
„Oh ja, ich habe erlebt, wie Sie auf sich aufpassen können. Seien Sie trotzdem vorsichtig.“
Dann verabschiedeten sie sich, und Sam fuhr nach Hause.
15 | Deal
Die Blasen blubberten um sie herum. Ein Kunde hatte ihr den Whirlpool bezahlt, weil er ihn bei seinen Besuchen selbst genießen wollte. Jetzt lag sie alleine in der großen Wanne und entspannte sich. Mit geschlossenen Augen versuchte sie jegliche Gedanken abzuschalten. Das angenehm heiße Wasser ließ ihre Muskeln langsam erschlaffen. Ihre Sinne konzentrierten sich auf die Wassermassage und auf die aufsteigenden Luftblasen. Das Fenster
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