Spiel, bis du stirbst (Samantha Veselkova Krimi) (German Edition)
war geschlossen, und außer dem Blubbern gelangte kein Geräusch an ihre Ohren. Bald glitten ihre Sinne in einen Dämmerzustand, der oft das Einschlafen einleitete.
Kurz bevor sich der Schlaf endgültig einstellte, klingelte das Handy. Obwohl sie es extra in ihre Reichweite gelegt hatte, ging sie nicht ran. Ein Blick auf das kleine Display hatte ihr gezeigt, dass jemand mit unterdrückter Nummer anrief. Also war es nicht Jan, und heute wollte sie keinen Kundenkontakt mehr haben.
Sie musste später noch darüber nachdenken, was sie als nächstes im Fall Deborah unternehmen würde. Aber nicht jetzt. Erst würde sie sich vollkommen entspannen. Das Klingeln hörte auf, begann aber wenige Sekunde später aufs Neue. Das Spiel wiederholte sich noch zwei Mal, dann gab der Anrufer auf.
Kaum eine Minute danach signalisierte das Handy den Eingang einer SMS. Jetzt war Sam doch neugierig. Sie nahm das Telefon und sah, dass die SMS über eine Nachricht auf der Mailbox informierte. Also wählte sie die Nummer des Anrufbeantworters und hörte bald eine ihr wohl bekannte Stimme: „Hallo Sam, hier ist Gregor. Ich habe morgen frei und würde gerne heute Nacht zu dir kommen. Ehrlich gesagt drehe ich durch, wenn ich nicht bald mal wieder etwas bekomme. Unsere letzte Session ist fast einen Monat her. Es wäre super, wenn du anrufen könntest. Ich habe diese Nummer noch ungefähr eine halbe Stunde aktiv.“
Sam wusste, dass der Polizist für solche Telefonate stets eine separate SIM-Karte benutzte, damit nicht zufällig eine SMS oder ein Anruf einging, wenn er zuhause war und Gefahr lief, dass seine Frau etwas mitbekam. Von einer Sekunde zur anderen war sie hellwach.
‚Gregor‘, dachte sie. ‚Wenn er vielleicht …‘
Aber nein, sie durfte ihre Berufe nicht miteinander vermischen. Sie würde ihn nicht nach Deborah fragen können. Das kam überhaupt nicht in Frage. So schnell die Idee gekommen war, so schnell verwarf Sam sie auch wieder. Aber wer weiß? Vielleicht sagte er ja von selbst etwas. Nicht bewusst, aber eventuell rutschte ihm etwas heraus. Alleine, dass die Möglichkeit bestand, war Grund genug, diese Nacht nicht frei zu haben. Und wenn er nichts sagte, hatte sie immerhin noch ein paar hundert Euro verdient.
Sie wählte seine Nummer und fiel umgehend in ihre Rolle.
„Hey Sam“, kam die sehr erfreute Stimme des jungen Mannes. „Nett, dass du anrufst!“
„Hey Sam?“, wiederholte die Frau erstaunt Gregors Worte. „Was fällt dir ein?!“, fragte sie mit lauter und strenger Stimme.
Sofort wechselte Gregors Tonlage. „Entschuldigen Sie, Herrin, ich wusste nicht …“
„Was wusstest du nicht?“, unterbrach sie ihn. „Wie du deine Herrin anzusprechen hast?“ Ihre Stimme klang spöttisch und arrogant.
„Entschuldigen Sie“, wiederholte der Mann kleinlaut.
„Entschuldigen Sie? Entschuldigen Sie was?!“, rief sie ins Telefon.
„Entschuldigen Sie, Herrin“, beeilte er sich zu sagen.
„Reicht nicht, nach dem, was du dir gerade geleistet hast.“
„Bitte, bitte, entschuldigen Sie, beste Herrin, es tut mir leid. Nie wieder wird es vorkommen. Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist.“
Sie seufzte theatralisch und antwortete: „Na schön. Ich werde mir etwas einfallen lassen, wie du es wieder gut machen kannst. Wann kannst du hier sein?“
„In einer halben Stunde, Herrin.“
„Gut. Bring deine Handschellen mit!“ Natürlich hatte sie eigene Handschellen, empfand es aber als erniedrigender für ihn, wenn er mit seinen eigenen gefesselt wurde.
„Ja Herrin, wie Sie wünschen. Ich freue mich auf Sie.“
Sam antwortete mit einem Lachen, welches man durchaus als gehässig einstufen konnte. Dann legte sie ohne ein weiteres Wort auf. Sie mochte Gregor und würde ihm ein tolles Spiel bereiten. Er kam seit knapp zwei Jahren zu ihr. Sie wusste genau, was ihn anmachte.
Einige ihrer Kunden wollten nur Pseudo-Sessions. Ihre Grenzen waren sehr eng gesteckt, und sie wollten einfach nur das Gefühl haben, mit einer Domina Sex zu haben. Dabei setzten sie von Anfang an die Wünsche und Tabus fest, in deren Rahmen alles ablaufen sollte. Allerdings musste es für Sam immer einen gewissen Spielraum geben, sonst akzeptierte sie einen Kunden nicht. Voll ausleben konnte sie sich bei solchen Männern selten.
Bei Gregor war das anders. Er war tatsächlich in seinem tiefsten Inneren devot, was Erotik betraf. Nicht nur das, er war ebenso masochistisch veranlagt. Dabei verband sein Gehirn körperliche Schmerzen direkt
Weitere Kostenlose Bücher